Glauben Sie, dass es in ein paar Jahren wirklich eine Seilbahn in Wuppertal geben wird?
Bei 610 Stimmen ist das Ergebnis eindeutig. Über drei Viertel der befragten sind der Ansicht, dass es unrealistisch ist, eine Seilbahn in Wuppertal zu bauen.
Wie schon in anderen Beiträgen unseres Blogs berichtet, gibt es in mehreren deutschen Städten die Idee, eine Seilbahn zu bauen. Unsere Recherchen haben gezeigt, dass es neben den bereits genannten Städten auch in Stuttgart Überlegungen für eine neue Seilbahntrasse gibt. Hier soll der Ort Rotenberg mit der Innenstadt verbunden werden. Bemerkenswert ist aus unserer Sicht folgendes Zitat aus einem Artikel der Stuttgarter Zeitung vom 29.07.2015:
Führt die Bahn durch Weinberge, fallen laut Klausegger zwei weitere Probleme weg: Der Lärm der Anlage störe nicht, weil unter den Masten keine Wohnhäuser stünden. „Und die Anwohner behalten ihre Privatsphäre, wenn die Strecke nicht über deren Gärten hinweg führt.“
Raimund Klausegger ist Designer von Verkehrsmitteln der Zukunft bei der Firma Spirit Design in Österreich.
Interessant: Sobald eine Seilbahn nicht über Wohnhäuser führt, wird offen von einem Lärmproblem gesprochen. In Wuppertal dagegen wurde von Anfang an versucht zu vermitteln, dass Seilbahnen lautlos oder Seilbahnlärm zu vernachlässigen wäre.
Die Wuppertaler Stadtwerke haben die aktuell geplanten Kosten in der Vorstudie zur Technischen Machbarkeit veröffentlicht. Hier werden Kosten von 51 Millionen Euro angegeben. Sehr häufig werden Großprojekte jedoch deutlich teurer als geplant. Die bekanntesten Beispiele gehen durch die Medien, beispielsweise der neue Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie in Hamburg. Kann so etwas mit dem Seilbahnprojekt in Wuppertal auch passieren?
Auch bei Seibahnprojekten wird der ursprünglich angegebene Kostenramen häufig gesprengt. Zum Beispiel bei der Emirates Air Line in London sind die Kosten von ursprünglich 25 Millionen Britische Pfund auf 60 Millionen explodiert. Bei der neuen Seilbahn Weissenstein im schweizerischen Kanton Solothurn stiegen die Baukosten von ursprünglich 15 Millionen auf 24 Millionen Franken. Besonders beunruhigend sind die folgenden Zitate aus einem Artikel der Solothurner Zeitung vom 18. September 2014.
Tatsächlich bezifferte Rolf Studer, Vizepräsident der Seilbahn, die Investitionen vor zwei Jahren noch auf 12 Millionen Franken. Dazu kämen 3 Millionen Franken für Gebäude.
Und im weiteren Verlauf:
«Es gibt keine Unregelmässigkeiten», sagt Studer. Im Übrigen habe man stets nur vom Bau der eigentlichen Seilbahn gesprochen. Demnach koste das Herzstück – die Seilbahn mit Technik und Gondeln – auch weiterhin 12 Millionen Franken. Studer: «Die 24 Millionen Franken umfassen die Kosten des ganzen Projekts. Diese beinhalten auch Landkäufe, Parkplätze sowie Kosten für Gebäude und Projektierung.» Zudem seien seit 2009 durch Zeitverzögerungen erhebliche Mehrkosten entstanden.
Die Parallele zu Wuppertal ist offensichtlich. Es wird immer wieder seitens der WSW betont, dass es „nur“ eine Vorstudie zur technischen Machbarkeit geht. Demnach wurde auch hier nur die Seilbahntechnik betrachtet. Auch in Wuppertal müsste noch Geld für eine Parkpalette auf Küllenhahn und die Umgestaltung des Busbahnhofs ausgegeben werden. Gebäude sind in der Vorstudie aufgeführt, jedoch nicht die in Infoveranstalungen seitens der WSW beworben architektonisch ansprechenden Stationen (Beispiel Ankara oder Bozen) oder Stützenkonstruktionen.
Die Kosten von 51 Millionen Euro für die Wuppertaler Seilbahn erscheinen demnach sehr unrealistisch. Die Frage nach den zu erwarteten Projektkosten ist durchaus berechtigt.
Am vergangenen Sonntag, den 27. September 2015, fand in Wuppertal die Oberbürgermeisterstichwahl zwischen Amtsinhaber Peter Jung (CDU) und Herausvorderer Andreas Mucke (SPD) statt. Das Wahlergebnis viel zu Gunsten von Andreas Mucke aus.
Im folgendem Schreiben gratulieren die Mitglieder der Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal Herrn Mucke zu seinem Wahlerfolg:
Nachdem der erste Flyer erfolgreich verteilt wurde, haben wir bereits Mitte August einen zweiten Flyer gestaltet. Dieser mit einer Auflage von 2.500 Stück gedruckt und in der gesamten Südstadt durch Mitglieder der Bürgerinitiative verteilt. Mit einem Klick auf die folgenden Bilder öffnet sich die jeweilige Seite:
An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön alle, die an der Erstellung, am Druck und an der Verteilung beteiligt waren.
Über die „Schattenseiten“ des einer möglichen Seilbahn über der Wuppertaler Südstadt wurde vor einigen Wochen an dieser Stelle bereits berichtet. Das folgende Video von der Rittner Seilbahn in Bozen unterstreicht zusätzlich, dass der Schattenwurf durchaus ein ernstzunehmendes Thema für Anwohner ist.
Bitte stellen Sie sich vor, Sie wollen nachmittags an einem schönen Sommertag in Ihrem eigenen Garten entspannen. Vielleicht auf einem Liegestuhl in Ruhe lesen oder Zeit mit der Familie verbringen. Und nun stellen Sie sich vor, dass mehrmals in der Minute eine Seilbahngondel einen Schatten in Ihren Garten wirft, etwa so groß wie eine Garage. Wir sind nicht der Ansicht , dass dies irgendwann keiner mehr wahr nehmen wird.
Vom Schattenwurf wären nicht nur Anwohner direkt unter der Trasse betroffen. Abhängig von der Tageszeit und der Position entlang der Trasse würde der Schattenwurf mehrere hundert Meter weit reichen. Im folgenden Video wurde der Schattenbereich der zur Diskussion gestellten Trasse analysiert.
Wir haben in den letzten Wochen für die Kandidaten (inklusive des Amtsinhabers), die sich um den Posten des Oberbürgermeisters in unserer wunderschönen Stadt Wuppertal bewerben, so genannte „Trassenbegehungen“ angeboten. Unser Ziel war es dabei, den interessierten Bewerbern um das Amt möglichst die vielen kritischen Aspekte bezüglich der über der Südstadt geplanten Seilbahn persönlich und direkt zugänglich zu machen. Diese Begehungen haben wir bewusst im kleinen Rahmen durchgeführt, der einen persönlichen Dialog und auch Raum für Reflexion und Diskurs ermöglichen sollte. Dabei haben wir interessante Menschen kennengelernt, die sich alle mit großer Ernsthaftigkeit für diese Stadt und ihre Bewohner einsetzen wollen. In einer Zeit, in der die übergroße Mehrheit sich „ins Private“ zurückzieht, sich nicht bereit oder in der Lage findet sich einzubringen, sollte man das erst einmal über alle Parteigrenzen hinweg anerkennen.
Zu den einzelnen Berichten gelangen Sie, wenn Sie auf die unten stehenden Namen klicken:
Sie alle haben sich die Zeit genommen (Teils in Begleitung), mit uns gemeinsam das Projekt zu diskutieren, und dabei über Stock und Stein dem von einem externen Ingenieurbüro geplanten Pfad zu folgen. Darüber freuen wir uns, wir danken für die Zeit und die geführten Gespräche! Wir hoffen am Samstag den 19. September auch Peter Jungzu unserer Runde begrüßen zu können. Ein entsprechendes Zeitfenster für uns war vor dem (ersten) Wahlgang leider nicht zu finden.
Edit 22.09.:
Die genannte Begehung mit Herrn Jung hat mittlerweile stattgefunden. Unser Bericht:
Als einziger Kandidat hat Herr Jung sich über sein Büro bereits am ersten folgenden Werktag für die gemeinsame Wanderung bedankt und uns sein Resümee schriftlich zukommen lassen.
Insgesamt wurden 905 Stimmen abgegeben. Es gab 751 Ja-Stimmen. Das entspricht einer Quote von 83 %. Auch wenn die Umfrage keine repräsentative Abstimmung ist, zeigt sie doch deutlich, dass das Seilbahn-Projekt auch Nachteile für Wuppertaler unter der Trasse, in der Elberfelder Südstadt und der ganzen Stadt hat. Und diese Nachteile werden auch bei den Menschen in Wuppertal wahrgenommen.
Es gab bereits durchaus Ideen oder Planungen, in Deutschland Seilbahnen innnerhalb von Städten zu bauen. Beispiele sind Hamburg, Aachen oder Trier. Jedoch wurde bis jetzt noch keine Seilbahn über bebautem Gebiet realisiert. Woran liegt das? In einem Artikel im Tagesspielgel vom 01. Februar 2015 werden die Nachteile von Seilbahnen im urbanen Raum mit klaren Worten geschildert.
Bleiben zwei Probleme. Ob Seilbahnen und vor allem deren Masten eine Stadt hässlicher machen, darüber lässt sich noch streiten. Fest aber steht: Wer nicht möchte, dass über seinem Haus Gondeln schweben, kann sich rechtlich wehren. „Die Planer müssen sich eben auf den öffentlichen Raum konzentrieren“, sagt Monheim, „am besten, die Bahnen verlaufen parallel zu großen Straßen.
Zitiert wird hier Heiner Monheim (Professor für Raumentwicklung an der Universität in Trier)
Aktuell steht Wuppertal mit der Idee, eine urbane Seilbahn zu bauen, nicht alleine. Ein weiteres Beispiel ist Bochum. Hier gibt es die Idee eines ganzen Seilbahnnetzes. Bei der Trassenführung der möglichen ersten Seilbahn zwischen der Innenstadt und dem Einkaufszentrum Ruhr-Park hat man offensichtlich, nicht wie in Wuppertal, die von Herrn Monheim genannten Probleme berücksichtigt. Es wäre eine Trassenführung möglich, die nicht über bebautes Gebiet, sondern an Wohngebieten vorbei führen würde. Darüber hinaus hätte die Bahn zwei Zwischenstationen, mit denen eine Anbindung von Wohngebieten an die Seilbahn gegeben wäre.
Am 07. August hat wurde in der Westdeutschen Zeitung (WZ) ein Leserbrief von Axel Sindram (ProBahn) veröffentlicht. Darin geht er unter Anderem davon aus, dass die Seilbahn in Wuppertal 365 Tage im Jahr zur Verfügung stehen würde. Bei dieser Aussage wurde jedoch nicht beachtet, dass es geplante Stillstandszeiten für die Revision (technische Überprüfung) und Instandhaltung der Bahn geben muss. In der Vorstudie zur technischen Machbarkeit, welche von den WSW im Mai dieses Jahres veröffentlicht wurde, werden zwei mal drei bis fünf Tage genannt.
Ein Vergleich mit der Rittner Seilbahn bezüglich der genannten Zeiten ist überraschend. Die Anlage verbindet Bozen mit Oberbozen ist in den lokalen Verkehrsverbund integriert, wie es in Wuppertal der Fall wäre. Sie befördert nicht nur Touristen, sondern ist auch für Anwohner des gesamten Rittner-Plateaus ein wichtiger Zubringer in die Bozener Innenstadt . Ein Bedarf für Fahrten mit der Seilbahn ist somit das ganze Jahr über gegeben. Ausfallzeiten fallen direkt auf.
Die Rittner Seilbahn ist eine Dreiseilumlaufbahn und damit derselbe Seilbahntyp, der in der Vorstudie zur technischen Machbarkeit favorisiert wurde. Beide Anlagen wären sicherlich nicht in allen Einzelheiten vergleichbar und damit würde auch die Dauer der Revisions- und Instandhaltungsarbeiten etwas variieren. Die Bahn in Wuppertal wäre kürzer und hätte eine Stütze weniger. Es müsste jedoch eine zusätzliche Mittelstation, die fünf- bis sechsfache Menge an Gondeln sowie eine Garage gewartet und geprüft werden.
Doch es gibt noch auch weitere geplante Ausfallzeiten. Wer die Seilbahn in Bozen persönlich besucht, stößt auf Hinweisschilder, dass es eine monatliche Überprüfung der Anlage gibt. Dafür steht die Bahn zusätzlich über zwei Stunden am ersten Montag jeden Monats still.
Fazit:
Es steht also Fest, dass es geplante Stillstandszeiten geben wird. Die Angaben aus Bozen weisen darauf hin, dass diese Stillstandszeiten länger sein werden, als in der Vorstudie zur technischen Machbarkeit angegeben. Und in dieser Zeit muss ein Busersatzverkehr eingerichtet werden.
Wuppertal braucht keine Seilbahn.
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