Archiv der Kategorie: Seilbahn

Alle Artikel zum Thema Seilbahn in Wuppertal

Seilbahnfreies Wuppertal in der Neuen Züricher Zeitung

Die Initiative Seilbahnfreies Wuppertal findet nun auch über die deutschen Landesgrenzen hinaus Beachtung. Die „Neue Züricher Zeitung“ veröffentlichte am 3. Januar 2017 einen Artikel über Seilbahnen in deutschen Städten auf ihrer Website.

Berlin, Köln und Koblenz. Das sind deutsche Städte, in denen bereits Seilbahnen fahren. Und die Anlagen haben etwas gemeinsam. Sie wurden alle für eine Gartenschau gebaut. Die Bahn in Berlin wurde erst kürzlich für die „IGA 2017“ fertiggestellt.

Die „Neue Züricher Zeitung“ berichtet aber auch von Städten, in denen Seilbahnen im Gespräch sind, darunter auch über Wuppertal. Im Artikel werden unsere Argumente gegen die Seilbahn zusammengefasst:

Andere Stadtteile würden abgehängt werden oder müssten deutlich längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen. Die Fahrzeit könne, im Vergleich zu Bussen, kaum verringert werden.

Auch die Kürzungen bei vorhandenen Buslinien und die schlechte Energiebilanz einer Seilbahn werden angesprochen.

Erwähnenswert ist darüber hinaus ein Zitat von Heiner Monheim (Professor für Angewandte Geografie, Raumentwicklung und Landesplanung an der Universität Trier). Bezüglich der Streckenplanung von innerstädtischen Seilbahnen sagt er:

Die Seilbahn ist jedoch kein Alleskönner.

Weiter heißt es im Artikel.

Die Anzahl der Haltestellen ist aus technischen und auch aus finanziellen Gründen begrenzt. Anwohner könnten sich von den Gondeln, die über ihr Haus schweben, gestört fühlen. Deshalb sollte die Strecke so geplant werden, dass sie eher entlang von Strassen und über Gewerbe- statt Wohngebiete führe.

In unserem Pressespiegel finden sie wie gewohnt auch im neuen Jahr Artikel und Leserbriefe rund um die Seilbahn-Diskussion in Wuppertal.

Die Seilbahn in Wuppertal würde kein Verkehrsproblem lösen

Die Bonner Umweltzeitung hat in ihrer aktuellen Ausgabe das dortige Seilbahnprojekt näher betrachtet. Dabei wird auch ein Vergleich mit der Seilbahnidee in Wuppertal gemacht. Diese erscheint laut der Umweltzeitung im Vergleich zu Bonn…

als weniger sinnvoll, weil das gute Busangebot, z. T. mit Schnellbus (Cronenberg-Stadtzentrum) Vorteile gegenüber einer Seilbahn mit reduziertem Busangebot bietet.

Auch die Trassenführung in Wuppertal wird im Artikel thematisiert:

Darüber hinaus würden zahlreiche Wohngebiete überschwebt, wodurch das Projekt als schwer durchsetzbar erscheint.

Die abschließende Aussage im Artikel spiegelt die Hauptaussage von Seilbahnfreies Wuppertal wieder: Wuppertal braucht keine Seilbahn

Letztlich erscheint das Seilbahnprojekt in Wuppertal nicht als notwendig im Hinblick auf die Lösung von Verkehrsproblemen, sondern ist eher ein „Leuchtturmprojekt“ im Rahmen von „Wuppertal 2025“. Das gilt inbesondere auch für die Lage der Berg-Endstation in Küllenhahn.

Den vollständigen Artikel sowie weiterführende Informationen rund um die Seilbahnidee in Wuppertal finden Sie wie gewohnt in unserem Pessespiegel.

Brandschutz

Wenn die Seilbahnplanungen mit der vom Ingenieurbüro Schweiger präferierten Trasse voran schreiten sollen, werden die Planer auf Probleme stoßen, die sehr schwer zu lösen sind. Eines dieser Probleme ist der Brandschutz. Damit ist nicht – wie man vielleicht zuerst meinen könnte – der Schutz der Anwohner unter der Trasse gemeint. Vielmehr müssen die Planer der Trasse alle Gebäude unter der Seilbahn bzw. in der unmittelbaren Umgebung als potentielle Gefahrenquelle für die Seilbahn betrachten.

Werden Seilbahnen neu gebaut, gilt der „Leitfaden über grundlegende Sicherheitsanforderungen für Seilbahnen im Hinblick auf den Brandschutz“, der vom Bayrischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie herausgegeben wurde. Er ist sowohl in Bayern als auch in Baden-Würtemberg gültig, also in den beiden Bundesländern mit der größten Anzahl an Personenseilbahnen, bedingt durch ihre Skigebiete. Demnach ist es sehr wahrscheinlich, dass er auch für urbane Seilbahnen in ganz Deutschland herangezogen wird.

Zum Thema Trassenführung gibt es klare Anweisungen. So heißt es im Leitfaden:

„Um eine schädigende Brandeinwirkung auf Seile, Stützen und Fahrzeuge zu vermeiden, muss seitlich der Trasse ein ausreichender horizontaler Abstand von Gebäuden zu den Seilen gegeben sein.“

Im Hinblick auf den Brandschutz ist die Frage nach der Überfahrthöhe über Gebäude also völlig irrelevant. Gebäudeüberfahrten sind demnach zu vermeiden. Diese Aussage steht allerdings im krassen Widerspruch zur aktuell vorgeschlagenen Trasse. Wieso hat das Ingenieurbüro Schweiger die Trasse einfach über zahlreiche Gebäude geplant? Es gibt eine „Hintertür“ im Brandschutz Leitfaden für Seilbahnen, der in bestimmten Fällen Ausnahmen vorsieht:

„Im Einzelfall sind Abweichungen von den Sicherheitsanforderungen dann möglich, wenn insbesondere das angestrebte Schutzziel „Räumung der Bahn im Brandfall“ hinreichend gesichert ist.“

In wie fern bei der Seilbahn in Wuppertal von „Einzelfall“ gesprochen werden kann, muss im weiteren Planungsverfahren geklärt werden.

Gebäudeüberfahrt in der unteren Südstadt im Bereich Gambrinusstraße / Malzstraße (Google Earth)
Gebäudeüberfahrt in der unteren Südstadt im Bereich Gambrinusstraße / Malzstraße (Google Earth)

In der aktuell vorgeschlagenen Trasse steht fest, dass eine Vielzahl an unterschiedlichen Gebäuden überfahren würde. Was bedeutet dies nun für die Seilbahnidee? Ohne ein umfassendes Sicherheitskonzept dürfen Gebäude laut des Brandschutzleitfandens nicht einfach überfahren werden. Würde die Seilbahn über Gebäude realisiert, ist mit erheblichen Maßnahmen an Gebäuden unter der Trasse zu rechnen.

Überfahrt des Bereichs Cläre-Blaeser-Straße (Google Earth)
Überfahrt des Bereichs Cläre-Blaeser-Straße (Google Earth)

Einen ersten Hinweis über den Umfang der notwendigen Maßnahmen gibt ausgerechnet die Ausarbeitung „Rechtsfragen zum Seilbahnprojekt“ von Pro Bahn vom Dezember 2013, ausgearbeitet von Axel Sindram (auch Mitglied von Pro Seilbahn Wuppertal). Die Ausarbeitung wurde zunächst auf der Website des Vereins „Pro Seilbahn Wuppertal“ Veröffentlicht, der Link auf den entsprechenden Blogbeitrag  wurde jedoch vor dem Bürgerbeteiligungsverfahren im September 2016 wieder entfernt. Allerdings ist das Dokument weiterhin unter diesem Link abrufbar.

Im Unterpunkt 8 (Brandschutz) werden drei Anforderungen an Gebäude unterhalb der Trasse genannt.

Brandmeldeeinrichtunen

Auch wenn Rauchmelder in Wohnungen bis Ende 2016 verpflichtend sein werden, muss hier mit erheblichen Arbeiten gerechnet werden. Denn Pflicht sind nur „normale“ Rauchmelder. Für Gebäude unterhalb einer Seilbahn muss ein System installiert werden, in dem einzelne Rauchmelder mit der Zentrale kommunizieren. Das erfordert eine störungsfreie Datenverbindung zu jedem Rauchmelder. Auch werden höhere Anforderungen an die Energiezufuhr notwendig sein. Die meisten vorhandenen Rauchmelder in Privathaushalten werden mit Batterien oder Akkus betrieben. Selten steht eine separate Deckenbrennstelle für Rauchmelder zur Verfügung. An jedem Gebäude unterhalb der Trasse müssen demnach Rauchmelder mit den entsprechenden Anschlüssen nachgerüstet werden. Es ist auch davon auszugehen, dass jeder Raum mit einem Rauchmelder ausgerüstet werden muss. Die Beschaffung und der Einbau verursachen Kosten, die bisher an keiner Stelle berücksichtigt wurden. Was würde auf Anwohner zukommen, wenn ihre Wohnungen umgerüstet werden. Können sie überhaupt dort Wohnen bleiben? Hinzu kommt der Aufwand bezüglich Prüfungen / Wartung der kompletten Anlage.

Überfahrt der Uni-Mensa: Gebäude mit Großküche (Google Earth)
Überfahrt der Uni-Mensa: Gebäude mit Großküche (Google Earth)

Gebäudedächer

Auch was Anforderungen an Dächer von Gebäuden unter einer Seilbahntrasse gibt es hinweise in der  Ausarbeitung von Pro Bahn:

Für die Seilbahn ist besonders § 92 SBauVO bedeutsam, der nicht brennbare Baustoffe für Hochhausdächer vorschreibt und damit einen gewissen Schutz nach oben gewährleistet. Für andere überquerte Gebäude wären nicht brennbare Dächer wohl. ebenfalls zu fordern.

Es ist also bereits jetzt abzusehen, dass eine Prüfung und Bewertung hinsichtlich des Brandschutzes an allen Dächern der zu überfahrenen Gebäuden vorgenommen werden muss. Darüber hinaus würde es notwendig, eine Vielzahl an Gebäudedächern entsprechend der Brandschutzauflagen für eine darüber führende Seilbahntrasse zu erneuern. Auch hierfür wurden bisher keine Kosten kalkuliert bzw. berücksichtigt.

Überfahrt diverser Gartenlauben und des Ver-einsheims des Kleingartenvereins Edelweiß (Google Earth)
Überfahrt diverser Gartenlauben und des Vereinsheims des Kleingartenvereins Edelweiß (Google Earth)

Feuerlöscheinrichtungen

Wenn die Ausarbeitung von Pro Bahn Recht behält, wären neben Brandmeldeeinrichtungen auch Feuerlöscheinrichtungen für jedes Gebäude unter der Trasse zu fordern. Werden dann alle Hausbesitzer dazu gezwungen, Sprinkleranlagen in ihre Häuser einbauen zu lassen? UNter Anderem in jede überfahrene Kleingartenlaube des Kleingartenvereins Edelweiß? Ist das wirklich realistisch?

Fazit

Entlang der aktuell geplanten Trasse gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Gebäude die direkt überflogen werden. Dazu gehören:

  • Mehrfamilienhäuser im Bereich der unteren Südstadt
  • Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften
  • Die Kindertagesstätte Distelbeck
  • Das Gebäude der Uni-Mensa
  • Gartenlauben und ein Vereinsheim
  • KFZ-Garagen

Um Seilbahnen über bebauten Gebieten in Deutschland betreiben zu können, müssen Voraussetzungen bezüglich des Brandschutzkonzeptes erfüllt sein. In welchem Umfang Arbeiten an Gebäuden unter der Trasse durchzuführen wären, muss zeitnah geklärt und mit Anwohnern kommuniziert werden. Wenn tatsächlich Arbeiten an Gebäuden in einem Umfang wie in der Ausarbeitung von Pro Bahn beschrieben durchgeführt werden müssen, dann bedeutet dies erhebliche Eingriffe in die Bausubstanz und Beeinträchtigungen für Anwohner. Darüber hinaus wurden bisher keinerlei Kosten hierfür berücksichtigt.

Seilbahn als Touristenattraktion?

Wie die Internetseite Citylab.com berichtet, gibt es Ideen, auch in Paris Seilbahnen für den öffentlichen Personennahverkehr zu bauen. Dabei wird im Artikel Can the Paris Gondola Succeed Where London’s Failed? (Kann die Seilbahn in Paris erfolgreich sein, auch wenn die Bahn in London gescheitert ist?) ein Vergleich zur Emirates Air Line in London herangezogen. Die dortige Anlage wird im Artikel als Enttäuschung bezeichnet. Darüber hinaus wird aufgezeigt, welche Fehler in London gemacht wurden.

Im Artikel wird an erster Stelle erwähnt, dass die Seilbahn in Paris keine Touristenattraktion werden soll. Die Fahrgastzahlen der Emirates Air Line zeigen, dass eine Seilbahn allein nicht als Touristenattraktion funktioniert. Die Emirates Air Linie ist weit von den bekannten Attraktionen Londons entfernt. In ihrem direkten Umfeld findet man kaum Interessantes für Touristen.

Die Emirates Air Line beweist, dass kaum Touristen eine Seilbahn nutzen, nur weil es eine Seilbahn ist. Seilbahnen können sich als Touristen-Magnet entwickeln, wenn an Sie interessante Punkte miteinander verbinden. In Koblenz beispielsweise wird der Bereich der Rheinpromenade mit dem bekannten Deutschen Eck direkt mit der Festung Ehrenbreitsten verbunden. Die alte Festung ist ein Weltkulturerbe. Es gibt Restaurants, Spielplätze und eine Aussichtsplattform mit Blick über das Deutsche Eck und die Innenstadt von Koblenz. Außerdem finden an und in der Festung  über das Jahr verteilt mehrere Veranstaltungen und Konzerte statt.
Ein weiteres Beispiel ist Funchal (Madeira). Dort wird die Stadt mit dem auf einem Berg liegenden botanischen Garten mit einer Seilbahn verbunden.
In Südtirol führt die Rittner Seilbahn von der Bozener Innenstadt nach Oberbozen. Dort gibt es zahlreiche Wanderwege, die bekannten Erdpyramiden und einem direkten Anschluss an die Rittner Bahn, eine Schmalspurbahn die mit teilweise historischen Zügen über das Rittner Plateau führt.
In Koblenz, Funchal und Bozen verbinden die Seilbahnen interessante Punkte. Im Gegensatz zur Seilbahn in London sind sie deshalb auch für Touristen interessant.

Wie wird das Thema Tourismus bei Projektplanern der Seilbahn Wuppertal gesehen? Auf der Projekt-Website Seilbahn2025.de finden sich hierzu folgende Aussagen,

Ferner spricht die Seilbahn Touristen an.

Kommentar zur Aussage „Potential Schüler vom Schulzentrum Süd nicht ausreichend“
(www.seilbahn2025.de/faq, abgerufen am 22. Oktober 2016)

Ergänzend hierzu wird die Seilbahn zum Beispiel Familien und von der Technik begeisterte Tagesausflügler anziehen. Man schwebt hinab in Tal mit Blick auf Wuppertal und rundet damit etwa einen Tag im Wuppertaler Zoo ab.

Antwort auf die Frage „Was macht die Seilbahn attraktiv für Touristen?“
(www.seilbahn2025.de/faq, abgerufen am 22. Oktober 2016)

Auch wenn erwähnt wird, dass Tourismus nur ein Nebeneffekt der Seilbahn wäre, wird trotzdem häufig damit für die Seilbahn argumentiert. Man sollte sich allerdings die Frage stellen, welchen Grund Touristen haben sollten, die Seilbahn zu nutzen. Weder an der Mittel- noch an der Bergstation gäbe es in der näheren Umgebung attraktive Anziehungspunkte. Wuppertaler Attraktionen wie der Zoo, der Skulpturenpark , die Hardt mit dem botanischen Garten oder die Barmer Anlagen lägen weit von der Seilbahntrasse entfernt.

Übrigens: Citylab.com zählt in genanntem Artikel noch weitere Punkte auf, die dazu führen, dass die Seilbahn in London eine enttäuschende Auslastung hat. Es soll einiges in Paris besser gemacht werden. Vergleichen wir die Punkte jedoch mit Wuppertal:

Die Seilbahn in Paris wird nicht parallel zu vorhandenen Verkehrssystemen fahren
In Wuppertal würden die meisten Buslinien, die parallel zur aktuell diskutierten Strecke führen weiter betrieben, allerdings seltener als heute fahren.

Die Seilbahn in Paris würde ein echtes Problem lösen
Mit „Problem“ ist eine Lücke im ÖPNV gemeint. Es sind weite Strecken an Schnittstellen zwischen U-Bahn und Vorortzug zu Fuß zurückzulegen, die mit einer Seilbahn verbunden werden könnten. In Wuppertal soll die Seilbahn vorrangig die Anbindung der Universität verbessern. Doch es existiert  bereits eine flexible Busverbindung zwischen der Innenstadt und der Universität, die durch die Seilbahn lediglich abgelöst würde.

Die Seilbahn ist nicht der einzige Ansatz, um die Transportprobleme von Paris zu lösen
Die Seilbahnen in Paris währen ein Bestandteil eines ganzen ÖPNV-Konzepts.  Unter anderem beinhaltet dieses Konzept auch eine deutliche Erweiterung des Metro-Netzes. In Wuppertal würde eine Verbindung geschaffen, die nur für einen Teil der Wuppertaler interessant wäre. Allerdings würde die Seilbahn Fördermittel binden und damit den Ausbau des restlichen ÖPNV-Netzes bremsen.

Das Webportal Citylab.com bestätigt in genanntem Artikel somit im Wesentlichen die Argumente gegen eine Seilbahn in Wuppertal.

Wirkung einer Seilbahnstütze

Entlang der Trasse der aktuellen Planungen einer Seilbahn in Wuppertal wären sechs Stützen unterschiedlicher Höhe notwendig. Viele der Stützen würden in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieteten aufgestellt werden. Wie eine Seilbahnstütze ihr Umfeld optisch dominiert, zeigt eine Stütze der unteren Sektion der Nebelhornbahn in Oberstdorf im Allgäu.

Erste Stütze der Nebelhornbahn im Stadtgebiet von Oberstdorf (eigenes Bild)
Erste Stütze der Nebelhornbahn im Stadtgebiet von Oberstdorf (eigenes Bild)

Die Stütze im Bild ist 41 Meter hoch. Damit ist sie einen Meter kleiner, als die kleinste Stütze in Wuppertal wäre (Stütze 6 am Lavater Weg / Schulzentrum Süd).

Anfragen an Seilbahnfreies Wuppertal

Uns erreichen regelmäßig Anfragen, die wir umfangreich beantworten. Eine Anfrage aus der letzten Woche und deren Antwort möchten wir der Öffentlichkeit nicht vorenthalten. Die Einsendung von einem E-Mail-Absender – mutmaßlich außerhalb von NRW – war wie folgt:

Immer wieder lese und höre ich negative Dinge über die Stadt. Leider fehlt den meisten Bürgern der Mut etwas neues, disruptives zu probieren.
Seitdem ich die Stadt kenne, lerne ich, dass es ohne Beschimpfungen, Verleugnungen etc. nicht geht.
Immer wieder gibt es Oppositionen gegen irgend etwas. Gott sei Dank gibt es nun die Nordtrasse. Vielleicht auch bald die Seilbahn und von mir aus auch wieder die Berg- und Straßenbahn (anstatt Busse).
Aber immer dieser Verweigerungshaltung… geht Innovation und Fortschritt nicht in den bergischen Schädel hinein?
Warum war Eugen Langen oder Friedrich Bayer erfolgreich? Doch nicht, weil Sie gegen sondern für etwas waren…..
So, nun gibt Euch mal einen Ruck und arbeitet Lösungen aus und beteiligt Euch proaktiv am Fortbestand der Stadt!

Hier lesen Sie unsere Antwort:

Sehr geehrter Herr *,

vielen Dank für Ihre Mitteilung an uns. Wir stimmen Ihnen in fast allen Punkten zu. Die Verweigerungshaltung und der Mangel, mal innovative Lösungen anzugehen oder neue Wege zu überlegen, sind uns auch schon oft auf die Füße gefallen. Beschimpfungen sind gegenüber uns auch an der Tagesordnung, daran haben wir uns allerdings gewöhnt.

>Immer wieder gibt es Oppositionen gegen irgend etwas.

Von Opposition kann zurzeit kaum gesprochen werden: ein Großteil Stadtverwaltung, einige Fraktionen, die WSW, die Wirtschaftsförderung, einige Lehrstühle an der Universität befürworten tatsächlich das faktische Abschneiden des Campus Freudenberg vom ÖPNV, wesentlich längere Fußwege für Studierende am Hauptcampus, eine signifikante Verschlechterung der Nahversorgung in der Südstadt und um über 50% längere Fahrzeiten für Cronenberger. Wie kann man bloß so gegen die eigene Bevölkerung planen? Wir sind absolut erstaunt. Sie haben hier genau des Pudels Kern getroffen.

> Gott sei Dank gibt es nun die Nordtrasse.

In den 1990er Jahren hatte Pro Bahn den Vorschlag gemacht, die stillgelegte Bahnstrecke zu reaktivieren und durch eine wesentlich sinnvollere Platzierung der Haltepunkte über 100.000 Anwohner in den 500m Radien um diese Haltepunkte anbinden zu wollen. Die alten historischen Bahnhöfe lagen und liegen an wirklich ungünstigen Stellen. Im Raum standen 30 Mio. DM Investitionssumme. Anfang der 1990er Jahre war die WSW von der Idee nicht so begeistert, da erstens Schienenverkehr deutlich teurer sei als Busverkehr (heute: ca. 15 € pro gefahrenen Zug-km bei U-Bahnen ggü. knapp 5 € für einen Bus-km) und zweitens der Großteil der Nordbahntrassennutzer so oder so umsteigen müssten, um nach der Ost-West-Fahrt auf der Nordbahntrasse doch noch im Anschluss eine Nord-Süd-Fahrt zu tätigen. Damit wären Vorteile einer Direktfahrt in den meisten Fällen weg, aber viele zusätzliche Umsteigerelationen müssten geplant werden. Damit war die Idee für die WSW damals tot.
Aufgrund der sechsstelligen Anzahl an Nordbahntrassen-Anrainern ist diese als autofreier Rad- und Wanderweg natürlich eine Bereicherung für eine große Anzahl von Wuppertalern.

> Warum war Eugen Langen oder Friedrich Bayer erfolgreich? Doch nicht, weil Sie gegen sondern für etwas waren…..

Eugen Langen war entscheidend für die Entwicklung des Ottomotors verantwortlich und besaß den Weitblick, mit Daimler zusammenzuarbeiten. Diese Zusammenarbeit hätte Langen besser nicht aufgegeben. Seine anderen Aktivitäten im Bereich des Schienenfahrzeugbaus hätte er nicht unbedingt forcieren müssen, da seine Patentidee kein zweites Mal über eine Strecke von mehr als 300m realisiert wurde und daher diese Idee als irrelevant gegenüber dem Ottomotor eingestuft werden kann, auch wenn diese – im globalen Kontext – marginale Idee täglich in Wuppertal zu begutachten ist.
Zu Ihrer Frage: warum waren die beiden erfolgreich? Sie haben Produkte und Verfahren entwickelt und methodisch verbessert, die für viele Menschen einen großen Vorteil bringen, technisch besser sind als vergleichbare vorhandene Produkte und Verfahren sowie am Ende auch ökonomische Vorteile bringen.

>So, nun gibt Euch mal einen Ruck und arbeitet Lösungen aus und beteiligt Euch proaktiv am Fortbestand der Stadt!

Das versuchen wir regelmäßig, allerdings arbeiten nach wie vor viele der oben genannten Gruppen gegen die Wuppertaler Bevölkerung. Der Ingenieursgeist von Langen und Bayer weht leider nicht durch Wuppertal, da haben Sie recht: die methodische Untersuchung von Problemen und Produkt- und Verfahrensverbesserungen, die vielen Menschen zu Gute kommen, vermissen wir genauso wie Sie.

In diesem Sinne bedanken wir und für Ihre Zusendung und verbleiben mit freundlichen Grüßen

Seilbahn? Clever, aber unrealistisch!

Auch in Reutlingen in Baden-Würtenberg ist die Idee entstanden, eine urbane Seilbahn zu bauen. Die dortige Anlage würde entlang von Straßen verlaufen. Die Idee findet Befürworter und Gegner.

Aus dem Reutlinger Rathaus kommen eher kritische Töne, wie der „Reutlinger Generalanzeiger“ schreibt. Die Seilbahnplanungen würden in Konkurrenz zu Planungen einer Stadtbahn stehen. Die Seilbahn werde als clevere, aber unrealistische Idee gesehen. Stefan Dvorak, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Vermessung, begründet dies mit mehreren Argumenten, die sich direkt auf die Wuppertaler Seilbahnidee übertragen lassen.

Zunächst hat Dvorak Bedenken, dass Seilbahnen beim Einsatz in der Ebene ohne Überfahrung von Hindernissen ihre Stärken nicht ausspielen können. So wird seine Meinung im Artikel des Reutlinger Generalanzeigers folgendermaßen wiedergegeben:

»Seilbahnen haben weltweit Potenzial und sind in den letzten Jahren stark in den Fokus geraten«, weiß er aus eigener Anschauung, wobei einige Voraussetzungen erfüllt sein müssten: Hanglagen und Schluchten etwa, die es zu überwinden gelte, oder, wie in Koblenz, in vier Minuten zur hoch gelegenen Festung Ehrenbreitstein, wohin man mit dem Bus 30 Minuten unterwegs ist. Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, sei die klassische Infrastruktur der Seilbahn überlegen. So wie in Reutlingen.

Ein weiterer Kritikpunkt für Dvorak sind die Stationen:

»Das sind große Bauwerke, die nicht niveaugleich sind mit dem Straßenraum.« Mindestens fünf, sechs Meter müssten mit Aufzügen überwunden werden. »Die Frage ist dann, wie barrierefrei ist das«

Auch das man aus anderen Verkehrsmitteln in die Seilbahn umsteigen muss, sieht Dvorak kritisch:

»Umsteigen ist immer etwas, was den Öffentlichen Personennahverkehr unattraktiver macht.« Schließlich wolle man vor allem die Berufspendler erreichen, die die Hälfte des Verkehrs in Reutlingen ausmachen. »Die Leute wollen ans Ziel kommen und nicht am Bahnhof erneut umsteigen.« Noch dazu dann, wenn es keinerlei Zeitgewinn gibt.

Schließlich thematisiert Dvorak die Wirkung einer urbanen Seilbahn auf ihr Umfeld:

Das optische Erscheinungsbild komme noch dazu: Wie verändert sich das Stadtbild, und was sagen Bewohner in den Obergeschossen von Häusern, an denen die Leute mit den Gondeln vorbeifahren?

Schattenspiele

Die Hochfellnseilbahn führt in der unteren Sektion nahe an den Ort Bergen in Bayern heran. Grund genug für Mitglieder unserer Bürgerinitiative, die Bahn in ihrem Urlaub in der Nähe zu besuchen und sich ein genaueres Bild zu machen. Dabei sind Videos entstanden, die aus einer Kabine der Bahn während der Talfahrt aufgenommen wurden. Die Videos zeigen eindrucksvoll, welchen Schatten Seilbahnkabinen bei Sonnenschein auf ihre Umgebung werfen.  Die dunklen Umrisse der Gondel sind bereits bei hohem Bodenabstand klar zu erkennen und werden immer deutlicher, wenn sich die Gondel dem Boden nähert. Zur Erinnerung: an einigen Stellen würde die Seilbahn in Wuppertal nur zehn Meter über Wohngebäude führen.

Die Videos wurden aus einer Gondel der Hochfellnbahn in Bayern aufgenommen. Es handelt sich um eine Pendelbahn mit Gondeln für bis zu 70 Personen.

Bereits im September 2015 haben wir ein Video veröffentlicht, welches den Schattenwurf der Dreiseilumlaufbahn in Bozen zeigt. Im August 2015 haben wir aufgezeigt, wie weit Schatten zu unterschiedlichen Tageszeiten reichen werden.

Wartungsarbeiten an der Rittner Seilbahn

Am heutigen Montag, den 14. November beginnen wieder Wartungsarbeiten an der Rittner Seilbahn in Bozen. Bis einschließlich Donnerstag, den 24. November wird die Bahn nicht fahren. Es wird ein Busersatzverkehr eingerichtet.

Es handelt sich bereits um die zweite jährliche Betriebseinstellung der Bahn. Bereits im ersten Halbjahr gab es eine Revision im Zeitraum zwischen dem 29. Februar und 13. März. Damit summiert sich der Betriebsstillstand der Bahn aufgrund Revisions- und Wartungsarbeiten im Jahr 2016 auf 25 Kalendertage.

Bei den Planungen für die Seilbahn in Wuppertal wurden bisher keine Kosten für Revisions- und Wartungsarbeiten beziehungsweise für einen Ersatzverkehr in der Auflistung der Betriebskosten berücksichtigt. Darüber hinaus wurde noch kein Zeitraum genannt, wann solche Arbeiten in Wuppertal durchgeführt werden könnten. Die Vorstudie zur technischen Machbarkeit (Ingenieurbüro Schweiger) aus dem Jahr 2015 nennt eine Dauer für Wartungs- und Revisionsarbeiten  von 6-10 Kalendertagen. Das ist eine große Abweichung zu real bestehenden Anlagen.

Eigene Aufnahme der Rittner Seilbahn in Bozen (Südtirol)
Eigene Aufnahme der Rittner Seilbahn in Bozen (Südtirol)

Die Rittner Seilbahn ist eine Dreiseilumlaufbahn (3S-Bahn). Dieser Seilbahntyp ist auch in Wuppertal im Gespräch. Die Anlage in Bozen ist als einzige Dreiseilumlaufbahn in einem ÖPNV-Verkehrsverbund integriert.

Bürgerstimmen nach der Bürgerwerkstatt

Nachdem im September die Bürgerwerkstatt im Rahmen des Beteiligungsverfahrens stattgefunden hat, gab es zahlreiche kritische Stimmen zum Seilbahnprojekt in Wuppertal. Nachstehend haben wir  Ausschnitte von kritischen Leserbriefen zusammengestellt, die wir auch in unserem Pressespiegel sammeln.

Viele Fragen sind noch offen geblieben, denn drastische Buskürzungen in der Südstadt ohne Alternativangebote, verlängerte Reisezeiten mit Umstiegszwang von Cronenberg in die City und voraussichtlich sehr hohe Betriebskosten, die sicherlich über VRR-Fahrpreiserhöhungen und weiteren Buskürzungen in ganz Wuppertal ausgeglichen werden könnten, lassen einen faden Beigeschmack auf dieses Projekt werfen.

Uwe Maaßen; Leserbrief in der Westdeutschen Zeitung, 28. September 2016

Auch wenn hohe Fördergelder (übrigens unsere Steuergelder!) winken, muss man nicht alles machen, was machbar scheint. Hier wird, wie so oft, Steuergeld verschwendet. Wirtschaftlich wird die Seilbahn zwar nicht zu betreiben sein, dafür wird der Busverkehr spürbar ausgedünnt. Für die WSW eine komfortable Lösung.

Peter Brasse, Leserbrief in der Westdeutschen Zeitung, 29.September 2016

Die beiden großen deutschen Städte Berlin und Hamburg haben beschlossen, im öffentlichen Nahverkehr langfristig keine Dieselbusse mehr einzusetzen. Das bedeutet, sie durch Busse, die elektrisch angetrieben sind, zu ersetzen. Die beiden Städte bitten andere Städte und Gemeinden, bei diesem Vorhaben mitzumachen. (…) Vielleicht sollten sich die Wuppertaler Stadtwerke diesem Gedanken anschließen und bei dem Projekt mitarbeiten. Sicherlich eine sinnvollere Arbeit, als die Seilbahn von Elberfeld nach Küllenhahn weiterzuverfolgen.

Ernst-Ulrich Schumann, Leserbrief in der Wuppertaler Rundschau, 5. Oktober 2016

Des weiteren kann ich nicht verstehen, dass die Stadt Wuppertal sich bei ihrem Defizit und den noch nicht absehbaren Kosten des Döppersberg-Prestige-Objektes mit weiteren, auch hier wieder nicht absehbaren, Schulden belasten möchte.

Hans-Jürgen Weiand, Leserbrief in der Wuppertaler Rundschau, 5. Oktober. 2016

Mit der Seilbahn wird eine erhebliche Ausdünnung des Busverkehrs einhergehen. Ich wohne oberhalb der Uni – hier soll dann noch eine einzige Linie fahren, unter Umständen im 30-Minuten-Takt. Die Seilbahnstation wäre viel zu weit weg, Busse hingegen halten alle paar hundert Meter und bedienen auch Seitenstraßen. Nach dem Einkauf in Elberfeld müssten sich dann Anwohner der „ÖPNV-Diaspora Südstadt“ nach entsprechender Wartezeit in überfüllte Busse quetschen. (…) Mein Lebensgefährte wohnt ebenfalls hier oben und ist oft mit der S-Bahn oder dem Zug unterwegs. Wir beide haben weder hier, noch an unseren jeweiligen Arbeitsplätzen ein Stellplatzproblem. Bedeutet: Kommt die Seilbahn, kommen zwei PKW.

Dr. Astrid-Maria Lohrmann, Leserbrief in der Wuppertaler Rundschau, 19. Oktober 2016

Während meines Verkehrsingenieur-Studiums habe ich jahrelang ohne Auto im Umfeld der beiden geplanten Seilbahn-Stationen gewohnt. Ich kann mir daher gut vorstellen, wie mein Alltag dort mit Seilbahn wäre: Es geht auch ohne, aber ich würde sie gern vorteilhaft nutzen. Besonders, wenn die für mich ideale Kombination Fahrrad + Bahn innovativ gelöst würde.
Ich erwarte allerdings, dass in den Südstadt-Vierteln, die keinen Bezug zu den Seilbahnstationen haben, der Busverkehr – dem Fahrgastaufkommen entsprechend – nicht unter den guten Wuppertaler Standard reduziert wird.

Dirk Anders, Leserbrief in der  Wuppertaler Rundschau, 22. Oktober 2016

Ich frage mich, warum eine Stadt mit 2.000 Millionen Euro Schulden (zwei Milliarden) eine Seilbahn braucht?

Dirk Larisch, Leserbrief in der Cronenberger Woche , 4. November 2016

Ich habe jahrelang für meine Wohnung gespart, und wenn die Seilbahn gebaut wird, ist sie nichts mehr wert, denn keiner will zehn Meter unter der Bahn wohnen.

Gisela Schulz, Leserbrief in der Wuppertaler Rundschau, 5. November 2016