Unsere Argumente in Ihrem Briefkasten – 2. Flyer

Nachdem der erste Flyer erfolgreich verteilt wurde, haben wir bereits Mitte August einen zweiten Flyer gestaltet. Dieser mit einer Auflage von 2.500 Stück gedruckt und in der gesamten Südstadt durch Mitglieder der Bürgerinitiative verteilt. Mit einem Klick auf die folgenden Bilder öffnet sich die jeweilige Seite:

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An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön alle, die an der Erstellung, am Druck und an der Verteilung beteiligt waren.

Wegezeitverkürzung für Studentinnen und Studenten

Das immer wieder ins Feld geführte Hauptargument für eine Seilbahn ist die Fahrzeitverkürzung zur Universität. Oft hört an dieser Stelle die Betrachtung auf, selbst Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW Mobil, gibt zu, dass bei der Beurteilung der Seilbahn nur die Fahrzeiten herangezogen wurden. Die tatsächlichen Wegezeiten wurden nicht betrachtet und die WSW Mobil werden die Wegezeiten nicht betrachten, solange die Politik für weitere Untersuchungen keinen Auftrag erteile, so der Chef der WSW Mobil. Sinngemäß sagte Ulrich Jaeger:

„Die WSW Mobil werden die Wegezeiten nicht betrachten, solange die Politik für weitere Untersuchungen keinen Auftrag erteilt.“

Die aufmerksame Bürgerin und der aufmerksame Bürger können sich durchaus selber ein Bild von den Wegezeiten machen. Als Erstes sollten die tatsächlichen Fahrzeiten und die Fahrzeiten nach dem Döppersberg-Umbau ermittel und aufgeschrieben werden. Aus den ehemaligen und aktuellen Fahrplänen der WSW Mobil sowie der Vorstudie zur Seilbahn erfährt man die Fahrzeiten.

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Tabelle 1: Fahrzeiten

Um von der reinen Fahrzeit zur Wegezeit zu kommen, müssen weitere Zeitbestandteile herangezogen werden (vergleiche Standardisiertes Bewertungsverfahren 2006, Intraplan Consult, hier ohne Widerstandsbetrachtung):

Die Wegezeit setzt sich zusammen aus der Zeitdauer des Fußwegs vom Startpunkt zum Einstiegspunkt, der Wartezeit, der Fahrzeit und der Zeitdauer des Fußwegs zum Ziel

Ein großer Anteil der Wuppertaler Studierenden pendelt von außerhalb ein. Daher wird zur Wegezeitbetrachtung der Startpunkt im Bahnhofstunnel unter Gleis 1 angenommen. Nun müssen die aufmerksame Bürgerin und der aufmerksame Bürger abschätzen, wie lange man vom Bahnhofstunnel zum neuen Busbahnhof neben Gleis 1 braucht. Und wie lange braucht ein Seilbahnnutzer vom Bahnhofstunnel für die Überwindung der 18 Meter Höhendifferenz bis zur Einstiegsplattform der Seilbahn. Folgende Annahme wird nun getroffen:

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Tabelle 2: Fußwegezeiten am Hauptbahnhof

Die Wartezeit ist zur Hauptverkehrszeit in beiden Fällen sehr gering. Im Zeitraum zwischen 7:30 Uhr und 8:15 Uhr – morgendliche Veranstaltungen an der Universität starten zwischen 8:00 und 8:30 Uhr – fahren 33 Busse Richtung Südhöhen ab, davon sind es 23 zur Universität: das ist ein 117 Sekundentakt, womit die durchschnittliche Wartezeit unter einer Minute ist. An der Seilbahn dürfte keine Wartezeit (theoretischer Mittelwert: 15 Sekunden) entstehen, wenn nicht zu viele Fahrgäste gleichzeitig eintreffen. Das gleichzeitige Eintreffen von Fahrgästen dürfte morgens die Regel sein. Wenn 140 Studierende zur Universität wollen, finden diese, wenn auch eng und unbequem, in einem Gelenkbus Platz. Die gleiche Anzahl von Studierenden braucht vier Gondeln, in denen es genauso eng und unbequem zugehen wird.

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Tabelle 3: Wartezeiten an der Seilbahn

Im Schnitt warten die Seilbahnnutzer eine gute Minute. Aber wenn und nur wenn vorher kein anderer Fahrgast auf der Plattform gewartet hat und zuerst einsteigen darf.

Als letzter Punkt der Wegezeitbestimmung müssen die Fußwege auf dem Campus Grifflenberg abgeschätzt werden. Hierzu sind drei Hörsaalbereiche herangezogen worden. Erstens: Die Hörsäle 4 bis 14, die das Zentrum des Campus ausmachen und um sowie über der Gaußstraße angeordnet sind – nicht ohne Grund sind die Bushaltestellen genau hier platziert. Zweitens: Der neue Audimax Hörsaal 33. Und drittens: Die der Mensa am nächsten liegenden Hörsäle 15 bis 22.

Campus Grifflenberg
Abbildung 1: Campus Grifflenberg mit allen Hörsälen © OpenStreetMap-Mitwirkende

Die Standorte der Hörsäle, der Haltestellen und der Seilbahnstation sind in Abb. 1 visualisiert. Hierbei wird deutlich, dass die Seilbahn nicht nur am äußersten Rand des Campus platziert ist, sondern dass aufgrund der Topographie nicht unerhebliche Höhenmeter zu erklimmen sind. Von der Ebene 5, hier wird mutmaßlich die Seilbahnstation errichtet und das ist – bis auf Kneipe und Mensa – der tiefste Punkt des Campus, bis zur Ebene 8, die Ebene der Bushaltestelle, sind 93 Stufen hinaufzusteigen. Siehe auch: https://www.youtube.com/watch?v=gXmkUIH7LAk

Damit können die Fußwegzeiten abgeschätzt werden.

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Tabelle 4: Fußwegezeiten auf dem Campus Grifflenberg

Wird nun die Busfahrzeit mit 9 Minuten vom Hauptbahnhof zur Universität etwas höher angesetzt als es vor dem Döppersberg-Umbau der Fall war, kann nun der Wegezeitenvergleich durchgeführt werden.

Für die Wegezeit zum Hörsaalkomplex 4 bis 14 stellt es sich für die Seilbahn wie folgt dar: Fußweg zur Station 4 Min., Wartezeit 1 Min., Fahrzeit 3 Min., Fußweg auf Campus 4 Min., Summe 12 Min.

Im Vergleich dazu die Buswegezeit: Fußweg zum Busbahnhof 1 Min., Wartezeit 1 Min., Fahrzeit 9 Min., Fußweg auf Campus 1 Min., Summe 12 Min.

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Tabelle 5: Wegezeitenvergleich

Das Resultat führt zu einem mehr oder weniger erstaunlichen Ergebnis. Die aufmerksame Bürgerin und der aufmerksame Bürger werden im Anschluss die Frage stellen, ob für diese Verkürzung der Wegezeit, wenn es denn überhaupt zu einer Verkürzung kommt – in der Betrachtung wurde nicht untersucht, ob die Seilbahn überhaupt dem morgendlichen Ansturm der Studierenden gewachsen ist -, sich der ganze Projektaufwand lohnt. Das ist also das immer wieder ins Feld geführte Hauptargument. Wenn es nach der Wuppertaler Kommunalpolitik gehen soll: ja.

Die Seilbahn verkürzt die Wegezeit zur Universität in vielen Fällen gar nicht. Im Mittel könnte eine Wegezeitverkürzung von einer Minute angenommen werden.

Schattenwurf

Über die „Schattenseiten“ des einer möglichen Seilbahn über der Wuppertaler Südstadt wurde vor einigen Wochen an dieser Stelle bereits berichtet. Das folgende Video von der Rittner Seilbahn in Bozen unterstreicht zusätzlich, dass der Schattenwurf durchaus ein ernstzunehmendes Thema für Anwohner ist.

Bitte stellen Sie sich vor, Sie wollen nachmittags an einem schönen Sommertag in Ihrem eigenen Garten entspannen. Vielleicht auf einem Liegestuhl in Ruhe lesen oder Zeit mit der Familie verbringen. Und nun stellen Sie sich vor, dass mehrmals in der Minute eine Seilbahngondel einen Schatten in Ihren Garten wirft,  etwa so groß wie eine Garage. Wir sind nicht der Ansicht , dass dies irgendwann keiner mehr wahr nehmen wird.
Vom Schattenwurf wären nicht nur  Anwohner direkt unter der Trasse betroffen. Abhängig von der Tageszeit und der Position entlang der Trasse würde  der Schattenwurf mehrere hundert Meter weit reichen. Im folgenden Video wurde der Schattenbereich der zur Diskussion gestellten Trasse analysiert.

Trassenbegehungen

Wir haben in den letzten Wochen für die Kandidaten (inklusive des Amtsinhabers), die sich um den Posten des Oberbürgermeisters in unserer wunderschönen Stadt Wuppertal bewerben, so genannte „Trassenbegehungen“ angeboten. Unser Ziel war es dabei, den interessierten Bewerbern um das Amt möglichst die vielen kritischen Aspekte bezüglich der über der Südstadt geplanten Seilbahn persönlich und direkt zugänglich zu machen. Diese Begehungen haben wir bewusst im kleinen Rahmen durchgeführt, der einen persönlichen Dialog und auch Raum für Reflexion und Diskurs ermöglichen sollte. Dabei haben wir interessante Menschen kennengelernt, die sich alle mit großer Ernsthaftigkeit für diese Stadt und ihre Bewohner einsetzen wollen. In einer Zeit, in der die übergroße Mehrheit sich „ins Private“ zurückzieht, sich nicht bereit oder in der Lage findet sich einzubringen, sollte man das erst einmal über alle Parteigrenzen hinweg anerkennen.

Zu den einzelnen Berichten gelangen Sie, wenn Sie auf die unten stehenden Namen klicken:

Herr Mucke (SPD)

Frau Böth   (Die Linke)

Herr Schulz (Die Grünen)

Frau Petersen (parteilos, WfW)

Sie alle haben sich die Zeit genommen (Teils in Begleitung), mit uns gemeinsam das Projekt zu diskutieren, und dabei über Stock und Stein dem von einem externen Ingenieurbüro geplanten Pfad zu folgen. Darüber freuen wir uns, wir danken für die Zeit und die geführten Gespräche! Wir hoffen am Samstag den 19. September auch Peter Jung zu unserer Runde begrüßen zu können. Ein entsprechendes Zeitfenster für uns war vor dem (ersten) Wahlgang leider nicht zu finden.

Edit 22.09.:
Die genannte Begehung mit Herrn Jung hat mittlerweile stattgefunden. Unser Bericht:

Herr Jung (CDU)

Als einziger Kandidat hat Herr Jung sich über sein Büro bereits am ersten folgenden Werktag für die gemeinsame Wanderung bedankt und uns sein Resümee schriftlich zukommen lassen.

Seilbahn und Grünstrom

In den letzten Tagen und Wochen hören die aufmerksame Bürgerin und der aufmerksame Bürger an Wahlständen in der Innenstadt oder auf OB-Kandidatenveranstaltungen regelmäßig das Statement, die Seilbahn könne mit 100% Grünstrom/Ökostrom betrieben werden. Darum, so wird argumentiert, werde durch die Seilbahn kein CO2 emittiert. Somit sei sie ökologisch sinnvoll und der Betrieb zu begrüßen. So oder so ähnlich wird unisono an den Ständen aller Farben argumentiert. Als Quellen für den Seilbahn-Grünstrom werden gerne die AWG und das Windrad auf Küllenhahn genannt.

Die Seilbahn kann mit 100% Grünstrom betrieben werden, indem man der Seilbahn die Strommengen von Grünstrom einfach zuordnet. Das ist zwar technisch nicht möglich – hier erwähnte Ulrich Jaeger, Geschäftsführer WSW Mobil, dass die Seilbahn an das europäische Verbundnetz angeschlossen wird, und damit eine Zuordnung der Stromerzeuger für die Seilbahn nicht möglich sei – aber im Allgemeinen wird eine solche Grünstromzuordnung akzeptiert. Womit festgehalten werden kann:

Die Seilbahn kann mit 100% Grünstrom betrieben werden, aber nur zu Lasten anderer Verbraucher

Der Nebensatz ist nun zu erklären. Da die Seilbahn als neuer Verbraucher im Verbundnetz betrieben wird, kann und wird nicht gleichzeitig hierfür exklusiv Grünstrom produziert oder bereitgestellt. Also wird der Grünstrom an anderer Stelle weggenommen, damit die Seilbahn mit Grünstrom betrieben werden kann.

Es wird nun ein keiner Bilanzkreis mit 6000 Haushalten und der Seilbahn untersucht. Die 6000 Haushalte benötigen im Beispiel 20.100 MWh mit dem in Deutschland 2014 tatsächlich gegebenen Grünstromanteil von 25,8% und Atomstromanteil von 15,9%.

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Abb. 1: 6000 Haushalte, deutscher Strommix 2014, Grünstrommenge konstant

Kommt nun zusätzlich die Seilbahn als Verbraucher dazu, wird nicht deswegen mehr Sonne scheinen oder mehr Wind wehen. Da Grünstrom Einspeisevorrang hat, wird dieser sowohl bei hoher als auch bei niedriger Stromabnahme immer ins Verbundnetz eingespeist. Atomstrom ist für Kraftwerksbetreiber bei Nichtbetrachtung der Entsorgungsfrage die günstigste Energiequelle, somit wird dieser nach gesetzlichen Vorgaben auch immer ins Verbundnetz eingespeist. Damit bleiben nur noch die fossilen Energieträger übrig, die zum Abfangen zusätzlicher Verbraucher genutzt werden können.

In Säule 3 der Abb. 1 ist zu sehen, dass die 6000 Haushalte exakt die gleiche Strommenge wie in Säule 1 beziehen, nur dass der Grünstromanteil fast komplett durch die Seilbahn konsumiert worden ist. Der zusätzliche Strom – die Nachfrage stammt von der Seilbahn – wird hierbei von fossilen Energieträgern zur Verfügung gestellt. Eine fossil erzeugte Kilowattstunde verursacht knapp ein Kilogramm CO2. Ist die Grünstrommenge konstant und wird durch zusätzliche Stromabnahme nicht erhöht, schließt man:

Ist die Grünstrommenge konstant, so verursacht die Seilbahn 4,5 Millionen kg CO2

Die aufmerksame Bürgerin und der aufmerksame Bürger mögen nun anmerken, dass der Grünstromanteil in Deutschland so groß sei, dass bei einer Mehrabnahme nicht plötzlich 100% Kohlestrom/fossil erzeugter Strom nach Wuppertal fließt bzw. in Wuppertal produziert wird, sondern dass der zusätzlich nachgefragte Strom der Mischung des deutschen Strommixes mit 25,8% Grünstrom, 15,9% Atomstrom,  43,9% Kohlestrom und 14,4% Erdgasverstromung sowie Sonstiges entspräche.

Bei einem großen Verbundnetz ist dies tatsächlich anzunehmen und würde bei einer Bilanzierung für die vorgenannten 6000 Haushalte zu folgendem Ergebnis führen:

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Abb. 2: 6000 Haushalte, deutscher Strommix 2014, Grünstromanteil konstant

In Säule 1 und 3 ist der Grünstromanteil mit 25,8% identisch, ebenso ist der Anteil des CO2-freien Atomstroms mit 15,9% hier gleich geblieben. Am Ende muss wegen der Mehrabnahme von elektrischer Energie auch hier aus fossilen Energiequellen zusätzliche Stromversorgung bereitgestellt werden, womit festgestellt werden kann:

Ist der Grünstromanteil konstant, so verursacht die Seilbahn 2,6 Millionen kg CO2

Besonders kritische Bürgerinnen und Bürger vermuten hinter den Zahlen einen Trick, insbesondere könnten die 6000 Haushalte ein viel zu kleiner Bilanzkreis sein. Der Grund für die 6000 Haushalte ist nur ein optischer: besonders in Abb. 1 Säule 3 ist direkt zu sehen, dass der durch die Seilbahn verwendete Grünstrom zulasten der restlichen Verbraucher im Verbundnetz geht. An den absoluten Zahlen der fossilen Stromerzeugung und der CO2-Emission ändert die Größe des Bilanzkreises gar nichts, wie die nächsten beiden Grafiken zeigen.

Es werden nun alle Privathaushalte und das Gewerbe in Wuppertal als Bilanzkreis herangezogen.

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Abb. 3: 170000 Haushalte, deutscher Strommix 2014, Grünstrommenge konstant
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Abb. 4: 170000 Haushalte, deutscher Strommix 2014, Grünstromanteil konstant

Wie in den Abbildungen 3 und 4 zu sehen ist, bleibt die fossil erzeugte Energiemenge unabhängig von der Bilanzkreisgröße gleich. Als wahrscheinlichstes Szenario kann davon ausgegangen werden, dass aufgrund der 4,6 Millionen Kilowattstunden elektrischer Energie der Seilbahn (Mittlere Annahme der Vorstudie Ing.-Büro Schweiger) mindestens 2,686 Millionen Kilowattstunden zusätzlich in fossilen Kraftwerken erzeugt werden muss. Das gilt auch dann, wenn die Seilbahn zu 100% mit Grünstrom betrieben wird.

Ganz besonders kritische Bürgerinnen und Bürger schauen auf die Entwicklung des Grünstromanteils in Deutschland und merken an, dass im Jahr 2025 der Grünstromanteil im deutschen Strommix bei 40% bis 45% liegen wird. Im Folgenden wird das Jahr 2022 herangezogen und ein fiktiver Rest-Atomstromanteil von 1% angenommen. Außerdem wird angenommen, dass das Ausbauziel des Grünstromanteils für 2025 schon im Jahr 2022 erreicht wird.

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Abb. 5: 6000 Haushalte, fiktiver Strommix 2022, Grünstrommenge konstant

Obwohl viel mehr Grünstrom im Verbundnetz vorhanden ist, bleibt die fossil erzeugte Energiemenge für den zusätzlich nötigen Seilbahnstrom – wie schon in Abb. 1 zu sehen war – konstant.

Wird nun – analog zur Abb. 2 und 4 – angenommen, dass der zusätzlich angefragte Seilbahnstrom mit dem fiktiven deutschen Strommix 2022 erzeugt wird, ist sogar etwas mehr fossil erzeugte Energiemenge nötig als dies in Abb. 2 oder 4 erforderlich war.

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Abb. 6: 6000 Haushalte, fiktiver Strommix 2022, Grünstromanteil konstant

Wie in allen Szenarien zu sehen ist, muss bei zusätzlicher Stromnachfrage – egal, ob dies eine Seilbahn oder ein Elektrostahlwerk ist – zusätzlich Strom erzeugt werden. Zusätzlicher Strom wird im Verbundnetz zu etwa 44% aus Kohle und zu 10% aus Erdgas gewonnen. Die damit neben Stickoxiden, Quecksilber und Feinstaub entstehenden CO2-Emissionen können nicht weggerechnet werden.

Umfrageergebnis zum Thema Seilbahn aus der Wuppertaler Rundschau

In der letzten Samstagsausgabe der Wuppertaler Rundschau (vom 29. August 2015) wurde eine Umfrage gestartet. Es wurde gefragt:

Der Widerstand gegen das Wuppertaler Seilbahn-Projekt wächst. Sind die Kritikpunkte der Anwohner und der Bürgerinitiative berechtigt?

Ergebnis der Umfrage aus der Wuppertaler Rundschau vom 02. September
Ergebnis der Umfrage aus der Wuppertaler Rundschau vom 05. September

Das Ergebnis der Umfrage wurde Online am 1. September und in der Samstagsausgabe der Rundschau vom 5. September veröffentlicht:

Insgesamt wurden 905 Stimmen abgegeben. Es gab 751 Ja-Stimmen. Das entspricht einer Quote von 83 %. Auch wenn die Umfrage keine repräsentative Abstimmung ist, zeigt sie doch deutlich, dass das Seilbahn-Projekt auch Nachteile für Wuppertaler unter der Trasse, in der Elberfelder Südstadt und der ganzen Stadt hat. Und diese Nachteile werden auch bei den Menschen in Wuppertal wahrgenommen.

OB Jung: „Ich glaube, das wird irgendwann keiner mehr wahrnehmen.“

Herr Jung hat der Cronenberger Woche vom 28./29.08.2015 ein bemerkenswertes Interview gegeben, in dem er sich auch zu dem Seilbahnprojekt nochmals positioniert hat:

Ich sehe die Seilbahn als eine große Chance. Ich glaube, wir diskutieren in diesem frühen Stadium schon viel zu sehr um Einzelfragen. Viele große Fragen sind noch zu lösen, bevor man in ein Planfeststellungsverfahren einsteigen kann. Die Finanzierung ist ohne die entsprechenden öffentlichen Zuschüsse überhaupt nicht denkbar. Deshalb müssen wir zunächst darum kämpfen, dass der VRR die Finanzierung zum großen Teil übernimmt. Ich habe großes Verständnis für diejenigen, die davon direkt betroffen sind. Ich glaube aber, dass sich die Proteste derjenigen relativieren, die nur kritisieren, dass über ihr Haus geschwebt wird. Ich glaube, das wird irgendwann keiner mehr wahrnehmen. Ich denke, wenn wir nicht in Wuppertal eine solche Chance nutzen, da wir hier einmal so etwas Bahnbrechendes gebaut haben wie die Schwebebahn, wo sollte das dann entstehen. Wer die Busse sieht, die sich morgens durch die Südstadt quälen, der muss doch sagen: Es ist aller Mühen wert, das Seilbahn-Projekt zu versuchen, die das alles viel erträglicher machen würde.

Meint Herr Jung allen Ernstes, dass Gondeln in der Größe von Kleinbussen, die alle 16 Sekunden in ca.  20 Metern über privaten Grundstücken fliegen, irgendwann nicht mehr wahrgenommen werden ?

Wann werden die „vielen großen Fragen“ geklärt ? Müsste das nicht vor einem Ratsbeschluss zu einem Planfeststellungsverfahren erfolgen ?

Am gleichem Wochenende (!) hat sich Herr Jung für den Erhalt „hochattraktiver Wohngebiete“ am Lichtscheid ausgesprochen.

Wer wie OB Jung die Ziele und Argumente der BI „Keine Forensik auf Lichtscheid“ unterstützt, kann nicht gleichzeitig die Kritik von Anwohnern der Südstadt kleinreden ! 

Das komplette Interview kann hier nachgelesen werden. Die Gesamtausgabe der Cronenberger Woche vom 28./29.08.2015 kann unter diesem Link aufgerufen werden.

Störung der Privatsphäre – Vergleich zwischen Schwebebahn und Seilbahn

Der Verkehrsexperte Univ.-Prof. em. Dr.-Ing. Joachim Fiedler und emeritierter Inhaber des Lehrstuhls für öffentlichen Personennahverkehr an der Bergischen Universität Wuppertal, hat seine Gedanken zum Thema „Sich durch Seilbahn-Überfahren behelligt fühlen“ veröffentlicht.

Hierin beschreibt er, was eigentlich jeder kennt. Sitzt man zum Beispiel in einem Zug, der mit 100km/h fährt, kann man prima die entfernt liegende Landschaft betrachten und auch Einzelheiten erkennen. Begegnet man aber einem Zug, der sich in entgegengesetzter Richtung bewegt, lässt sich nichts von diesem oder seinen Insassen erkennen.
Einen ähnlich unterschiedlichen Effekt beschreibt er beim Vergleich der Vorbei- bzw. Überfahrt der Schwebebahn bzw. Seilbahn.

Nicht zuletzt sind die Wohnung an der Schwebebahn (z.B. Vohwinkel) in der Regel so ausgerichtet, dass die intimen Zimmer hinten raus gelegen sind. Die Seilbahn soll allerdings quer über private Hausgärten und Dachfenster mit Badezimmern hinweg führen.

Seine komplette Stellungnahme finden Sie folgend:

Es lohnt sich, über die Einflussfaktoren des gefühlten Beobachtetwerdens nachzudenken. Immer wieder meinen vor allem Auswärtige, die Anwohner der Kaiserstraße müssten sich doch in ihren Wohnungen durch vorbeifahrende Schwebebahnfahrgäste geradezu „inspiziert“ fühlen. Antwort: Nein. Und warum nicht? Ganz einfach: Die Bahn fährt zu schnell und zu nah an den Fenstern vorbei, d.h. die „Wahrnehmungsdauer“ ist einfach zu kurz.

In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Seilbahn ganz wesentlich von der Schwebebahn. Ja, es kommen sogar Zweifel an der gepriesenen Überflughöhe von 40 bis 70 m auf. Bei größerer Entfernung zwischen Betrachter und Objekt  nimmt die Wahrnehmungsqualität (ohne gute Kameras) – sprich Bildschärfe – zwar ab, die Basis des Sichtkegels aber zu, wodurch die Wahrnehmungsdauer vergrößert wird. Das gilt übrigens in beiden Richtungen, also von der Seilbahn auf die rund 250 Kleingärten und umgekehrt, was das Unwohlsein der Kleingärtner – als Beispiel – verlängert … und zudem die fast ketzerische Frage aufwirft, ob urbane Seilbahntrassen nicht weniger störend möglichst niedrig über Mietshäusern verlaufen sollten, vorausgesetzt der Lärm vorbeifahrender Kabinen ist nahezu Null. Das erträgliche Optimum zwischen den genannten Aspekten wäre zu erforschen.

Kriterien für etwaige „Schmerzensgeldansprüche“ könnten sein: Entfernung zwischen Kabinentrasse und Betroffenen, Wahrnehmungsdauer und Fahrzeugdichte. Das Ergebnis einer solchen Studie  könnte dann zu unterschiedlich breiten „Schutzkorridoren“ führen, wie man es vom U-Bahn-Bau wegen denkbarer Erschütterungsschäden durchaus kennt.

Probleme bei innerstädtischen Seilbahnprojekten

Es gab bereits durchaus Ideen oder Planungen, in Deutschland Seilbahnen innnerhalb von Städten zu bauen. Beispiele sind Hamburg, Aachen oder Trier. Jedoch wurde bis jetzt noch keine Seilbahn über bebautem Gebiet realisiert. Woran liegt das? In einem Artikel im Tagesspielgel vom 01. Februar 2015 werden die Nachteile von Seilbahnen im urbanen Raum mit klaren Worten geschildert.

Bleiben zwei Probleme. Ob Seilbahnen und vor allem deren Masten eine Stadt hässlicher machen, darüber lässt sich noch streiten. Fest aber steht: Wer nicht möchte, dass über seinem Haus Gondeln schweben, kann sich rechtlich wehren. „Die Planer müssen sich eben auf den öffentlichen Raum konzentrieren“, sagt Monheim, „am besten, die Bahnen verlaufen parallel zu großen Straßen.

Zitiert wird hier Heiner Monheim (Professor für Raumentwicklung an der Universität in Trier)

Aktuell steht Wuppertal mit der Idee, eine urbane Seilbahn zu bauen, nicht alleine. Ein weiteres Beispiel ist Bochum. Hier gibt es die Idee eines ganzen Seilbahnnetzes. Bei der Trassenführung der möglichen ersten Seilbahn zwischen der Innenstadt und dem Einkaufszentrum Ruhr-Park hat man offensichtlich, nicht wie in Wuppertal, die von Herrn Monheim genannten Probleme berücksichtigt. Es wäre eine Trassenführung möglich, die nicht über bebautes Gebiet, sondern an Wohngebieten vorbei führen würde. Darüber hinaus hätte die Bahn zwei Zwischenstationen, mit denen eine Anbindung von Wohngebieten an die Seilbahn gegeben wäre.

Immobilien von Seilbahnanwohnern werden YouTube Stars

Bei unseren Recherchen sind wir auf „spannende“ Videos gestoßen, in denen die Immobilien von Anwohnern von Seilbahn-Trassen unfreiwillig YouTube-Stars wurden.

Folgend ein Beispiel, wie eindringlich Blicke aus einer Seilbahn werden können und der Beweis, dass man sich vor der Veröffentlichung im Internet kaum schützen können wird.
Wenn man genau hinsieht, haben viele betroffene Terrassen einen Sichtschutz installiert. So müssten auch in Wuppertal – ob Sonne oder nicht – die Anwohner an der geplanten Seilbahntrasse ihre Privatsphäre versuchen zu schützen.