Der Geschäftsführer der WSW Mobil fordert indirekt mindestens ein Drittel des kompletten Busverkehrs der Südhöhen zugunsten der Seilbahn einzustellen. Es dürfte noch viel schlimmer kommen: um die mutmaßlichen Betriebskosten der Seilbahn einzusparen, müsste weit mehr als die Hälfte des Südhöhen-Busverkehrs gestrichen werden.
Zusammenfassung
Zur Kompensation der Seilbahn-Betriebskosten sind Buskürzungen geplant. Die Kürzungsvorschläge der WSW dürften nicht einmal für deren eigene Minimalziele reichen. Um mindestens 3,6 Millionen € Betriebskosten der Seilbahn für den Betreiber WSW Mobil zu kompensieren, müsste auf den Südhöhen ein 60-Minuten-Takt sogar wochentags tagsüber eingerichtet werden.
Wie im vorherigen Abschnitt gezeigt wurde, reichen die von Frau Schnake vorgestellten Einsparungen selbst für das Minimalziel von zehn Bussen nicht aus. Dabei wären gemäß Einsparungsszenario von Frau Schnake schon umfangreiche Kürzungen vorzunehmen:
- 603: die Linie fährt tagsüber im 30-Minuten-Takt
- 613: die Linie fährt tagsüber im 30-Minuten-Takt
- 615: wegen der Gemeinschaftskonzession mit Remscheid kann noch nichts gesagt werden
- 625: die Linie fährt tagsüber im 30-Minuten-Takt
- 635: die Linie fährt tagsüber im 30-Minuten-Takt
- 645: Die Linie wird eingestellt
- CE64: Die Teilstrecke Hahnerberg bis Hauptbahnhof wird eingestellt; die Linie fährt ab Schulzentrum Süd weiter nach Cronenberg und Solingen
- CE65: Die Teilstrecke Hahnerberg bis Hauptbahnhof wird eingestellt; die Linie fährt ab Schulzentrum Süd weiter nach Cronenberg und Sudberg
- Einsatzbusse im Univerkehr: alle Einsatzfahrten werden eingestellt
Eingespart werden könnten hiermit rund 421.000 Bus-Kilometer, wie es in Tabelle 2 des vorherigen Abschnitts gezeigt wurde. Erreicht werden müssten 510.000 Bus-Kilometer, da dies die Fahrleistung von achteinhalb Bussen darstellt. Eineinhalb Busse können durch die Einsatzbusse im Univerkehr eingespart werden, was in Summe das Minimalziel von zehn einzusparenden Bussen ausmacht.
Auswirkungen der Einsparung von 10 Bussen: Notwendig wären Kurzungen auf den Linien CE64 und CE 65
Um die eingesparten Kilometer zu erhöhen wird mit einem 30-Minuten-Takt der Linie 615 die folgende Tabelle aufgebaut:
Tabelle 1: Summe der erbrachten Verkehrsleistung; zusätzliche Kürzung auf Linie 615
Wenn nun die Linie 615 anstelle des aktuellen 20-Minuten Taktes zukünftig mit Seilbahn nur noch im 30-Minuten Takt fahren würde, werden knapp 480.000 Bus-Kilometer eingespart. Das reicht immer noch nicht für die zu erreichende 510.000 km-Einsparung im Jahr. Wenn die Linie 615 tagsüber im 20 Minuten Takt belassen wird und stattdessen die Taktfolge der CE-Linien von Hahnerberg bis Sudberg (CE65) bzw. Hahnerberg bis Solingen/Kohlfurth (CE64) auf 30 Minuten verlängert, so sind in Summe über 510.000 km eingespart:
Tabelle 2: Verkehrsleistung bei 10 eingesparten Bussen; zusätzliche Kürzung auf den CE-Linien
Herr Jaegers minimales Einsparungsziel von zehn Bussen passt also mit Frau Schnakes Modell der gekürzten Linien zusammen, wenn auch die CE64 und CE65 im Takt verlängert werden. Damit wären über 510.000 Bus-km von ursprünglich 1,57 Millionen km eingespart:
33% der Bus-Verkehrsleistung fallen demnach weg.
Zusätzlich wird der komplette Uni-Einsatzverkehr eingespart.
Die Bürgerinnen und Bürger aus Sudberg, dem Mastweg oder aus dem Zentrum Cronenbergs werden deshalb am besten erst gar nicht darüber informiert, dass mindestens 33% des gesamten Busverkehrs zwischen Hauptbahnhof und Cronenberg wegen einer Seilbahn eingespart werden müssten. Die Wuppertaler Politik sollte hieraus aber nicht ableiten, dass die massiven Kürzungen unbemerkt bleiben.
Erschreckender ist vielmehr, dass bis Juni 2016 weder Modellrechnungen für die Buseinsparungen noch für mögliche Seilbahn-Betriebskosten veröffentlicht worden sind. Diese Modellrechnungen hätten eigentlich schon vor einem guten Jahr vorgelegt werden sollen, damit die betroffenen Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil Cronenberg und in den Bezirken Friedrichsberg und Grifflenberg sich über die möglichen Auswirkungen einer Seilbahn ein eigenes Bild machen können.
Es bleibt zu hoffen, dass im Rahmen des Bürgerbeteiligungsverfahrens nun alle Informationen veröffentlicht werden, und die wahren Gründe des Seilbahnprojektes auf den Tisch gelegt werden. Wenn Sie trotz des Bürgerbeteiligungsverfahrens nach wie vor keine genauen Angaben zu betriebskostenbedingten Buskürzungen erhalten, sollten die Bürgerinnen und Bürger sehr skeptisch und vorsichtig werden.
Auswirkungen der Einsparung von 12 Bussen: Zusätzlich wären Kürzungen am Wochenende nötig
Analog zu den im vorigen Abschnitt aufgezeigten Einsparungen, die öffentlich von Frau Schnake und Herrn Jaeger vorgestellt wurden, können nun die einzusparenden Buskilometer von zwölf Bussen – dies ist das von Herrn Jaeger genannte obere Einsparungsziel – ausgerechnet werden.
Die Frage ist hier: wie kann ein Fahrplan aussehen, der zwölf Busse auf den Südhöhen einspart? Die Einsparung von eineinhalb Busse kommt schon von den gestrichenen Uni-Einsatzbussen, demnach müssen noch zehneinhalb Busse mit jeweils 60.000 km pro Jahr gekürzt werden. Eine mögliche Lösung – es wird mehrere Lösungen geben; beispielsweise können auch Fahrten zum Eckbusch eingespart werden, oder Fahrten in Barmen würden gekürzt – ist in Tabelle 3 dargestellt.
Tabelle 3: Verkehrsleistung bei 12 eingesparten Bussen; am Wochenende 60-Minuten-Takt auf Linien 603, 607, 613, 625
Neben den werktäglichen 30 Minuten-Takt müssten alle oben genannten Linien bis Mastweg und Cronenberg am kompletten Wochenende im 60 Minuten-Takt fahren, nur die CE-Linien und die 615 sind davon ausgespart. Damit wären 41% der Verkehrsleistung ab Hauptbahnhof Richtung Süden zu kürzen.
Auswirkung der Einsparung von 16 Linien: Um die zu erwartenden Betriebskosten der Seilbahn ausgleichen zu können, wären weitere Kürzungen im gesamten Fahrplan notwendig.
Falls die Seilbahn doch nicht mit zwei bis zweieinhalb Millionen € im Jahr betrieben werden kann, sondern gemäß DB International oder gemäß der Pro Seilbahn Initiative Seelbunn etwa 3,6 Millionen € an Betriebskosten benötigt – die jährlichen Kosten der 1100m langen Londoner Seilbahn von über 5 Millionen Pfund, etwa 6,3 Millionen €, bleiben hier unberücksichtigt –, müssten wesentlich mehr Busse eingespart werden. Wenn 16 Busse zur Disposition stünden, müssten von den im letzten Jahr verkehrenden 1,57 Millionen Bus-km auf den Südhöhen demnach 870.000 km, was 55% sind, eingespart werden.
Damit würden fast alle Linien auch wochentags nur noch im 60 Minuten-Takt bedient werden können. Die städteübergreifenden Linien 615 und CE64 könnten wochentags weiterhin im 30 Minuten-Takt fahren.
Tabelle 4: Verkehrsleistung bei 16 eingesparten Bussen; gesamte Woche 60-Minuten-Takt auf Linien 603, 607, 613, 625 und 635
Die Gleichung wäre demnach:
1 Seilbahn mit 3 Stationen = mehr als halbierter Busverkehr an mehr als 70 Haltestellen für über 40.000 Bürgerinnen und Bürger.
Dieses Szenario ist aus unserer Sicht allerdings unrealistisch. Wahrscheinlicher ist, dass in ganz Wuppertal jede vierte Linie Einsparungen zugunsten der Seilbahn erfahren wird. Denn immerhin müssen die Betriebskosten von einer knappen Million Bus-km eingespart werden. Die WSW-Busse fahren im Jahr etwa 14 Millionen Kilometer, daher ist eine Million Kilometer bei Weitem keine Kleinigkeit und eine Verbesserung des ÖPNV im gesamten Stadtgebiet damit bestimmt nicht zu erreichen.
Die Wuppertaler Politik sollte aus dem Verschweigen der Einsparungskonsequenzen nicht ableiten, dass massive Kürzungen im gesamten Stadtgebiet unbemerkt blieben. Bisher sind die Bezirksvertretungen ungläubig still, aber auch dort wird mittlerweile überlegt, was es bedeutet, wenn die Seilbahn tatsächlich bis zu 4 Millionen € Betriebskosten verursacht. Wenn 4 Millionen € im WSW-Busetat eingespart werden müssen, werden die Kürzungen jeden in Wuppertal treffen.