Da stelle mer uns e mal janz dumm und fragen: Wat is`n Seilbahn?

Folgender absolut lesenswerter Text wurde uns freundlicherweise von Frau Birte Berg zur Verfügung gestellt:

Zur Frage „Ist die Seilbahn nun gut oder nicht für Wuppertal?“ 

möchte ich folgende Idee vorstellen: Machen wir es doch wie Prof. Crey, genannt Bömmel, aus der Feuerzangenbowle und sagen:

Da stelle mer uns e mal janz dumm und fragen: Wat is`n Seilbahn?“ 

Also:

1.En Seilbahn baut mer 

a) da, wo mer jroße oder steile Distanzen überbrücken muss, wie z.B. inne Berge oder über nen Fluss. Dazwischen is nix, da wohnt keiner, der da mal mit fahren will. Anfang, Ende. Vielleicht is da eine Zwischenstation, wo de Leut umsteigen können

 

b)Anders als mit ner Seilbahn schafft man dat nit, oder nur sehr mühsam.

 

c) Oben is et interessant. Et muss sich lohnen, dat mer da rauf fährt, wie z.B. in Koblenz, wo de WSW extra hinjefahren sin: auf de andere Seit vom Rhein is de Burg Ehrenbreitstein, da will mer hin. Oder de Zugspitze. Da oben is mer am höchsten Punkt von Deutschland, da will mer rauf.

 

Wie sieht et nu in Wuppertal aus: Steile Distanz vom Döppersberg zum Rigi Kulm, dat stimmt. Aber: 

zu a.) Keine Leut, die dazwischen wohnen, dat stimmt nit. Da wohnen jede Menge Leute. Die freuen sich schon ganz doll, dat se demnächst de Gondeln über ihre Köpfe haben werden, un de Pfeiler in ihrem Garten …

 

Zu b, 1.) Anders kommt man nicht da hin. Für de Leute, die am Berg un auf de Südhöhen wohnen: Dat stimmt nit, denn wenn de Leut mit de C 64 fahren, dann brauchen se dafür 10 Minuten bis Hahnerberg, wo de Seilbahn zu Ende wäre, de 613 braucht 16 Minuten bis Schulzentrum Süd, insgesamt wird z.B. das Schulzentrum Süd von 8 Buslinien angefahren. Da is de Seilbahn kaum schneller und mit der janzen Umsteigerei (hoffentlich funktioniert der Aufzug!) richtig umständlich. Mit der C 64 ist man in weiteren 10 Minuten schon bis Cronenberg- Mitte, ohne umsteigen, ohne Park-and-ride-Parklatz, und in weiteren 6 Minuten sogar bis unten an die Kohlfurt. Für de Seilbahnmüssen sauch noch nen Park-n-Ride-Parkplatz extra bauen,- wohin?, welche Bäume müssen dafür gefällt werden?-, bis jetzt ging et auch ohne, weil nämlich genug Haltestellen für de Busse da sind).

Also: De Seilbahn für de Einwohner oben, dat is Quatsch. 

 

Zu b, 2.Für de Studenten. Es fahren Busse zur Uni: Linie 603 und 645. Die 603 braucht 4 Minuten, die Seilbahn 3 Minuten. Für die paar Minuten Unterschied sollen 50 Millionen ausgeben werdenFragt da keiner nach? Und wenn die Busse zu voll sein sollten, dann müssen de WSW eben mal en paar mehr einsetzen. Dat is billiger als ne Seilbahn. 

Also: De Seilbahn für de Studenten, dat is auch Quatsch.

 

Zu cBleiben noch de Touristen. Ne Attraktion soll de Seilbahn sein! Wat wollen de Touristen denn da oben? Da is doch nix besonderes, da wollen se bestimmt nit hin. Also, dat mit de Touristen is auch Quatsch.

 

Wir stellen fest: De Seilbahn hat 2 Stationen, und hat 1 Linie. Wieviele Haltestellen haben die Busse? Mehr als 8 Buslinien bringen jetzt de Leut den Berg rauf un runter.

Da soll de Seilbahn wirtschaftlich sein? Da sollen 50 Millionen für ausgegeben werden?

De WSW haben jetzt schon kein Geld und streichen de Buslinien. Da sind se jetzt schon groß drin. Se sparen Buslinien ein, dat de Schöler über ne Stund warten müssen, bis se nach Haus können. (WZ vom 23.7.2015, Gymnasium am Kothen). Am Eckbusch haben se schon den Schnellbus gestrichen, weil nicht genug Leute damit fahren. Und die Express-Linie von Ronsdorf nach Vohwinkel wollen se nit einrichten, weil se Angst haben, dat da nicht genug Leute mit fahren. Aber für dat Stücksken mit de Seilbahn, da haben se 5 Milliönchen für übrig. Haben se die wirklich? Nein, in Wirklichkeit müssen se sich dat Geld leihen. Un dat Land NRW, dat die 45 Milliönchen zahlen will, hat se auch nicht. Die habe alle jetzt schon jede Menge Schulden. Dat muss alles geliehen werden und kostet Zinsen. Die Stadt Wuppertal hat heute schon so viel Schulden, die müssen unsere Enkel noch abbezahlen.

 

Wenn kein Argument mehr zieht, wird der Pioniergeist der Wuppertaler beschworen. Da müssen wir noch mal fragen: Wer sin Pioniere? Dat sin die, die da, wo keiner weiterkommt, nen Weg finden un bauen, auf dem die anderen dann gehen können. Welche Pionierarbeit soll in einem Gebiet geleistet werden, das voll erschlossen ist?

Dat Argument is Quatsch.

Nächstes Argument der ach so Fortschrittlichen: Die Schwebebahn würde heute nicht mehr gebaut, die wäre zu laut, heißt es gerne. Aber: Wer an einer Hauptverkehrsstraße wohnt, hat es noch lauter. 

Dat Argument is auch Quatsch.

 

Jetzt haben se schon zwei Minister vor de Kamera jeholt, damit die de Leute sagen, se finden de Seilbahn toll, un der eine will se auch einweihen. Ja vom toll finden is et noch lang nit wirtschaftlich. Von wem haben die ihre Informationen? Bis jetzt seh ich nur, dat die Firma profitiert, die de Seilbahn baut, un die anderen, die de Vorarbeiten machen. De Banken verdienen auch prima daran. Und wer verdient noch da dran? Et is alles unser sauer verdientes Geld, das da ausgeben wird, unsere Steuern. 

Ein Tipp für de Ronsdorfer: Der Minister Groschek meint er hätte für ne gute Lösung für de L 419 ze wenig Geld. Dann soll er doch die 45 Milliönchen von der Seilbahn nehmen, dann hat er schon janz viel!

Versammlung der Bürgerinitiative am 14.10.2015

Die nächste Versammlung unserer Bürgerinitiative ist wie folgt geplant:

Ort: Gartenheim des Kleingartenverein Edelweiß
Parkplatz: Ecke Ravensberger Straße / Hatzenbecker Straße
Datum: 14.10.2015
Uhrzeit: 19:00 Uhr

Nachdem die letzten Versammlungen die vorgesehene Zeit deutlich gesprengt haben, werden wir für den nächsten Termin einige Maßnahmen ergreifen, um die 90 Minuten für unser Programm nicht zu überschreiten.

Cronenberg trägt die Folgekosten

In einem Interview mit dem Cronenberger Anzeiger vom 23.09.2015 hat sich der anerkannte Wuppertaler ÖNPV-Experte Prof. Dr. Joachim Fiedler erneut in die Debatte um die Seilbahn eingeschaltet.

Er macht im Interview deutlich, dass die Menschen in Cronenberg den größten Teil der Folgekosten der Seilbahn tragen werden – ohne jedoch einen Nutzen in der ÖPNV-Versorgung zu haben.

Er begründet dies zum einen mit dem Abbruch der CE-Linien (CE 64, CE 65) am Schulzentrum Süd, die die Cronenberger zu einem zusätzlichen Umstieg in die Seilbahn zwingen würde, sowie der deutlichen Ausdünnung weiterer Buslinien auf einen 30- oder gar 60-Minuten-Takt.
Diese Effekte führen nach seiner Einschätzung zu einer Verstärkung des motorisierten Individualverkehrs, wie langjährige Erfahrungen belegen.

„Die Behauptung, die Seilbahn wirke umweltentlastend (…) muss also in Zweifel gezogen werden.“

Eine Seilbahn hält er für sinnvoll, wenn es große oder steile Distanzen über unbesiedeltem Gebiet zu überbrücken gilt, die Seilbahnnutzer durch ein attraktives Ziel angelockt werden und mit den Fahrpreisen der Unterhalt eingespielt wird.

Nach Meinung unserer Initiative haben die Exkursionen nach Koblenz vor allem eins bewiesen: Das Projekt in Koblenz weist genau diese von Prof. Fiedler beschriebenen Eigenschaften auf, die dem Seilbahnplan der WSW völlig fehlen:

  • Überquerung des Rheins und einer Felskante
  • Festung Ehrenbreitstein als Touristenattraktion
  • unbesiedeltes Gebiet unter der Trasse
  • extreme Verkürzung der Fahrtzeit gegenüber anderen Verkehrsmitteln
  • Wirtschaftlichkeit durch entsprechend hohen Fahrpreis
    (6,50 € für 890 Meter Seilbahnfahrt)

Trassenbegehung für Wuppertaler und Medien

Die Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal e.V. plant zusammen mit der BUND Kreisgruppe Wuppertal für den 10.10.2015 eine weitere Trassenbegehung. Nach den Führungen mit den Oberbürgermeister-Kandidaten des vergangenen Wahlganges, wollen wir nun mit diesem starken Partner Bürgerinnen und Bürger als auch die lokalen Medienhäuser, auf die schwerwiegenden Auswirkungen auf Umwelt, Anwohner, Nahverkehr, Stadtbild und Finanzsituation aufmerksam machen. Die Führung beginnt um 15:00 Uhr am Küllenhahn (Schulzentrum Süd) und führt hinunter bis in die Elberfelder Südstadt. Für die dreistündige Wanderung bitten wir um angepasste Kleidung und geeignetes Schuhwerk.

Unsere Argumente in Ihrem Briefkasten – 2. Flyer

Nachdem der erste Flyer erfolgreich verteilt wurde, haben wir bereits Mitte August einen zweiten Flyer gestaltet. Dieser mit einer Auflage von 2.500 Stück gedruckt und in der gesamten Südstadt durch Mitglieder der Bürgerinitiative verteilt. Mit einem Klick auf die folgenden Bilder öffnet sich die jeweilige Seite:

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An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön alle, die an der Erstellung, am Druck und an der Verteilung beteiligt waren.

Wegezeitverkürzung für Studentinnen und Studenten

Das immer wieder ins Feld geführte Hauptargument für eine Seilbahn ist die Fahrzeitverkürzung zur Universität. Oft hört an dieser Stelle die Betrachtung auf, selbst Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW Mobil, gibt zu, dass bei der Beurteilung der Seilbahn nur die Fahrzeiten herangezogen wurden. Die tatsächlichen Wegezeiten wurden nicht betrachtet und die WSW Mobil werden die Wegezeiten nicht betrachten, solange die Politik für weitere Untersuchungen keinen Auftrag erteile, so der Chef der WSW Mobil. Sinngemäß sagte Ulrich Jaeger:

„Die WSW Mobil werden die Wegezeiten nicht betrachten, solange die Politik für weitere Untersuchungen keinen Auftrag erteilt.“

Die aufmerksame Bürgerin und der aufmerksame Bürger können sich durchaus selber ein Bild von den Wegezeiten machen. Als Erstes sollten die tatsächlichen Fahrzeiten und die Fahrzeiten nach dem Döppersberg-Umbau ermittel und aufgeschrieben werden. Aus den ehemaligen und aktuellen Fahrplänen der WSW Mobil sowie der Vorstudie zur Seilbahn erfährt man die Fahrzeiten.

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Tabelle 1: Fahrzeiten

Um von der reinen Fahrzeit zur Wegezeit zu kommen, müssen weitere Zeitbestandteile herangezogen werden (vergleiche Standardisiertes Bewertungsverfahren 2006, Intraplan Consult, hier ohne Widerstandsbetrachtung):

Die Wegezeit setzt sich zusammen aus der Zeitdauer des Fußwegs vom Startpunkt zum Einstiegspunkt, der Wartezeit, der Fahrzeit und der Zeitdauer des Fußwegs zum Ziel

Ein großer Anteil der Wuppertaler Studierenden pendelt von außerhalb ein. Daher wird zur Wegezeitbetrachtung der Startpunkt im Bahnhofstunnel unter Gleis 1 angenommen. Nun müssen die aufmerksame Bürgerin und der aufmerksame Bürger abschätzen, wie lange man vom Bahnhofstunnel zum neuen Busbahnhof neben Gleis 1 braucht. Und wie lange braucht ein Seilbahnnutzer vom Bahnhofstunnel für die Überwindung der 18 Meter Höhendifferenz bis zur Einstiegsplattform der Seilbahn. Folgende Annahme wird nun getroffen:

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Tabelle 2: Fußwegezeiten am Hauptbahnhof

Die Wartezeit ist zur Hauptverkehrszeit in beiden Fällen sehr gering. Im Zeitraum zwischen 7:30 Uhr und 8:15 Uhr – morgendliche Veranstaltungen an der Universität starten zwischen 8:00 und 8:30 Uhr – fahren 33 Busse Richtung Südhöhen ab, davon sind es 23 zur Universität: das ist ein 117 Sekundentakt, womit die durchschnittliche Wartezeit unter einer Minute ist. An der Seilbahn dürfte keine Wartezeit (theoretischer Mittelwert: 15 Sekunden) entstehen, wenn nicht zu viele Fahrgäste gleichzeitig eintreffen. Das gleichzeitige Eintreffen von Fahrgästen dürfte morgens die Regel sein. Wenn 140 Studierende zur Universität wollen, finden diese, wenn auch eng und unbequem, in einem Gelenkbus Platz. Die gleiche Anzahl von Studierenden braucht vier Gondeln, in denen es genauso eng und unbequem zugehen wird.

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Tabelle 3: Wartezeiten an der Seilbahn

Im Schnitt warten die Seilbahnnutzer eine gute Minute. Aber wenn und nur wenn vorher kein anderer Fahrgast auf der Plattform gewartet hat und zuerst einsteigen darf.

Als letzter Punkt der Wegezeitbestimmung müssen die Fußwege auf dem Campus Grifflenberg abgeschätzt werden. Hierzu sind drei Hörsaalbereiche herangezogen worden. Erstens: Die Hörsäle 4 bis 14, die das Zentrum des Campus ausmachen und um sowie über der Gaußstraße angeordnet sind – nicht ohne Grund sind die Bushaltestellen genau hier platziert. Zweitens: Der neue Audimax Hörsaal 33. Und drittens: Die der Mensa am nächsten liegenden Hörsäle 15 bis 22.

Campus Grifflenberg
Abbildung 1: Campus Grifflenberg mit allen Hörsälen © OpenStreetMap-Mitwirkende

Die Standorte der Hörsäle, der Haltestellen und der Seilbahnstation sind in Abb. 1 visualisiert. Hierbei wird deutlich, dass die Seilbahn nicht nur am äußersten Rand des Campus platziert ist, sondern dass aufgrund der Topographie nicht unerhebliche Höhenmeter zu erklimmen sind. Von der Ebene 5, hier wird mutmaßlich die Seilbahnstation errichtet und das ist – bis auf Kneipe und Mensa – der tiefste Punkt des Campus, bis zur Ebene 8, die Ebene der Bushaltestelle, sind 93 Stufen hinaufzusteigen. Siehe auch: https://www.youtube.com/watch?v=gXmkUIH7LAk

Damit können die Fußwegzeiten abgeschätzt werden.

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Tabelle 4: Fußwegezeiten auf dem Campus Grifflenberg

Wird nun die Busfahrzeit mit 9 Minuten vom Hauptbahnhof zur Universität etwas höher angesetzt als es vor dem Döppersberg-Umbau der Fall war, kann nun der Wegezeitenvergleich durchgeführt werden.

Für die Wegezeit zum Hörsaalkomplex 4 bis 14 stellt es sich für die Seilbahn wie folgt dar: Fußweg zur Station 4 Min., Wartezeit 1 Min., Fahrzeit 3 Min., Fußweg auf Campus 4 Min., Summe 12 Min.

Im Vergleich dazu die Buswegezeit: Fußweg zum Busbahnhof 1 Min., Wartezeit 1 Min., Fahrzeit 9 Min., Fußweg auf Campus 1 Min., Summe 12 Min.

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Tabelle 5: Wegezeitenvergleich

Das Resultat führt zu einem mehr oder weniger erstaunlichen Ergebnis. Die aufmerksame Bürgerin und der aufmerksame Bürger werden im Anschluss die Frage stellen, ob für diese Verkürzung der Wegezeit, wenn es denn überhaupt zu einer Verkürzung kommt – in der Betrachtung wurde nicht untersucht, ob die Seilbahn überhaupt dem morgendlichen Ansturm der Studierenden gewachsen ist -, sich der ganze Projektaufwand lohnt. Das ist also das immer wieder ins Feld geführte Hauptargument. Wenn es nach der Wuppertaler Kommunalpolitik gehen soll: ja.

Die Seilbahn verkürzt die Wegezeit zur Universität in vielen Fällen gar nicht. Im Mittel könnte eine Wegezeitverkürzung von einer Minute angenommen werden.

Schattenwurf

Über die „Schattenseiten“ des einer möglichen Seilbahn über der Wuppertaler Südstadt wurde vor einigen Wochen an dieser Stelle bereits berichtet. Das folgende Video von der Rittner Seilbahn in Bozen unterstreicht zusätzlich, dass der Schattenwurf durchaus ein ernstzunehmendes Thema für Anwohner ist.

Bitte stellen Sie sich vor, Sie wollen nachmittags an einem schönen Sommertag in Ihrem eigenen Garten entspannen. Vielleicht auf einem Liegestuhl in Ruhe lesen oder Zeit mit der Familie verbringen. Und nun stellen Sie sich vor, dass mehrmals in der Minute eine Seilbahngondel einen Schatten in Ihren Garten wirft,  etwa so groß wie eine Garage. Wir sind nicht der Ansicht , dass dies irgendwann keiner mehr wahr nehmen wird.
Vom Schattenwurf wären nicht nur  Anwohner direkt unter der Trasse betroffen. Abhängig von der Tageszeit und der Position entlang der Trasse würde  der Schattenwurf mehrere hundert Meter weit reichen. Im folgenden Video wurde der Schattenbereich der zur Diskussion gestellten Trasse analysiert.

Trassenbegehungen

Wir haben in den letzten Wochen für die Kandidaten (inklusive des Amtsinhabers), die sich um den Posten des Oberbürgermeisters in unserer wunderschönen Stadt Wuppertal bewerben, so genannte „Trassenbegehungen“ angeboten. Unser Ziel war es dabei, den interessierten Bewerbern um das Amt möglichst die vielen kritischen Aspekte bezüglich der über der Südstadt geplanten Seilbahn persönlich und direkt zugänglich zu machen. Diese Begehungen haben wir bewusst im kleinen Rahmen durchgeführt, der einen persönlichen Dialog und auch Raum für Reflexion und Diskurs ermöglichen sollte. Dabei haben wir interessante Menschen kennengelernt, die sich alle mit großer Ernsthaftigkeit für diese Stadt und ihre Bewohner einsetzen wollen. In einer Zeit, in der die übergroße Mehrheit sich „ins Private“ zurückzieht, sich nicht bereit oder in der Lage findet sich einzubringen, sollte man das erst einmal über alle Parteigrenzen hinweg anerkennen.

Zu den einzelnen Berichten gelangen Sie, wenn Sie auf die unten stehenden Namen klicken:

Herr Mucke (SPD)

Frau Böth   (Die Linke)

Herr Schulz (Die Grünen)

Frau Petersen (parteilos, WfW)

Sie alle haben sich die Zeit genommen (Teils in Begleitung), mit uns gemeinsam das Projekt zu diskutieren, und dabei über Stock und Stein dem von einem externen Ingenieurbüro geplanten Pfad zu folgen. Darüber freuen wir uns, wir danken für die Zeit und die geführten Gespräche! Wir hoffen am Samstag den 19. September auch Peter Jung zu unserer Runde begrüßen zu können. Ein entsprechendes Zeitfenster für uns war vor dem (ersten) Wahlgang leider nicht zu finden.

Edit 22.09.:
Die genannte Begehung mit Herrn Jung hat mittlerweile stattgefunden. Unser Bericht:

Herr Jung (CDU)

Als einziger Kandidat hat Herr Jung sich über sein Büro bereits am ersten folgenden Werktag für die gemeinsame Wanderung bedankt und uns sein Resümee schriftlich zukommen lassen.

Seilbahn und Grünstrom

In den letzten Tagen und Wochen hören die aufmerksame Bürgerin und der aufmerksame Bürger an Wahlständen in der Innenstadt oder auf OB-Kandidatenveranstaltungen regelmäßig das Statement, die Seilbahn könne mit 100% Grünstrom/Ökostrom betrieben werden. Darum, so wird argumentiert, werde durch die Seilbahn kein CO2 emittiert. Somit sei sie ökologisch sinnvoll und der Betrieb zu begrüßen. So oder so ähnlich wird unisono an den Ständen aller Farben argumentiert. Als Quellen für den Seilbahn-Grünstrom werden gerne die AWG und das Windrad auf Küllenhahn genannt.

Die Seilbahn kann mit 100% Grünstrom betrieben werden, indem man der Seilbahn die Strommengen von Grünstrom einfach zuordnet. Das ist zwar technisch nicht möglich – hier erwähnte Ulrich Jaeger, Geschäftsführer WSW Mobil, dass die Seilbahn an das europäische Verbundnetz angeschlossen wird, und damit eine Zuordnung der Stromerzeuger für die Seilbahn nicht möglich sei – aber im Allgemeinen wird eine solche Grünstromzuordnung akzeptiert. Womit festgehalten werden kann:

Die Seilbahn kann mit 100% Grünstrom betrieben werden, aber nur zu Lasten anderer Verbraucher

Der Nebensatz ist nun zu erklären. Da die Seilbahn als neuer Verbraucher im Verbundnetz betrieben wird, kann und wird nicht gleichzeitig hierfür exklusiv Grünstrom produziert oder bereitgestellt. Also wird der Grünstrom an anderer Stelle weggenommen, damit die Seilbahn mit Grünstrom betrieben werden kann.

Es wird nun ein keiner Bilanzkreis mit 6000 Haushalten und der Seilbahn untersucht. Die 6000 Haushalte benötigen im Beispiel 20.100 MWh mit dem in Deutschland 2014 tatsächlich gegebenen Grünstromanteil von 25,8% und Atomstromanteil von 15,9%.

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Abb. 1: 6000 Haushalte, deutscher Strommix 2014, Grünstrommenge konstant

Kommt nun zusätzlich die Seilbahn als Verbraucher dazu, wird nicht deswegen mehr Sonne scheinen oder mehr Wind wehen. Da Grünstrom Einspeisevorrang hat, wird dieser sowohl bei hoher als auch bei niedriger Stromabnahme immer ins Verbundnetz eingespeist. Atomstrom ist für Kraftwerksbetreiber bei Nichtbetrachtung der Entsorgungsfrage die günstigste Energiequelle, somit wird dieser nach gesetzlichen Vorgaben auch immer ins Verbundnetz eingespeist. Damit bleiben nur noch die fossilen Energieträger übrig, die zum Abfangen zusätzlicher Verbraucher genutzt werden können.

In Säule 3 der Abb. 1 ist zu sehen, dass die 6000 Haushalte exakt die gleiche Strommenge wie in Säule 1 beziehen, nur dass der Grünstromanteil fast komplett durch die Seilbahn konsumiert worden ist. Der zusätzliche Strom – die Nachfrage stammt von der Seilbahn – wird hierbei von fossilen Energieträgern zur Verfügung gestellt. Eine fossil erzeugte Kilowattstunde verursacht knapp ein Kilogramm CO2. Ist die Grünstrommenge konstant und wird durch zusätzliche Stromabnahme nicht erhöht, schließt man:

Ist die Grünstrommenge konstant, so verursacht die Seilbahn 4,5 Millionen kg CO2

Die aufmerksame Bürgerin und der aufmerksame Bürger mögen nun anmerken, dass der Grünstromanteil in Deutschland so groß sei, dass bei einer Mehrabnahme nicht plötzlich 100% Kohlestrom/fossil erzeugter Strom nach Wuppertal fließt bzw. in Wuppertal produziert wird, sondern dass der zusätzlich nachgefragte Strom der Mischung des deutschen Strommixes mit 25,8% Grünstrom, 15,9% Atomstrom,  43,9% Kohlestrom und 14,4% Erdgasverstromung sowie Sonstiges entspräche.

Bei einem großen Verbundnetz ist dies tatsächlich anzunehmen und würde bei einer Bilanzierung für die vorgenannten 6000 Haushalte zu folgendem Ergebnis führen:

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Abb. 2: 6000 Haushalte, deutscher Strommix 2014, Grünstromanteil konstant

In Säule 1 und 3 ist der Grünstromanteil mit 25,8% identisch, ebenso ist der Anteil des CO2-freien Atomstroms mit 15,9% hier gleich geblieben. Am Ende muss wegen der Mehrabnahme von elektrischer Energie auch hier aus fossilen Energiequellen zusätzliche Stromversorgung bereitgestellt werden, womit festgestellt werden kann:

Ist der Grünstromanteil konstant, so verursacht die Seilbahn 2,6 Millionen kg CO2

Besonders kritische Bürgerinnen und Bürger vermuten hinter den Zahlen einen Trick, insbesondere könnten die 6000 Haushalte ein viel zu kleiner Bilanzkreis sein. Der Grund für die 6000 Haushalte ist nur ein optischer: besonders in Abb. 1 Säule 3 ist direkt zu sehen, dass der durch die Seilbahn verwendete Grünstrom zulasten der restlichen Verbraucher im Verbundnetz geht. An den absoluten Zahlen der fossilen Stromerzeugung und der CO2-Emission ändert die Größe des Bilanzkreises gar nichts, wie die nächsten beiden Grafiken zeigen.

Es werden nun alle Privathaushalte und das Gewerbe in Wuppertal als Bilanzkreis herangezogen.

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Abb. 3: 170000 Haushalte, deutscher Strommix 2014, Grünstrommenge konstant
E_17000HH_2014_rel
Abb. 4: 170000 Haushalte, deutscher Strommix 2014, Grünstromanteil konstant

Wie in den Abbildungen 3 und 4 zu sehen ist, bleibt die fossil erzeugte Energiemenge unabhängig von der Bilanzkreisgröße gleich. Als wahrscheinlichstes Szenario kann davon ausgegangen werden, dass aufgrund der 4,6 Millionen Kilowattstunden elektrischer Energie der Seilbahn (Mittlere Annahme der Vorstudie Ing.-Büro Schweiger) mindestens 2,686 Millionen Kilowattstunden zusätzlich in fossilen Kraftwerken erzeugt werden muss. Das gilt auch dann, wenn die Seilbahn zu 100% mit Grünstrom betrieben wird.

Ganz besonders kritische Bürgerinnen und Bürger schauen auf die Entwicklung des Grünstromanteils in Deutschland und merken an, dass im Jahr 2025 der Grünstromanteil im deutschen Strommix bei 40% bis 45% liegen wird. Im Folgenden wird das Jahr 2022 herangezogen und ein fiktiver Rest-Atomstromanteil von 1% angenommen. Außerdem wird angenommen, dass das Ausbauziel des Grünstromanteils für 2025 schon im Jahr 2022 erreicht wird.

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Abb. 5: 6000 Haushalte, fiktiver Strommix 2022, Grünstrommenge konstant

Obwohl viel mehr Grünstrom im Verbundnetz vorhanden ist, bleibt die fossil erzeugte Energiemenge für den zusätzlich nötigen Seilbahnstrom – wie schon in Abb. 1 zu sehen war – konstant.

Wird nun – analog zur Abb. 2 und 4 – angenommen, dass der zusätzlich angefragte Seilbahnstrom mit dem fiktiven deutschen Strommix 2022 erzeugt wird, ist sogar etwas mehr fossil erzeugte Energiemenge nötig als dies in Abb. 2 oder 4 erforderlich war.

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Abb. 6: 6000 Haushalte, fiktiver Strommix 2022, Grünstromanteil konstant

Wie in allen Szenarien zu sehen ist, muss bei zusätzlicher Stromnachfrage – egal, ob dies eine Seilbahn oder ein Elektrostahlwerk ist – zusätzlich Strom erzeugt werden. Zusätzlicher Strom wird im Verbundnetz zu etwa 44% aus Kohle und zu 10% aus Erdgas gewonnen. Die damit neben Stickoxiden, Quecksilber und Feinstaub entstehenden CO2-Emissionen können nicht weggerechnet werden.

Umfrageergebnis zum Thema Seilbahn aus der Wuppertaler Rundschau

In der letzten Samstagsausgabe der Wuppertaler Rundschau (vom 29. August 2015) wurde eine Umfrage gestartet. Es wurde gefragt:

Der Widerstand gegen das Wuppertaler Seilbahn-Projekt wächst. Sind die Kritikpunkte der Anwohner und der Bürgerinitiative berechtigt?

Ergebnis der Umfrage aus der Wuppertaler Rundschau vom 02. September
Ergebnis der Umfrage aus der Wuppertaler Rundschau vom 05. September

Das Ergebnis der Umfrage wurde Online am 1. September und in der Samstagsausgabe der Rundschau vom 5. September veröffentlicht:

Insgesamt wurden 905 Stimmen abgegeben. Es gab 751 Ja-Stimmen. Das entspricht einer Quote von 83 %. Auch wenn die Umfrage keine repräsentative Abstimmung ist, zeigt sie doch deutlich, dass das Seilbahn-Projekt auch Nachteile für Wuppertaler unter der Trasse, in der Elberfelder Südstadt und der ganzen Stadt hat. Und diese Nachteile werden auch bei den Menschen in Wuppertal wahrgenommen.