Deren eigene Fahrgastzahlenerhebung zeigt: 15.000 Fahrgäste auf den Südhöhen, Seilbahn aber soll alleine über 18.000 Fahrgäste jeden Tag transportieren.
Die WSW liegen falsch, wenn sie behaupten, dass der Verein Seilbahnfreies Wuppertal e.V. “wahrheitswidrige” Zahlen verwendet. Die Datengrundlage sind die von den WSW selbst ermittelten Fahrgastzahlen aus den automatisierten Zählgeräten sowie zusätzlichen Handzählungen. Diese Fahrgastzahlen sind uns durch einen Leak von den WSW zugespielt worden.
Ein WSW-Mitarbeiter bestätigte heute sogar gegenüber dem Oberbürgermeisterbüro die so ermittelten Zahlen als die „tatsächlichen Fahrgastzahlen“. Und diese von den WSW selbst ermittelten Fahrgastzahlen zeigen: auf den gesamten Südhöhen bis Hahnerberg fahren auf den bis zu acht Linien weniger als 15.000 Fahrgäste am Tag, sogar mit der Linie 615. Alleine in der Seilbahn sollen es laut Gutachten aber über 18.000 Fahrgäste sein, dabei fahren – durch ein Ingenieurbüro im Auftrag der WSW ermittelt – nur 6500 Fahrgäste von und zur Uni.
Nun ist es an der Zeit von Seiten der Stadt und der Wuppertaler Stadtwerke alle Fakten auf den Tisch zu legen. Denn neben den augenscheinlich verdoppelten Fahrgastzahlen sind mutmaßlich auch Reisezeiten falsch in die Nutzen-Kosten-Analyse eingeflossen.
Die der Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal vorliegenden Fahrgastzahlen zeigen eindeutig und für jeden nachprüfbar: Die in Gutachten angegebenen Fahrgastzahlen sind viel zu hoch angesetzt und verdoppeln künstlich die tatsächliche jetzige ÖPNV-Nachfrage. Die Seilbahn ist damit nicht förderfähig und ein Einstieg ins Planfeststellungsverfahren reine Geldverschwendung.
Seit dreieinhalb Jahren bemüht sich die Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal um eine Veröffentlichung der Fahrgastzahlen. Die WSW verweisen auf das Betriebsgeheimnis und über drei Dutzend Anfragen an das Oberbürgermeisterbüro blieben sämtlich in der Sache unbeantwortet. Dabei ist die Frage so simpel wie einleuchtend: Wie viele Fahrgäste benutzen den ÖPNV zwischen Hauptbahnhof und Küllenhahn? Denn mit der Seilbahn sollen angeblich über 18.000 Fahrgäste fahren. Davon würden 20% neue Fahrgäste sein, so die Nutzen-Kosten-Untersuchung.
Die der Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal zur Verfügung gestellten Fahrgastzahlen zeigen nun, dass auf den gesamten Südhöhen auf bis zu acht Linien weniger als 15.000 Fahrgäste fahren – der Fachausdruck hier ist maximale Querschnittsbelastung. Hierunter fallen damit auch alle Fahrgäste, die an der Neckarstraße, an der Blanckstraße, am Friedenhain, in der Ravensberger Straße oder im Johannistal ein- oder aussteigen – Fahrgäste also, die die Seilbahn nicht direkt bzw. nur über Umwege nutzen können. Übrig bleiben die knapp 6500 Fahrgäste von und zur Universität am Tag, die von der PGV Köln im Auftrag der WSW tatsächlich gemessen wurden. Wie hieraus über 18.000 Fahrgäste werden sollen, kommt einem gutachterlichen Wunder gleich, das durch Zurückhalten der realen Fahrgastzahlen bis nach dem Bürgerentscheid gar nicht erst ans Tageslicht kommen sollte.
Eine Seilbahn mag ein spannendes Projekt und für die Universität ein Alleinstellungsmerkmal sein. Bei dem geplanten Projekt geht es allerdings um ein ÖPNV-Projekt, das als solches bewertet werden muss und nur als solches bewertet werden darf. Dies schreiben Gesetze und Verfahren zwingend vor. Durch die nun vorliegenden Fahrgastzahlen kann eine Förderfähigkeit für dieses ÖPNV-Projekt gar nicht mehr festgestellt werden.
Anstatt in ein 10 Millionen Euro teures Planfeststellungsverfahren für ein Projekt einzusteigen, für das es am Ende keine Fördergelder geben kann, können die Wuppertaler Bürger dem Projekt nun aktiv den Geldhahn abdrehen und damit Ihr eigenes Geld vor einer sinnlosen Verschwendung retten. „Nein“ zur Seilbahn ist hier die bessere Wahl.
Mit knapper Mehrheit hat das Studierendenparlament für den Bau der teuersten Seilbahn der Welt in Wuppertal gestimmt, „um das momentane Chaos am Busbahnhof zu Stoßzeiten in Zukunft“ durch eine Verkürzung der Fahrzeit von 13 auf 3 Minuten ad acta zu legen, wie Juso-Sprecher Yannik Düringer erklärt. Die Juso-Hochschulgruppe lässt dabei außer Acht, dass die Seilbahn in der fünften Etage der Seilbahn-Talstation abfahren wird. Weiterhin werden erhebliche zusätzliche Fußwege auf dem Uni-Gelände zurückgelegt werden müssen, da die Mittelstation weitab der zentralen Uni-Einrichtungen an den Rand des Campus platziert wäre.
Ein Vergleich zeigt, dass die Anreise mit der Seilbahn sogar länger dauern würde. Die Reisezeit mit dem UniExpress vom Hauptbahnhof zum Audimax wird bei etwa 14 Minuten liegen. Mit der Seilbahn würden es durch Treppensteigen oder Aufzugsfahrten in der Talstation, Einstiegs- und Fahrzeiten der Seilbahn sowie Fußwege auf dem Uni-Gelände 13 Minuten sein. Kommen Wartezeiten an der Seilbahn hinzu, ist die Busverbindung sogar schneller. Die Sinnhaftigkeit der Seilbahn ist damit weiterhin ungeklärt.
Das angesprochene „Chaos“ am Busbahnhof ist indes hausgemacht: Mit der Eröffnung des Busbahnhofs hat die WSW die Anzahl der Fahrten vormittags um ein Viertel reduziert. Die seltene Anbindung des Hauptbahnhofs durch die Uni Express-Busse rundet das negative Gesamtbild zusätzlich ab. Dabei schien das ÖPNV-Angebot vor Eröffnung des Busbahnhofs durchaus angemessen, standen besonders in der Spitzenzeit ausreichend Plätze in Bussen zur Verfügung. Durch eine Seilbahn wird das Angebot in der Spitze erheblich reduziert. Hier rächt es sich nun, dass andere Lösungen als die Seilbahn gar nicht in Betracht gezogen wurden.
Das Votum des Studierendenparlaments ist dabei auch ein Votum für weitere Streichungen des Busverkehrs in der Südstadt, die das ÖPNV-Angebot für die darauf angewiesenen Menschen nachhaltig schwächt. Es ist ein Votum für zusätzlichen Autoverkehr, der das fehlende ÖPNV-Angebot ausgleichen muss und die damit verbundenen zusätzlichen Schadstoff- und Lärmbelästigungen. Es ist ein Votum für höhere Gas- und Stromkosten, durch die weiter steigende Bau- und Betriebskosten finanziert werden müssen.
Infoblock:
Reisezeit und Platzangebot
Reisezeiten werden durch Hinweg, Warten, Fahren und Fußweg zum Ziel bestimmt. Fahrgäste sollen gemäß Seilbahnfreies Wuppertal beim Einstieg bis zur Abfahrt der Seilbahn 4 Minuten brauchen. Dazu kommen 3 Minuten Fahrzeit und 6 Minuten Fußweg bis zum Hörsaal. Zusammen ergibt dies 13 Minuten. Die Busanreise bedeutet 5 Minuten Fußweg zum Kleeblatt, 1 Minute Warten, 7 Minuten tatsächliche Fahrzeit und 1 Minute bis zum Hörsaal. Dies sind 14 Minuten.
Die Busse bieten über 4600 Plätze pro Stunde bei Nachfragespitzen an, die Seilbahn böte nur 3500 Plätze. Gemäß Seilbahnfreies Wuppertal in der Spitzenzeit kämen noch Wartezeiten bei der Seilbahn dazu.
Zusammen mit der Wartungspause im März gab es in diesem Jahr an insgesamt 28 Tagen keinen Fahrbetrieb.
Im vergangenen Jahr summierten sich die Tage ohne Fahrbetrieb aufgrund aufwendiger Arbeiten (Tragseile versetzen) sogar auf insgesamt 46 Tage.
Nahezu alle bestehenden Dreiseilumlaufbahnen werden touristisch genutzt. Sie dienen als Zubringer für Ski- und Wandergebiete. Dementsprechend werden Wartungs- und Revisionsarbeiten im Frühjahr oder im Herbst erledigt, wenn die Bahnen nicht benötigt werden. Die Rittner Seilbahn stellt einen Sonderfall bei den Dreiseilumlaufbahnen dar. Sie gehört zum Verkehrsverbund Südtirol. Tage ohne Fahrbetrieb werden im Vorfeld vom Verkehrsverbund angegeben und zeigen den zeitlichen Aufwand, der sich hinter Instandhaltung und Revision einer solchen Seilbahn verbirgt.
Die Ausfallzeiten der Rittner Seilbahn bestätigen nicht die für Wuppertal gemachten Angaben. In den bisher veröffentlichten Studien werden lediglich sechs bis zehn Tage pro Jahr genannt.
Förderfähigkeit einer Seilbahn muss vor Gebäudedeals sichergestellt werden, sonst drohen WSW und Stadt finanzielles Desaster.
In den Verkehrsprognosen für den Wuppertaler ÖPNV nimmt die beauftragte Planungsgesellschaft PGV Köln an, dass von den jetzigen bis zu 15.000 täglichen Busnutzern zwischen Hahnerberg und Cronenberg mit einer Seilbahn nur noch gut 6000 Fahrgäste den ÖPNV nutzen würden. Gemäß diesem, im Auftrag der WSW erstellten, Gutachten könnte mehr als eine Halbierung der ÖPNV-Nutzung eintreten. Umgekehrt dürfte die heute schon hochbelastete Hahnerberger Straße noch mehr Autoverkehr aufnehmen müssen.
Damit wäre die Seilbahn das deutschlandweit erste mit über 60 Millionen Euro bezuschusste ÖPNV-Projekt, welches nachhaltig den Autoverkehr stärkt und den ÖPNV schwächt. WSW-Geschäftsführer Feicht und Oberbürgermeister Mucke präsentierten zwar genau diese Zahlen im letztjährigen April. Eine Erklärung, wie das Projekt unter diesen Bedingungen förderfähig ist und welche Zahlen dem zugrunde liegen, wurde seitdem immer abgeblockt.
Bevor weitere Gelder in den Ankauf von Gebäuden und Grundstücken fließen und städtische sowie WSW-Planungsressourcen in ein gar nicht förderfähiges Projekt gesteckt werden, fordert die Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal e.V. die Stadtspitze sowie den Vorhabenträger auf, absolute Sicherheit über die Förderfähigkeit zu erlangen und die dafür zugrundeliegenden Annahmen, insbesondere die Fahrgastzahlen und Reisezeiten offenzulegen. Ohne Transparenz und ohne robuste Annahmen riskiert die Stadt sogar schon vor dem Einstieg in ein Planfeststellungsverfahren ein finanzielles Desaster.
Die Verkehrsprognosen finden Sie auf Seite 33 und 34 der Nutzen-Kosten-Untersuchung.
Die Verkehrszahlen selber sind in sehr großen Intervallen angegeben, die kaum vernünftige Rückschlüsse zulassen, außer qualitative Fragen wie „Halbierung der ÖPNV-Nutzung?“. Sowohl Sie als Medienvertreter als auch wir als interessierte Bürger können mit solchen unkenntlich gemachten Zahlen nur wenig anfangen. Darum ist Transparenz und Offenheit sehr wichtig.
Nur ein kleiner Bruchteil der Eingeschriebenen nutzt tatsächlich den ÖPNV
Der immer wiederkehrende Verweis auf über 25.000 Studenten und Bedienstete der Universität verschleiert den tatsächlichen Nutzerkreis einer Seilbahn. Gerade einmal 3400 Fahrgäste steigen an der Haltestelle Universität aus, wie eine im Auftrag der WSW durchgeführte Verkehrszählung von PGV Köln in den verkehrsstärksten Wochen im Wintersemester 2015/16 gezeigt hat.
Die Campi Haspel und Freudenberg werden von einer Seilbahn gar nicht bedient. Insbesondere wird der Freudenberg durch die geplanten Buskürzungen deutlich schlechter angebunden.
Auch der Campus Grifflenberg profitiert in der Hauptverkehrszeit nicht von einer Seilbahn, da das heutige Busangebot in den Spitzenzeiten um 8 Uhr und um 10 Uhr deutlich mehr Plätze als die Seilbahn anbietet. Wenn Busse zur Universität zu Stoßzeiten schon überfüllt sind, wird dies mit der Seilbahn, aufgrund derer geringeren Kapazität, erst recht der Fall sein. Ein Wachstum der Studierenden- und Fahrgastzahlen ist mit der Seilbahn somit gar nicht möglich.
Es steht bereits fest, dass diese Seilbahn mit Buskürzungen in der gesamten Südstadt erkauft wird. Eine deutliche Zunahme des Autoverkehrs wird unweigerlich die Folge sein. Wie die Bürgerinitiative schon im Juni zeigte, kann mit der neuesten Standardisierten Bewertung alleine zwischen Cronenberg und Elberfeld eine Zunahme des PKW-Verkehrs von über 5 Millionen km nachgewiesen werden.
Der Nutzen einer Seilbahn ist nach wie vor mehr als fraglich.
Die Seilbahn soll sich durch Ausdünnung im Angebot des im Wuppertaler Busverkehrs finanzieren. Zusammen mit der standardisierten Bewertung wurde nun auch eine konkrete Auflistung der Auswirkungen auf den Busfahrplan mit der Seilbahn veröffentlicht.
Mit der Seilbahn würden das Busangebot in der Südstadt weitab der Seilbahn um rund 50 Prozent gekürzt, teilweise weitab von den Seilbahnstationen. Die Seilbahn hätte aber auch Auswirkungen auf den Busverkehr außerhalb der Elberfelder Südstadt. Lesen Sie nachfolgend einige Beispiele für die Kürzungen:
Hauptbahnhof – Campus Freudenberg, Angebotskürzung um 80 %
Der Campus Freudenberg wird zum morgendlichen Vorlesungsbeginn neun mal pro Stunde vom Hauptbahnhof angefahren (sechs mal mit dem Einsatzbus und drei mal mit der Linie 603). Mit der Seilbahn würden zwei Busse pro Stunde hier halten (zwei mal die Linie 603).
Einmal pro Stunde würde zusätzlich der Campbus den Campus Freudenberg. Als Verbindung vom Campus Grifflenberg (Haltestelle Universität) wäre diese Linie unattraktiv für Personen, die vom Hauptbahnhof abfahren (Umsteigezwang und weiter Fußweg von der Mensa zum Uni-Haupteingang.
Hauptbahnhof – Im Johannistal, Angebotskürzung um 66 % Aktuell gibt es sechs Busse pro Stunde und Richtung, die im Bereich Johannisberg / Fuhlrottstraße halten. Mit der Seilbahn wären es zwei Busse pro Stunde.
Hauptbahnhof – Cronenberg Mitte, Angebotskürzung der Direktverbinugen um 80 %
Aktuell gibt es aus der Mitte Cronenbergs neun direkte Verbindungen pro Stunde in der Hauptverkehrszeit zum Wuppertaler Hauptbahnhof. Mit der Seilbahn wären es zwei.
Sechs weitere Busse würden am Schulzentrum Süd enden (Verlängerung der Reisezeit durch den Umsteigezwang in die Seilbahn).
Die Auswirkungen auf die einzelnen Buslinien im Detail
Buslinie CE 64: Wuppertal Hauptbahnhof – Cronenberg – Solingen
Die Buslinie würde an der Bergstation Küllenhahn enden und nicht mehr bis zum Hauptbahnhof fahren
Taktausdünnung in der Hauptverkehrszeit um 33 % in der Hauptverkehrszeit (3 mal pro Stunde auf 2 mal pro Stunde)
CE 65: Dönberg – Uellendahl – Wuppertal Hauptbahnhof – Cronenberg
Die Buslinie würde an der Bergstation Küllenhahn enden und nicht mehr bis zum Hauptbahnhof bzw. in den Bereich Uellendahl / Dönberg fahren
Taktausdünnung in der Hauptverkehrszeit um 33 % in der Hauptverkehrszeit (3 mal pro Stunde auf 2 mal pro Stunde)
Taktausdünnung in der Hauptverkehrszeit um 33 % in der Hauptverkehrszeit (3 mal pro Stunde auf 2 mal pro Stunde) im Abschnitt Dönberg – Schulzentrum Süd
Taktverdichtung ab Schulzentrum Süd Richtung Cronenberg (4 mal pro Stunde)
Linie endet am Schulzentrum Süd (vom Hauptbahnhof kommend)
Taktausdünnung in der Hauptverkehrszeit um 33 % in der Hauptverkehrszeit (3 mal pro Stunde auf 2 mal pro Stunde) im Abschnitt Hatzfeld – Schulzentrum Süd
645: Uellendahl – Hauptbahnhof – Universität – Küllenhahn
Linie endet am Hauptbahnhof und fährt den Bereich Universität / Küllenhahn nicht mehr an
Uni-Express: Hauptbahnhof – Universität
Entfällt komplett
E-Bus: Hauptbahnhof – Universität – Campus Freudenberg
Gutachter verschweigen Umsteigezwang und längere Fußwege, um Seilbahn zu rechtfertigen
Seit der ersten Vorstellung der Seilbahnpläne im Mai 2015 hat der Verein Seilbahnfreies Wuppertal (SBFW) mehrere tausend Stunden Arbeit investiert, um die drohenden Einschnitte für den ÖPNV, die Umwelt, das Stadtbild, die Privatsphäre von Anwohnern und die Finanzsituation der Stadt Wuppertal zu analysieren und aufzuzeigen.
Fast zwei Jahre später wurde nun von der Wuppertaler Verwaltung endlich die Standardisierte Bewertung veröffentlicht, in der Kosten und Nutzen der Seilbahn gegeneinander abgewogen werden sollen. Versprochen war diese bereits im Vorfeld zum Bürgerbeteiligungsverfahren im letzten Jahr, was jedoch aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen scheiterte. Ohne dieses wichtige Dokument hätte das Bürgergutachten eigentlich nie erstellt werden dürfen, die Stadt Wuppertal und Bürgerbeteiligungsdezernent Herr Paschalis hielten jedoch daran fest und opferten die Zeit der Bürgergutachter ohne grundlegende Zahlen vorweisen zu können.
Nachdem Ende letzter Woche die Standardisierte Bewertung und weitere Dokumente aus internen Kreisen des Rathauses noch vor offizieller Bekanntgabe an den Verein Pro-Seilbahn und von diesem an die Öffentlichkeit getragen wurden, konnte der Verein SBFW sich bereits intensiv mit den Dokumenten auseinandersetzen.
Wie von SBFW befürchtet, finden sich in der Standardisierten Bewertung keine Angaben zu
den zugrundeliegenden Reisezeiten,
den daraus resultierenden Reisezeiteneinsparungen, und
den Gründen bzw. Attraktivitätssteigerungen, die den Umstieg von Auto auf ÖPNV mit Seilbahn hervorrufen.
An allen entscheidenden Stellen wurden in der von der Firma Spiekermann Consulting Engineers durchgeführten Standardisierten Bewertung, entsprechende Parameter zu Gunsten der Seilbahn und in keinster Weise kritisch ausgelegt. So sieht keine objektive Bewertung aus.
Differenziert betrachtet und nachgearbeitet werden sollten beispielsweise folgende Punkte, die erheblichen Einfluss auf das Endergebnis der Bewertung hätten:
Die Annahme einer Abschreibungszeit von 50 Jahren, trotz notwendigen Austauschs von großen Teilen des Seilbahnequipments nach spätestens 30 Jahren, ist in diesem Zusammenhang unseriös.
Die Annahme, dass Studierende an 250 oder mehr Tagen im Jahr zu Universität fahren, ist richtig im Sinne der Standardisierten Bewertung, geht aber an der Realität vorbei. Im Jahr gibt es nur 140 Vorlesungstage und viele Curricula sind darüber hinaus auf vier-Tage-Wochen ausgelegt.
Die Annahme, dass es mit 33% bis 67% Buskürzungen in der Südstadt keinen Fahrgastrückgang im ÖPNV und dadurch bedingt keinen Auto-Mehrverkehr gibt, widerspricht den bisherigen verkehrswissenschaftlichen Erkenntnissen.
Letztendlich bedeutet die Planung mit drei Bediensteten an vier Einstiegsstellen einen automatisierten Betrieb an mindestens einer Einstiegsstelle, dessen Risiko und deren Kosten nirgends bewertet wurde.
Spiekermann Consulting weist an vielen Stellen darauf hin, dass sie keinerlei Erfahrung mit Seilbahnen haben und sich daher bei diversen Aspekten an Aussagen von Arno Schweiger (www.Seilbahnprofi.de) orientieren, welcher im Auftrag der WSW die Wuppertaler Seilbahn-Planung erstellt hat.
SBFW fordert entsprechende Transparenz des Verfahrens und die Überarbeitung der kritischen Punkte.
Um einen ersten Eindruck über die Auswirkungen der Eingangsparameter zu gewinnen, haben wir auf Excel-Basis ein Tool zur Berechnung des Nutzen-Kosten-Indikators bereitgestellt: Standardisierte Bewertung Seilbahn_2017-04-03
Nach der gestrigen Veröffentlichung der abgestimmten Investitionskosten für die Seilbahn durch die WZ ist es an der Zeit – trotz des heutigen Datums – über Alternativen zu sprechen. Für ein deutlich geringeres Investitionsvolumen als die genannten 90 Millionen € könnte auch ein 6 km langer Achterbahnrundkurs gebaut werden.
Die Idee hört sich noch verrückter an als die Planung einer Seilbahn. Die Vorteile liegen aber auf der Hand: eine Achterbahn fährt schneller, kann unterschiedliche Taktzeiten fahren und ist damit energieeffizienter, kann an entscheidenden Stellen eingehaust werden, Spezialzüge werden barrierefrei sein, die Betriebskosten kennt jeder Freizeitpark und nicht nur ganz wenige Betreiber. Last but not least: die Investitionskosten sind geringer.
Das Letzte ist schnell zu zeigen: der 1,6 km lange und über 70 Meter hohe Silver Star im Europapark kostete 2002 etwa 13 Millionen €. Vervierfacht man die Silver Star-Installation und zinst die Investitionskosten mit 2% pro Jahr auf, würde eine über sechs Kilometer lange Achterbahn mit vier Stationen – die Mittelstation hat berg- und talwärts je einen Halt – und 12 Zügen etwa 70 Millionen € kosten. Der Silver Star hat schon eine Höhendifferenz von 67 Metern. Die vierfache Installation wird die benötigte Höhendifferenz von 160 Metern leicht bewerkstelligen.
Silver Star im Europa-Park: die Schallschutzmauer oben wurde zum Schutze der Anwohner installiert
Eine Minute Fahrzeit zur Uni, drei Minuten zum Schulzentrum
Anstelle lauter Kettenantriebe kann ein lautloser Linearsynchronmotor den Zug auf 95 km/h beschleunigen, so dass die Fahrzeit vom Hauptbahnhof bis zur Universität keine 60 Sekunden dauert. Hierbei muss die Station nicht am Rand des Campus platziert werden, da durch problemlose Kurvenintegration eine fast beliebige Stelle für die Zwischenstation gewählt werden kann. Die weitere Fahrt zum Schulzentrum Süd könnte in 70 Sekunden bewerkstelligt werden, so dass die Gesamtfahrzeit vom Hauptbahnhof zum Schulzentrum Süd unter 3 Minuten liegen dürfte.
Anpassbare Kapazität
Zur Spitzenzeit können alle 50 Sekunden Züge mit jeweils 60 Plätzen abfahren und erreichen mit 4300 Plätze/Stunde eine etwa 25% höhere Transportleistung als die Seilbahn. Die erhöhte Leistung ist morgens Richtung Universität auch nötig, da die Seilbahn das bisherige Platzangebot der UniExpress-Busse gar nicht anbieten kann. Die Seilbahn würde damit de facto eine Reduzierung der Kapazität bedeuten, was zu Stoßzeiten, wenn beispielsweise ein Zug mit vielen Studenten ankommt, zu Wartezeiten führen würde.
Betrachtet man die Fahrzeit der Seilbahn außerhalb der Hauptverkehrszeit – gemäß PGV Köln soll die Fahrt vom Hauptbahnhof bis Schulzentrum 12 Minuten dauern – liegt der eigentliche Vorteil auf der Hand. Die Reisezeitverluste aller Cronenberger, die bei einer Fahrt mit der Seilbahn anfallen würden, könnten mit einer Achterbahn zumindest teilweise kompensiert werden.
Schutz der Anwohner und der Natur
Das vorgeschlagene Schienenverkehrsmittel kann aufgrund der Kurvenfähigkeit an alle erdenklichen Topographien angepasst werden. Die auch hier notwendigen Betonfundamente müssen daher weder in Bachquellgebiete noch in Bachläufe gestellt werden, sondern können sich an bestehende Infrastrukturen orientieren.
An Stellen, wo Anwohner von Lärm, Schattenwürfen und Einblicken – die aber bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 60 km/h sowieso schwierig sein dürften – ausgesetzt wären, kann die Strecke durch Sicht- und Lärmschutz sowie durch Einhausungen ergänzt werden.
Erste energetische Betrachtung
Da die Seilbahn als Stetigförderer in jeder Betriebsstunde das Zugkabel bewegen und über alle Stützen und Umlenkrollen ziehen muss, ist die Energiebilanz aufgrund der schwachen Auslastung außerhalb der Hauptverkehrszeiten schlecht, so dass – je nach Ausgangsparameter – drei bis über vier Millionen Kilowattstunden im Jahr benötigt werden.
Die Achterbahn wird an vier Stellen bergauf beschleunigt. Hinter der Abfahrt am Hauptbahnhof wird der gut 26 Tonnen schwere Zug auf 95 km/h beschleunigt. In höhe Oberer Grifflenberg muss nochmals von 50 auf 75 km/h angezogen werden. Nach der Abfahrt an der Mittelstation wird wiederum auf 95 km/h beschleunigt. Die vierte Beschleunigungsstrecke kann eingehaust werden und die Züge erreichen hier die Spitzengeschwindigkeit von 117 km/h. Die Spitzengeschwindigkeit auf der Gesamtrunde wird bergab kurz vor der Mittelstation mit 120 km/h erreicht.
Damit wäre für eine Fahrt vom Hauptbahnhof bis Schulzentrum etwa 14 kWh an elektrischer Energie nötig. Bergab ist keine Energie zum Beschleunigen notwendig. An einem Vorlesungstag könnten 720 Fahrten angeboten werden. An Wochentagen, die vorlesungsfrei sind, dürften 600 Fahrten am Tag ausreichen. Samstags könnten 500 und sonntags 420 Fahrten angeboten werden. Im Jahr wären dies 220.000 Fahrten mit 26 Millionen angebotenen Plätzen. Die notwendige Energie wäre mit unter 3 Millionen Kilowattstunden geringer als bei der Seilbahn.
Dabei sind Optimierungen gar nicht mit eingerechnet. Die Züge können durch eine einfache Weiche an der Mittelstation wenden. Eine Weiche hat jede Achterbahn mit mehreren Zügen, daher ist dies Stand der Technik. Die energetisch aufwändigeren Beschleunigungen auf dem zweiten Streckenabschnitt entfallen damit. Das Seilbahn-Stahlseil muss dagegen immer über die gesamte Länge gezogen werden.
Fazit
Die Liste der Vorteile ist lang: weniger Investitionskosten, deutlich schnellere Fahrzeiten, Einhausungen minimieren die Auswirkungen auf Anwohner und ein deutlich geringerer Energiebedarf. Dieses Konzept hat hier noch nicht einmal das Stadium einer Projektskizze erreicht. Aber die Vorteile sollten Grund genug sein, eine Projektskizze zumindest in Grobzügen zu erstellen.
Zum Abschluss noch ein Satz, der zum heutigen Datum passt: Wenn Wuppertal ein Leuchtturmprojekt braucht, dann ein richtiges. Seilbahnen gibt es viele, die auch schon für den Nahverkehr in Städten mit kaum vorhandenen ÖPNV eingesetzt werden. Eine Achterbahn als ÖPNV-Ergänzung wäre in der Tat weltweit einmalig und hätte eine ganz andere Strahlkraft.
als weniger sinnvoll, weil das gute Busangebot, z. T. mit Schnellbus (Cronenberg-Stadtzentrum) Vorteile gegenüber einer Seilbahn mit reduziertem Busangebot bietet.
Auch die Trassenführung in Wuppertal wird im Artikel thematisiert:
Darüber hinaus würden zahlreiche Wohngebiete überschwebt, wodurch das Projekt als schwer durchsetzbar erscheint.
Die abschließende Aussage im Artikel spiegelt die Hauptaussage von Seilbahnfreies Wuppertal wieder: Wuppertal braucht keine Seilbahn
Letztlich erscheint das Seilbahnprojekt in Wuppertal nicht als notwendig im Hinblick auf die Lösung von Verkehrsproblemen, sondern ist eher ein „Leuchtturmprojekt“ im Rahmen von „Wuppertal 2025“. Das gilt inbesondere auch für die Lage der Berg-Endstation in Küllenhahn.
Den vollständigen Artikel sowie weiterführende Informationen rund um die Seilbahnidee in Wuppertal finden Sie wie gewohnt in unserem Pessespiegel.
Wuppertal braucht keine Seilbahn.
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