Archiv der Kategorie: ÖPNV

Alle Artikel zum Thema Auswirkungen auf ÖPNV-Nutzer

Seilbahnfreies Wuppertal – Haben wir wirklich falsche Zahlen?

Es geht nicht um Rundungsfehler oder Annahmen, die man auch anders treffen kann. Es geht nicht um 60 oder eben 70 Sekunden für 14 Höhenmeter auf einer Treppe. Es geht um das komplette Weglassen wichtiger Fakten!

Seilbahn-Pressebild Cläre-Blaeser-Strasse
Seilbahn-Pressebild Cläre-Blaeser-Strasse

Es stimmt, man sollte nicht meckern, sondern gierig nach Verbesserungen sein. Das sind wir, jeden Tag. Daher sagen wir nur: Faktencheck! Nichts glauben, selber denken und nachvollziehen! Wir müssen das Beste identifizieren und umsetzen.

Leider gibt es immer noch mehr Fragen als Antworten zur Seilbahn. Beispiel Fahrgastzahlen, denn die Förderfähigkeit hängt davon stark ab. Zwischen Hauptbahnhof und Universität sollen über 18.000 Fahrgäste laut Kosten-Nutzen-Untersuchung unterwegs sein, an etwa 300 Tagen im Jahr. Das kann jeder nachlesen. Ein anderes von den WSW beauftragtes Gutachten von PGV Köln zeigt – das kann auch jeder nachlesen: An der Haltestelle Universität steigen knapp 6500 Fahrgäste ein- und aus. Dies wurde im Wintersemester zur Vorlesungszeit gemessen. Zur Info: es gibt nur 140 Vorlesungstage im Jahr.

Schon klar: zu viele Zahlen. Aber man erkläre uns, warum die Seilbahn die dreifache Fahrgastzahl ganzjährig gegenüber den gezählten Ein- und Aussteigern an der Universität an Vorlesungstagen transportieren soll. Wir verstehen es einfach nicht. Klärende Gespräche hat die WSW immer angelehnt. Eine Rückfrage bei Obermeyer – das Ingenieurbüro, dass extern geprüft hat – ergibt: „Verkehrszahlen überprüft? Natürlich nicht! Wir sind Bauingenieure!

Diese Zweifel sähen nicht wir, sondern die Teilveröffentlichungen der WSW. Klärend und erklärend könnte die komplette Veröffentlichung der Fahrgastzahlen sein, aber es kommt: nichts! Jetzt darf man nicht uns als Überbringer der schlechten Nachricht die Schuld in die Schuhe schieben. Seien Sie gierig nach Informationen!

Pressemitteilung: WSW widersprechen eigenen Aussagen und der der eigenen Gutachter

Anstelle gemeinsam die Sollbruchstellen der Seilbahnplanung zu erörtern, weigern sich die Wuppertaler Stadtwerke nach wie vor, Transparenz und Offenheit herzustellen.

Zur Transparenz gehört es auch mitzuteilen, dass die mit 82,7 Millionen Euro in 2016 fixierten Baukosten gemäß Baukostenindex bis Februar 2019 auf über 92 Millionen Euro gestiegen sind. Wenn die Preise weiter so steigen im vergangenen Jahr, werden die 100 Millionen Euro schon 2021 überschritten. Steuereinnahmen und Ticketpreise steigen bei weitem nicht so schnell, was unweigerlich zu höheren Belastungen führt.

Die WSW werfen dem Verein Seilbahnfreies Wuppertal vor, die Kosten des Planfeststellungsverfahrens übertrieben hoch und falsch darzustellen. Dabei können laut einer öffentlichen Aussage eines Mitarbeiters der WSW im Beisein des Geschäftsführers die Kosten des Planfeststellungsverfahrens die 10 Millionen Euro erreichen. Von einer Falschaussage kann somit keine Rede sein. Dass die Stadtwerke sich selber widersprechen, zeigt, wie intransparent das Verfahren ist.

Noch erstaunlicher ist der Widerspruch der WSW zu den selbst in Auftrag gegebenen Gutachten.

Erstens: die Nutzen-Kosten-Untersuchung zeigt eindeutig, dass Gebäudeinstandhaltung und Aufzugswartung nicht in den Betriebskosten enthalten sind.

Zweitens: Selbst die Seilbahnhersteller empfehlen die doppelte Belegschaft in den Stationen. Auf Anfrage konnte der für die Bonner Seilbahn tätige Gutachter Sehnal keine Seilbahn nennen, die mit einer Person betrieben wird. Wie damit ein barrierefreier Betrieb an 365 Tagen im Jahr aufrechterhalten werden kann, ist mehr als erklärungsbedürftig.

Drittens bestätigen die WSW in der Pressemitteilung, keine Rücklagen für das Zugseil und die Gondeln in den ersten 25 Jahren berücksichtigt zu haben, da beides im besagten Zeitraum auszutauschen ist. Diese zusätzlichen Kosten sind in bisherigen Betrachtungen von Seilbahnfreies Wuppertal noch gar nicht enthalten und würden jährlich über eine halbe Million Euro zusätzlich verschlingen. Die gesamte Wartung der Seilbahn wird aber mit 400.000 Euro angegeben.

Die Offenheit und Transparenz, die das Projekt spätestens jetzt in der Abstimmungsphase dringendst brauchen würde, ist immer noch nicht hergestellt. Auch die angesprochenen Gutachten sind nicht veröffentlicht. Eine Rückfrage bei einem WSW-Aufsichtsrat bestätigte, dass zur Überprüfung von Berechnungen nur ein externes Gutachten eingeholt und veröffentlicht wurde. Dies stammt vom Ingenieurbüro Obermayr. In diesem wurden allerdings nur die Investitionskosten untersucht, die bis auf die unvermeidlichen Preissteigerungen auch robust kalkuliert erscheinen.

Weiterhin fehlt die Überprüfung und Veröffentlichung der Betriebskosten durch unabhängige Dritte. Betriebskosten sind deswegen so wichtig, weil sie unmittelbar auf die Bilanz der WSW durchschlagen. Ebenso wenig wurden Reisezeiten und Fahrgastzahlen extern begutachtet.

Die Sinnhaftigkeit der Seilbahn ist auch nicht durch Aussagen wie „CE-Linien bedienen Südstadt nicht“ zu untermauern. Hier sollten die Auswirkungen des Umsteigens, der zusätzlichen Wartezeiten an den Aufzügen und Fußwege transparent und nachvollziehbar bewertet werden. Das Umsteigen für Fahrten nach Cronenberg führt laut PGV Köln – auch den die WSW beauftragt – zu Fahrgastrückgängen. Ein Dementi würde hier nur der Glaubwürdigkeit schaden.

Pressemitteilung: 3,6 Millionen jedes Jahr: Betriebskosten der Seilbahn werden sich mehr als verdoppeln

Der Sinn der Seilbahn ist nach wie vor nicht gegeben, denn außer einigen Studierenden haben 40.000 Wuppertalerinnen und Wuppertaler aufgrund des halbierten Busangebotes das Nachsehen. Mindestens ebenso wichtig ist die Frage nach den Betriebskosten, da diese vollständig durch Buskürzungen finanziert werden müssen.

Die Seilbahn soll mit 1,6 Millionen Euro jährlichen Kosten betrieben werden können. Die Planung einer Seilbahn in Düsseldorf ging von 3,6 Millionen Euro jährlichen Kosten aus und in London muss für die Zwei-Stationen-Seilbahn mehr als 6 Millionen Pfund aufgewendet werden: dies sind 7,5 Millionen Euro jedes Jahr.

Kann das in Wuppertal überhaupt so günstig sein? Wenn man alles andere außer der nackten Seilbahn weglässt und die Kosten nicht betrachtet, geht das. In den kalkulierten Betriebskosten fehlen die Wartungskosten für Aufzüge, die laufenden Instandhaltungskosten für die 40-Millionen-Euro-Stationen und mutmaßlich auch Reinigungskosten. Außerdem sind die Personalkosten unzulässig knapp kalkuliert worden. Seilbahnhersteller empfehlen mindestens zwei Personen pro Station, geplant wird mit einem Mitarbeiter. Eine ausreichende Personalausstattung ist sowohl für den sicheren Betrieb als auch für mobilitätseingeschränkte Menschen und die Barrierefreiheit wichtig. Zum Ein- und Aussteigen muss die Gondel angehalten werden, wofür grundsätzlich ein Mitarbeiter pro Ein- und Ausstieg notwendig ist. Die Frage nach der Pflichtversicherung der Seilbahn wird hier erst gar nicht gestellt.

Zusammen ergibt diese Kostenschätzung 3,6 Millionen Euro pro Jahr und kommt somit auf den gleichen Betrag, den die Düsseldorfer Gutachter nennen. Neben den Betriebskosten muss auch der WSW-Eigenanteil abgezahlt werden, welcher 1,4 Millionen Euro pro Jahr ausmachen dürfte. Die insgesamt fünf Millionen Euro sind in keinster Weise bei den WSW durch Buskürzungen gedeckt und werden große Finanzierungslöcher reißen.

Entweder müssten stadtweit zusätzlich empfindliche Buskürzungen nur aufgrund der hohen Seilbahn-Betriebskosten durchgeführt werden. Oder WSW-Konzerntöchter müssten den noch größeren Fehlbetrag der WSW Mobil übernehmen, was letztendlich alle Kunden der Stadtwerke über höhere Strom- und Gaspreise zu zahlen haben.

Dabei würde schon ein Blick in die Nutzen-Kosten-Untersuchung reichen, um zu sehen, dass Aufzugs- und Gebäudewartungskosten gar nicht berücksichtigt sind, was jeder nachprüfen kann.

Hintergrundinformationen und Quellen:

Grundsatzbeschluss zur Seilbahn am 10.07.2017:
https://ris.wuppertal.de/vo0050.php?__kvonr=18694

Anlage 3 – Standardisierte Bewertung (Nutzen-Kosten-Untersuchung)
https://ris.wuppertal.de/getfile.php?id=204745&type=do
Hierin: Seite 17 Tabelle 8: Unterhaltungskosten für die Seilbahntechnik (Preisstand 2016)

Dort steht: „Diese Kosten umfassen die Aufwendungen für alle in Tabelle 1 unter „Teilsumme I“ benannten Anlagenteile ohne Seilbahngebäude, also die reine Seilbahntechnik, die im Preisstand 2016 Investitionen in Höhe von 41.122 T€ erfordern. Daraus ergibt sich über die Anlagenteile der Seilbahntechnik ein Unterhaltungskostenansatz in Höhe von 1,2%, der für die Seilbahntechnik angesetzt wird.“

Anlage 5- Bewertung von Risiken und Wirtschaftlichkeit (WSW) 
https://ris.wuppertal.de/getfile.php?id=204771&type=do
Hierin: Seite 10 Technische Überwachung, Wartung, Instandhaltung 400.000€

Dass hier 80.000€ weniger angegeben werden und damit die Seilbahn noch wirtschaftlicher erscheint, ist nur eine Abweichung von 20%. Es geht vielmehr um die Tatsache, dass komplette Kostenblöcke nicht berücksichtigt wurden. Dies sollten die Wuppertaler Wähler wissen, nachdem Dietmar Bell genau diesen Tatbestand live bei WDR5 bestritten hat.

Gutachten Albert Speer & Partner GmbH
Bergische Kaserne Düsseldorf Anbindung der Bergischen Kaserne an den öffentlichen Personennahverkehr
http://www.bergisches-viertel.de/gutachten/catalogs/gutachten/pdf/complete.pdf
Hierin Seilbahnbetriebskosten auf Seite 60

Eine robustere Betriebskostenschätzung finden Sie unter: http://seilbahnfreies-wuppertal.de/#Betriebskosten

Pressemitteilung: WSW liegen falsch

Seilbahn-Pressebild Cronenberger Strasse
Seilbahn-Pressebild Cronenberger Strasse

Deren eigene Fahrgastzahlenerhebung zeigt: 15.000 Fahrgäste auf den Südhöhen, Seilbahn aber soll alleine über 18.000 Fahrgäste jeden Tag transportieren.

Die WSW liegen falsch, wenn sie behaupten, dass der Verein Seilbahnfreies Wuppertal e.V. “wahrheitswidrige” Zahlen verwendet. Die Datengrundlage sind die von den WSW selbst ermittelten Fahrgastzahlen aus den automatisierten Zählgeräten sowie zusätzlichen Handzählungen. Diese Fahrgastzahlen sind uns durch einen Leak von den WSW zugespielt worden.

Ein WSW-Mitarbeiter bestätigte heute sogar gegenüber dem Oberbürgermeisterbüro die so ermittelten Zahlen als die „tatsächlichen Fahrgastzahlen“. Und diese von den WSW selbst ermittelten Fahrgastzahlen zeigen: auf den gesamten Südhöhen bis Hahnerberg fahren auf den bis zu acht Linien weniger als 15.000 Fahrgäste am Tag, sogar mit der Linie 615. Alleine in der Seilbahn sollen es laut Gutachten aber über 18.000 Fahrgäste sein, dabei fahren – durch ein Ingenieurbüro im Auftrag der WSW ermittelt – nur 6500 Fahrgäste von und zur Uni.

Nun ist es an der Zeit von Seiten der Stadt und der Wuppertaler Stadtwerke alle Fakten auf den Tisch zu legen. Denn neben den augenscheinlich verdoppelten Fahrgastzahlen sind mutmaßlich auch Reisezeiten falsch in die Nutzen-Kosten-Analyse eingeflossen.

Pressemitteilung: Neue Fahrgastzahlen – kein Fördergeld für die Seilbahn

Seilbahn-Pressebild Wuppertal Küllenhahn
Seilbahn-Pressebild Wuppertal Küllenhahn

Die der Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal vorliegenden Fahrgastzahlen zeigen eindeutig und für jeden nachprüfbar: Die in Gutachten angegebenen Fahrgastzahlen sind viel zu hoch angesetzt und verdoppeln künstlich die tatsächliche jetzige ÖPNV-Nachfrage. Die Seilbahn ist damit nicht förderfähig und ein Einstieg ins Planfeststellungsverfahren reine Geldverschwendung.

Seit dreieinhalb Jahren bemüht sich die Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal um eine Veröffentlichung der Fahrgastzahlen. Die WSW verweisen auf das Betriebsgeheimnis und über drei Dutzend Anfragen an das Oberbürgermeisterbüro blieben sämtlich in der Sache unbeantwortet. Dabei ist die Frage so simpel wie einleuchtend: Wie viele Fahrgäste benutzen den ÖPNV zwischen Hauptbahnhof und Küllenhahn? Denn mit der Seilbahn sollen angeblich über 18.000 Fahrgäste fahren. Davon würden 20% neue Fahrgäste sein, so die Nutzen-Kosten-Untersuchung.

Die der Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal zur Verfügung gestellten Fahrgastzahlen zeigen nun, dass auf den gesamten Südhöhen auf bis zu acht Linien weniger als 15.000 Fahrgäste fahren – der Fachausdruck hier ist maximale Querschnittsbelastung. Hierunter fallen damit auch alle Fahrgäste, die an der Neckarstraße, an der Blanckstraße, am Friedenhain, in der Ravensberger Straße oder im Johannistal ein- oder aussteigen – Fahrgäste also, die die Seilbahn nicht direkt bzw. nur über Umwege nutzen können. Übrig bleiben die knapp 6500 Fahrgäste von und zur Universität am Tag, die von der PGV Köln im Auftrag der WSW tatsächlich gemessen wurden. Wie hieraus über 18.000 Fahrgäste werden sollen, kommt einem gutachterlichen Wunder gleich, das durch Zurückhalten der realen Fahrgastzahlen bis nach dem Bürgerentscheid gar nicht erst ans Tageslicht kommen sollte.

Eine Seilbahn mag ein spannendes Projekt und für die Universität ein Alleinstellungsmerkmal sein. Bei dem geplanten Projekt geht es allerdings um ein ÖPNV-Projekt, das als solches bewertet werden muss und nur als solches bewertet werden darf. Dies schreiben Gesetze und Verfahren zwingend vor. Durch die nun vorliegenden Fahrgastzahlen kann eine Förderfähigkeit für dieses ÖPNV-Projekt gar nicht mehr festgestellt werden.

Anstatt in ein 10 Millionen Euro teures Planfeststellungsverfahren für ein Projekt einzusteigen, für das es am Ende keine Fördergelder geben kann, können die Wuppertaler Bürger dem Projekt nun aktiv den Geldhahn abdrehen und damit Ihr eigenes Geld vor einer sinnlosen Verschwendung retten. „Nein“ zur Seilbahn ist hier die bessere Wahl.

Pressemitteilung: Studierendenparlament votiert für Seilbahn nachdem WSW ein Viertel der Uni-Busse kürzte

Seilbahn-Pressebild Wuppertal Küllenhahn
Seilbahn-Pressebild Wuppertal Küllenhahn

Mit knapper Mehrheit hat das Studierendenparlament für den Bau der teuersten Seilbahn der Welt in Wuppertal gestimmt, „um das momentane Chaos am Busbahnhof zu Stoßzeiten in Zukunft“ durch eine Verkürzung der Fahrzeit von 13 auf 3 Minuten ad acta zu legen, wie Juso-Sprecher Yannik Düringer erklärt. Die Juso-Hochschulgruppe lässt dabei außer Acht, dass die Seilbahn in der fünften Etage der Seilbahn-Talstation abfahren wird. Weiterhin werden erhebliche zusätzliche Fußwege auf dem Uni-Gelände zurückgelegt werden müssen, da die Mittelstation weitab der zentralen Uni-Einrichtungen an den Rand des Campus platziert wäre. 

Ein Vergleich zeigt, dass die Anreise mit der Seilbahn sogar länger dauern würde. Die Reisezeit mit dem UniExpress vom Hauptbahnhof zum Audimax wird bei etwa 14 Minuten liegen. Mit der Seilbahn würden es durch Treppensteigen oder Aufzugsfahrten in der Talstation, Einstiegs- und Fahrzeiten der Seilbahn sowie Fußwege auf dem Uni-Gelände 13 Minuten sein. Kommen Wartezeiten an der Seilbahn hinzu, ist die Busverbindung sogar schneller. Die Sinnhaftigkeit der Seilbahn ist damit weiterhin ungeklärt.

Das angesprochene „Chaos“ am Busbahnhof ist indes hausgemacht: Mit der Eröffnung des Busbahnhofs hat die WSW die Anzahl der Fahrten vormittags um ein Viertel reduziert. Die seltene Anbindung des Hauptbahnhofs durch die Uni Express-Busse rundet das negative Gesamtbild zusätzlich ab. Dabei schien das ÖPNV-Angebot vor Eröffnung des Busbahnhofs durchaus angemessen, standen besonders in der Spitzenzeit ausreichend Plätze in Bussen zur Verfügung. Durch eine Seilbahn wird das Angebot in der Spitze erheblich reduziert. Hier rächt es sich nun, dass andere Lösungen als die Seilbahn gar nicht in Betracht gezogen wurden.

Das Votum des Studierendenparlaments ist dabei auch ein Votum für weitere Streichungen des Busverkehrs in der Südstadt, die das ÖPNV-Angebot für die darauf angewiesenen Menschen nachhaltig schwächt. Es ist ein Votum für zusätzlichen Autoverkehr, der das fehlende ÖPNV-Angebot ausgleichen muss und die damit verbundenen zusätzlichen Schadstoff- und Lärmbelästigungen. Es ist ein Votum für höhere Gas- und Stromkosten, durch die weiter steigende Bau- und Betriebskosten finanziert werden müssen.

Infoblock:

Reisezeit und Platzangebot

Reisezeiten werden durch Hinweg, Warten, Fahren und Fußweg zum Ziel bestimmt. Fahrgäste sollen gemäß Seilbahnfreies Wuppertal beim Einstieg bis zur Abfahrt der Seilbahn 4 Minuten brauchen. Dazu kommen 3 Minuten Fahrzeit und 6 Minuten Fußweg bis zum Hörsaal. Zusammen ergibt dies 13 Minuten. Die Busanreise bedeutet 5 Minuten Fußweg zum Kleeblatt, 1 Minute Warten, 7 Minuten tatsächliche Fahrzeit und 1 Minute bis zum Hörsaal. Dies sind 14 Minuten.

Die Busse bieten über 4600 Plätze pro Stunde bei Nachfragespitzen an, die Seilbahn böte nur 3500 Plätze. Gemäß Seilbahnfreies Wuppertal in der Spitzenzeit kämen noch Wartezeiten bei der Seilbahn dazu.

Zehn Jahre Rittner Seilbahn

Im Mai diesen Jahres wird die Rittner Seilbahn in Bozen (Südtirol)zehn Jahre alt. Davon stand sie insgesamt ein Jahr still.

Eigene Aufnahme der Rittner Seilbahn in Bozen (Südtirol)

Heute enden Wartungsarbeiten an der Rittner Seilbahn. Fast drei Wochen war die Seilbahn nicht in Betrieb. Laut Südtirol News standen „nach 10 Jahren etwas umfangreichere Revisionsarbeiten an„.

Zwei mal im Jahr fallen an der Rittner Seilbahn Wartungs- und Revisionsarbeiten an. Im Jahr fällt die Bahn dadurch vier bis sechs Wochen aus – je nach Umfang der Arbeiten. In zehn Jahren Betriebszeit summiert sich der Ausfall auf insgesamt ein Jahr.

Wartungs-und Revisionsarbeiten werden den Planungen der Wuppertaler Seilbahn nicht berücksichtigt. Man geht von unrealistischen 365 Tagen Betriebszeit pro Jahr aus. Das lässt sich beispielsweise in der Nutzen-Kosten-Untersuchung für die Seilbahn ablesen, die durch Spiekermann Consulting 2017 für die Wuppertaler Stadtwerke angefertigt wurde. Hier heißt es (Seite 9):

Dem Mitfall wird zugrunde gelegt, dass die Seilbahn täglich zwischen 6 und 22 Uhr verkehrt.

Zeiten für Wartungs- und Revisionsarbeiten, die noch in der Vorstudie zur technischen Machbarkeit der Seilbahn (Ingenieurbüro Schweiger, 2015, Seite 79) genannt wurden, werden im weiteren Planungsverlauf ignoriert. Ausfallzeiten der Seilbahn bedeuten einen schlechteren Nutzen-Kosten-Faktor und zusätzliche Kosten für einen Seilbahn-Ersatzverkehr.

„Ein Verkehrsmittel von Gestern“

Viele Wuppertaler Bürger stellen sich die Frage nach dem Sinn der Seilbahn in Wuppertal. Sie machen sich Gedanken über die Auswirkungen auf Umwelt, Anwohner oder ÖPNV. Auch in den vergangenen Monaten gab es eine Vielzahl an kritischen Leserbriefen zur Seilbahn. Wir haben an dieser Stelle einige Ausschnitte zusammen gestellt.

„Die Anwohner aber bekommen Stahlmasten und Stahlseile vor Wohn- und Schlafzimmerfenster, vor Balkone und Terrassen gesetzt – mit Aussicht auf Kabinen mit schleifenden, knatternden, quietschenden Geräuschen.“
S. Eils, Leserbrief aus der Wuppertaler Rundschau, 21.03.2018

„Das Überschweben der Gondeln im Minutentakt ist den darunter liegenden Wohneinheiten nicht zuzumuten und würde eine Wertminderung der Grundstücke zur Folge haben.“
Hans-Ulrich Groß, Leserbrief aus der Wuppertaler Rundschau, 28.03.2018

„Ja zur Seilbahn. Wenn sie bis zum Schwimmbad Neuenhof verlängert wird, und wenn in der, auf der kleinen Höhe geplanten Forensik-Bebauung, ausreichend Räume für die an dieser Umweltschändung Verantwortlichen vorgehalten werden.“
Reiner Schroer, Leserbrief aus der Wuppertaler Rundschau, 22.08.2018

„Ein Seilbahnbau würde das so genannte „strukturelle Defizit“ des ÖPNV im Jahresabschluss der WSW, das bereits heute über 50 Millionen Euro (!) beträgt, noch einmal rasant in die Höhe schnellen lassen. Und als Haupteigentümerin der WSW kommt dann wieder die Stadt Wuppertal ins Spiel und damit alle Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, die die Verluste über höhere Energiepreise, steigende Kosten im ÖPNV, reduzierten Service bei städtischen Einrichtungen und und und bezahlen müssen.“
Dirk Larisch, Leserbrief aus der Westdeutschen Zeitung, 26.11.2016

„Die Südstädter würden dann nicht nur unter schwebenden Lasten leben, sondern auch massive ÖPNV-Kürzungen hinnehmen müssen.“
Annika Bork, Leserbrief aus der Westdeutschen Zeitung, 24.12.2018

„Die Stadtwerke bezahlen die Seilbahn mit der Stilllegung von Bussen.“
Wilfried Kauhaus, Leserbrief aus der Wuppertaler Rundschau, 19.01.2019

„Die Schwebebahn war 1900 bei ihrer Einweihung absolutes Hightech. Eine Seilbahn dagegen ist ein Verkehrsmittel von gestern. Kein Unternehmer wird nach Wuppertal kommen, um die Seilbahn zu bewundern.“
Hartmut Stiller, Leserbrief aus der Westdeutschen Zeitung, 25.02.2019

Alle hier genannten Leserbriefe sowie Meldungen zum Seilbahnprojekt in den Wuppertaler Lokalmedien finden sie in unserem Pressespiegel.

3400 Studenten fahren in Vorlesungszeit zur Universität

Nur ein kleiner Bruchteil der Eingeschriebenen nutzt tatsächlich den ÖPNV

Der immer wiederkehrende Verweis auf über 25.000 Studenten und Bedienstete der Universität verschleiert den tatsächlichen Nutzerkreis einer Seilbahn. Gerade einmal 3400 Fahrgäste steigen an der Haltestelle Universität aus, wie eine im Auftrag der WSW durchgeführte Verkehrszählung von PGV Köln in den verkehrsstärksten Wochen im Wintersemester 2015/16 gezeigt hat.

Die Campi Haspel und Freudenberg werden von einer Seilbahn gar nicht bedient. Insbesondere wird der Freudenberg durch die geplanten Buskürzungen deutlich schlechter angebunden.

Auch der Campus Grifflenberg profitiert in der Hauptverkehrszeit nicht von einer Seilbahn, da das heutige Busangebot in den Spitzenzeiten um 8 Uhr und um 10 Uhr deutlich mehr Plätze als die Seilbahn anbietet. Wenn Busse zur Universität zu Stoßzeiten schon überfüllt sind, wird dies mit der Seilbahn, aufgrund derer geringeren Kapazität, erst recht der Fall sein. Ein Wachstum der Studierenden- und Fahrgastzahlen ist mit der Seilbahn somit gar nicht möglich.

Es steht bereits fest, dass diese Seilbahn mit Buskürzungen in der gesamten Südstadt erkauft wird. Eine deutliche Zunahme des Autoverkehrs wird unweigerlich die Folge sein. Wie die Bürgerinitiative schon im Juni zeigte, kann mit der neuesten Standardisierten Bewertung alleine zwischen Cronenberg und Elberfeld eine Zunahme des PKW-Verkehrs von über 5 Millionen km nachgewiesen werden.

Der Nutzen einer Seilbahn ist nach wie vor mehr als fraglich.

Wer der Seilbahn zustimmt, stimmt für Buskürzungen

Rund um die Ratssitzung am Montag, den 10. Juni 2017 wurde häufig die Meinung vertreten, man sei für die Seilbahn, wäre aber gegen massive Buskürzungen. Das Szenario, die Betriebskosten einer Seilbahn ausschließlich durch die Streichung des Uni-Einsatzverkehrs zu finanzieren, ist allerdings unrealistisch.

Wie die Cronenberger Woche in ihrer Ausgabe vom 07. Juli schreibt, hat die Bezirksvertretung Cronenberg in der vergangenen Woche mehrheitlich gegen die Seilbahnpläne gestimmt. Acht Bezirksvertreter stimmten dagegen, vier dafür. Bei den Stimmen für die Seilbahn wurde auch die Einschränkung genannt, dass man gegen die geplante Ausdünnung im Busnetz sei. Das gleiche Argument nennen laut der Wuppertaler Rundschau (www.wuppertaler-rundschau.de, 04. Juli 2017) auch die Wuppertaler Grünen.

Im kommenden Jahr 2018 verkehrt der Uni-Einsatzverkehr laut Fahrplan an 141 Tagen. Rechnet man alle Fahrten aller Linien zusammen, entspricht das rund 54.000 Kilometern. Damit spielt der Uni-Einsatzverkehr in der Berechnung der Einsparung für die Seilbahn eine untergeordnete Rolle. Allein die angepasste Linienführung der CE-Busse mit der Seilbahn würde mehr als doppelt so viele Buskilometer einsparen als der komplette Uni-Einsatzverkehr.

Gesamte Fahrstrecke pro Jahr im Jahr 2018 in Kilometern

Die Wuppertaler Stadtwerke WSW nennen in ihrem Geschäftsbericht indirekt Kosten von 4,20 € pro Buskilometer. Wendet man diese Zahl auf den Uni-Einsatzverkehr an, errechnen sich Kosten von rund 225.000 € pro Jahr. Für die Seilbahn nennen die WSW wiederum Betriebskosten von 1,6 Millionen Euro pro Jahr. Unabhängig davon, dass dieser Wert durch Seilbahnfreies Wuppertal massiv angezweifelt wird, kann die Einstellung des Uni-Einsatzverkehrs keinesfalls die Betriebskosten der Seilbahn ausgleichen.

Deshalb gilt: Wer der Seilbahn zustimmt, stimmt auch für Buskürzungen.