Im Rahmen des Bürgerbeteiligungsverfahrens wurde eine wirtschaftliche Bewertung einschließlich einer Angabe über Betriebskosten veröffentlicht. Die genannte Summe von 1,8 Millionen Euro ist unrealistisch. In Studien zu anderen geplanten Seilbahnprojekten werden deutlich größere Summen genannt. Bei der Seilbahn in London sind die Betriebskosten mehr als dreimal höher als bisher für Wuppertal kalkuliert.
Im Urlaub in den Algäuer Alpen gehört für viele Gäste Oberstdorfs auch eine Fahrt mit der Nebelhornbahn dazu. Sie führt in drei Pendelbahn-Sektionen auf den gleichnamigen Berg. Beim Kauf der Fahrtickets fällt allerdings der hohe Preis auf. Eine Berg- und Talfahrt kostet 21,50 € – nur für die erste Sektion auf die Seealpe. Möchte man zum Gipfel und zurück fahren, werden 34,50 € für einen Erwachsenen fällig. Bei diesen Fahrpreisen stellt sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der zur Diskussion stehenden Seilbahn in Wuppertal. Hier soll der VRR-Tarif für die Seilbahn gelten.
Auch im städtischen Umfeld sind die Fahrpreise für Seilbahnen hoch. Das zeigen Beispiele aus Europäischen Städten. Um in London mit der Emirates Air Line über die Themse zu fahren, muss man umgerechnet 5,20 € bezahlen. In Koblenz kostet eine Fahrt mit der Seilbahn 7,20 €. Ein Ticket für die Rittner Seilbahn in Bozen kostet 6 € (Berg- oder Talfahrt). Zum Vergleich: eine einfache Fahrt mit der Seilbahn in Wuppertal würde im VRR-Tarif (Preisstufe A) 2,70 € kosten. Jedoch erzielen die WSW pro Fahrt mit Bus und Bahn ca. einen Euro. Nur für etwa 10 Prozent der Fahrten wird ein Einzelticket gelöst. Für den überwiegenden Anteil der Fahrten werden Zeitkarten genutzt. Kann der Seilbahnbetrieb mit diesen Einnahmen wirtschaftlich für die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) sein?
Im Rahmen der Bürgerbeteiligung im September 2016 wurde eine wirtschaftliche Bewertung veröffentlicht. Vorgestellt wurden Betriebskosten von 1,8 Millionen Euro pro Jahr. Die Auflistung enthält drei Positionen:
- Personalkosten: 0,9 Millionen € / Jahr
- Stromkosten: 0,4 Millionen € / Jahr
- Technische Überwachung, Wartung, Instandhaltung: 0,5 Millionen € / Jahr
Im folgenden Diagramm haben wir Betriebskosten von verschiedenen Seilbahnprojekten aus anderen Städten zusammengestellt. Auffällig dabei: Die größte Angabe der Betriebskosten gehört zu der einzigen bisher realisierten Anlage in unserer Auflistung.
Für nahezu alle Vergleichsprojekte wurden doppelt so hohe Betriebskosten kalkuliert als für die Seilbahn in Wuppertal. Das ist beunruhigend, weil die wirtschaftliche Bewertung einen Gewinn von nur 200.000 € pro Jahr durch die Seilbahn (gegenüber der heutigen Situation mit Bussen) ausweist. In den letzten Wochen lag der Fokus in der Diskussion um eine Seilbahn in Wuppertal aufgrund der „Kostenexplosion“ bei den Baukosten des Projekts. Allerdings darf die kritische Betrachtung der Betriebskosten nicht vernachlässigt werden. Betriebskosten sind nicht wie die Baukosten förderfähig und müssen vom Betreiber (Wuppertaler Stadtwerke) komplett getragen werden.
Quellenangabe Vergleich Betriebskosten:
[1] Kosten der Seilbahn – Investition und Betrieb, http://seelbunn.lu/de/docs/kosten/, abgerufen am 28.02.2017
[2] Fortschreibung Studie Petrisberg (Trier), DB International GmbH, Niederlassung Süd, April 2009, Tabelle 4-6
[3] Albert Speer \& Partner GmbH: Anbindung der Bergischen Kaserne an den öffentlichen Personennahverkehr, Variante 1.700 Wohneinheiten in der Bergischen Kaserne, Juli 2016, Seite 60, Abb. 47
[4] Cable car income/expenditure Transport for London, Freedom of Information request, https://www.whatdotheyknow.com/request/cable\_car\_incomeexpenditure, abgerufen am 28.02.2017
[5] ZGF Architects LLP, Engineering Specialties Group, Fehr & Peers, DC, Livable City Group Partners for Economic Solutions, http://www.georgetownrosslyngondola.com/, abgerufen am 22.03.2017
[6] Aerial Cable Transit Feasibility Study, Final Report, Jacobs Engineering Group, Eco-Transit Technologies and CH Perez and Associates, Work Order #GPC V-31, http://miamidadempo.org/library/studies/aerial-cable-transit-feasbility-study-final-report-2016-02.pdf, abgerufen am 22.03.2017