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Seilbahnfreies Wuppertal – Haben wir wirklich falsche Zahlen?

Es geht nicht um Rundungsfehler oder Annahmen, die man auch anders treffen kann. Es geht nicht um 60 oder eben 70 Sekunden für 14 Höhenmeter auf einer Treppe. Es geht um das komplette Weglassen wichtiger Fakten!

Seilbahn-Pressebild Cläre-Blaeser-Strasse
Seilbahn-Pressebild Cläre-Blaeser-Strasse

Es stimmt, man sollte nicht meckern, sondern gierig nach Verbesserungen sein. Das sind wir, jeden Tag. Daher sagen wir nur: Faktencheck! Nichts glauben, selber denken und nachvollziehen! Wir müssen das Beste identifizieren und umsetzen.

Leider gibt es immer noch mehr Fragen als Antworten zur Seilbahn. Beispiel Fahrgastzahlen, denn die Förderfähigkeit hängt davon stark ab. Zwischen Hauptbahnhof und Universität sollen über 18.000 Fahrgäste laut Kosten-Nutzen-Untersuchung unterwegs sein, an etwa 300 Tagen im Jahr. Das kann jeder nachlesen. Ein anderes von den WSW beauftragtes Gutachten von PGV Köln zeigt – das kann auch jeder nachlesen: An der Haltestelle Universität steigen knapp 6500 Fahrgäste ein- und aus. Dies wurde im Wintersemester zur Vorlesungszeit gemessen. Zur Info: es gibt nur 140 Vorlesungstage im Jahr.

Schon klar: zu viele Zahlen. Aber man erkläre uns, warum die Seilbahn die dreifache Fahrgastzahl ganzjährig gegenüber den gezählten Ein- und Aussteigern an der Universität an Vorlesungstagen transportieren soll. Wir verstehen es einfach nicht. Klärende Gespräche hat die WSW immer angelehnt. Eine Rückfrage bei Obermeyer – das Ingenieurbüro, dass extern geprüft hat – ergibt: „Verkehrszahlen überprüft? Natürlich nicht! Wir sind Bauingenieure!

Diese Zweifel sähen nicht wir, sondern die Teilveröffentlichungen der WSW. Klärend und erklärend könnte die komplette Veröffentlichung der Fahrgastzahlen sein, aber es kommt: nichts! Jetzt darf man nicht uns als Überbringer der schlechten Nachricht die Schuld in die Schuhe schieben. Seien Sie gierig nach Informationen!

Pressemitteilung: WSW widersprechen eigenen Aussagen und der der eigenen Gutachter

Anstelle gemeinsam die Sollbruchstellen der Seilbahnplanung zu erörtern, weigern sich die Wuppertaler Stadtwerke nach wie vor, Transparenz und Offenheit herzustellen.

Zur Transparenz gehört es auch mitzuteilen, dass die mit 82,7 Millionen Euro in 2016 fixierten Baukosten gemäß Baukostenindex bis Februar 2019 auf über 92 Millionen Euro gestiegen sind. Wenn die Preise weiter so steigen im vergangenen Jahr, werden die 100 Millionen Euro schon 2021 überschritten. Steuereinnahmen und Ticketpreise steigen bei weitem nicht so schnell, was unweigerlich zu höheren Belastungen führt.

Die WSW werfen dem Verein Seilbahnfreies Wuppertal vor, die Kosten des Planfeststellungsverfahrens übertrieben hoch und falsch darzustellen. Dabei können laut einer öffentlichen Aussage eines Mitarbeiters der WSW im Beisein des Geschäftsführers die Kosten des Planfeststellungsverfahrens die 10 Millionen Euro erreichen. Von einer Falschaussage kann somit keine Rede sein. Dass die Stadtwerke sich selber widersprechen, zeigt, wie intransparent das Verfahren ist.

Noch erstaunlicher ist der Widerspruch der WSW zu den selbst in Auftrag gegebenen Gutachten.

Erstens: die Nutzen-Kosten-Untersuchung zeigt eindeutig, dass Gebäudeinstandhaltung und Aufzugswartung nicht in den Betriebskosten enthalten sind.

Zweitens: Selbst die Seilbahnhersteller empfehlen die doppelte Belegschaft in den Stationen. Auf Anfrage konnte der für die Bonner Seilbahn tätige Gutachter Sehnal keine Seilbahn nennen, die mit einer Person betrieben wird. Wie damit ein barrierefreier Betrieb an 365 Tagen im Jahr aufrechterhalten werden kann, ist mehr als erklärungsbedürftig.

Drittens bestätigen die WSW in der Pressemitteilung, keine Rücklagen für das Zugseil und die Gondeln in den ersten 25 Jahren berücksichtigt zu haben, da beides im besagten Zeitraum auszutauschen ist. Diese zusätzlichen Kosten sind in bisherigen Betrachtungen von Seilbahnfreies Wuppertal noch gar nicht enthalten und würden jährlich über eine halbe Million Euro zusätzlich verschlingen. Die gesamte Wartung der Seilbahn wird aber mit 400.000 Euro angegeben.

Die Offenheit und Transparenz, die das Projekt spätestens jetzt in der Abstimmungsphase dringendst brauchen würde, ist immer noch nicht hergestellt. Auch die angesprochenen Gutachten sind nicht veröffentlicht. Eine Rückfrage bei einem WSW-Aufsichtsrat bestätigte, dass zur Überprüfung von Berechnungen nur ein externes Gutachten eingeholt und veröffentlicht wurde. Dies stammt vom Ingenieurbüro Obermayr. In diesem wurden allerdings nur die Investitionskosten untersucht, die bis auf die unvermeidlichen Preissteigerungen auch robust kalkuliert erscheinen.

Weiterhin fehlt die Überprüfung und Veröffentlichung der Betriebskosten durch unabhängige Dritte. Betriebskosten sind deswegen so wichtig, weil sie unmittelbar auf die Bilanz der WSW durchschlagen. Ebenso wenig wurden Reisezeiten und Fahrgastzahlen extern begutachtet.

Die Sinnhaftigkeit der Seilbahn ist auch nicht durch Aussagen wie „CE-Linien bedienen Südstadt nicht“ zu untermauern. Hier sollten die Auswirkungen des Umsteigens, der zusätzlichen Wartezeiten an den Aufzügen und Fußwege transparent und nachvollziehbar bewertet werden. Das Umsteigen für Fahrten nach Cronenberg führt laut PGV Köln – auch den die WSW beauftragt – zu Fahrgastrückgängen. Ein Dementi würde hier nur der Glaubwürdigkeit schaden.

Pressemitteilung: 3,6 Millionen jedes Jahr: Betriebskosten der Seilbahn werden sich mehr als verdoppeln

Der Sinn der Seilbahn ist nach wie vor nicht gegeben, denn außer einigen Studierenden haben 40.000 Wuppertalerinnen und Wuppertaler aufgrund des halbierten Busangebotes das Nachsehen. Mindestens ebenso wichtig ist die Frage nach den Betriebskosten, da diese vollständig durch Buskürzungen finanziert werden müssen.

Die Seilbahn soll mit 1,6 Millionen Euro jährlichen Kosten betrieben werden können. Die Planung einer Seilbahn in Düsseldorf ging von 3,6 Millionen Euro jährlichen Kosten aus und in London muss für die Zwei-Stationen-Seilbahn mehr als 6 Millionen Pfund aufgewendet werden: dies sind 7,5 Millionen Euro jedes Jahr.

Kann das in Wuppertal überhaupt so günstig sein? Wenn man alles andere außer der nackten Seilbahn weglässt und die Kosten nicht betrachtet, geht das. In den kalkulierten Betriebskosten fehlen die Wartungskosten für Aufzüge, die laufenden Instandhaltungskosten für die 40-Millionen-Euro-Stationen und mutmaßlich auch Reinigungskosten. Außerdem sind die Personalkosten unzulässig knapp kalkuliert worden. Seilbahnhersteller empfehlen mindestens zwei Personen pro Station, geplant wird mit einem Mitarbeiter. Eine ausreichende Personalausstattung ist sowohl für den sicheren Betrieb als auch für mobilitätseingeschränkte Menschen und die Barrierefreiheit wichtig. Zum Ein- und Aussteigen muss die Gondel angehalten werden, wofür grundsätzlich ein Mitarbeiter pro Ein- und Ausstieg notwendig ist. Die Frage nach der Pflichtversicherung der Seilbahn wird hier erst gar nicht gestellt.

Zusammen ergibt diese Kostenschätzung 3,6 Millionen Euro pro Jahr und kommt somit auf den gleichen Betrag, den die Düsseldorfer Gutachter nennen. Neben den Betriebskosten muss auch der WSW-Eigenanteil abgezahlt werden, welcher 1,4 Millionen Euro pro Jahr ausmachen dürfte. Die insgesamt fünf Millionen Euro sind in keinster Weise bei den WSW durch Buskürzungen gedeckt und werden große Finanzierungslöcher reißen.

Entweder müssten stadtweit zusätzlich empfindliche Buskürzungen nur aufgrund der hohen Seilbahn-Betriebskosten durchgeführt werden. Oder WSW-Konzerntöchter müssten den noch größeren Fehlbetrag der WSW Mobil übernehmen, was letztendlich alle Kunden der Stadtwerke über höhere Strom- und Gaspreise zu zahlen haben.

Dabei würde schon ein Blick in die Nutzen-Kosten-Untersuchung reichen, um zu sehen, dass Aufzugs- und Gebäudewartungskosten gar nicht berücksichtigt sind, was jeder nachprüfen kann.

Hintergrundinformationen und Quellen:

Grundsatzbeschluss zur Seilbahn am 10.07.2017:
https://ris.wuppertal.de/vo0050.php?__kvonr=18694

Anlage 3 – Standardisierte Bewertung (Nutzen-Kosten-Untersuchung)
https://ris.wuppertal.de/getfile.php?id=204745&type=do
Hierin: Seite 17 Tabelle 8: Unterhaltungskosten für die Seilbahntechnik (Preisstand 2016)

Dort steht: „Diese Kosten umfassen die Aufwendungen für alle in Tabelle 1 unter „Teilsumme I“ benannten Anlagenteile ohne Seilbahngebäude, also die reine Seilbahntechnik, die im Preisstand 2016 Investitionen in Höhe von 41.122 T€ erfordern. Daraus ergibt sich über die Anlagenteile der Seilbahntechnik ein Unterhaltungskostenansatz in Höhe von 1,2%, der für die Seilbahntechnik angesetzt wird.“

Anlage 5- Bewertung von Risiken und Wirtschaftlichkeit (WSW) 
https://ris.wuppertal.de/getfile.php?id=204771&type=do
Hierin: Seite 10 Technische Überwachung, Wartung, Instandhaltung 400.000€

Dass hier 80.000€ weniger angegeben werden und damit die Seilbahn noch wirtschaftlicher erscheint, ist nur eine Abweichung von 20%. Es geht vielmehr um die Tatsache, dass komplette Kostenblöcke nicht berücksichtigt wurden. Dies sollten die Wuppertaler Wähler wissen, nachdem Dietmar Bell genau diesen Tatbestand live bei WDR5 bestritten hat.

Gutachten Albert Speer & Partner GmbH
Bergische Kaserne Düsseldorf Anbindung der Bergischen Kaserne an den öffentlichen Personennahverkehr
http://www.bergisches-viertel.de/gutachten/catalogs/gutachten/pdf/complete.pdf
Hierin Seilbahnbetriebskosten auf Seite 60

Eine robustere Betriebskostenschätzung finden Sie unter: http://seilbahnfreies-wuppertal.de/#Betriebskosten

Pressemitteilung: WSW liegen falsch

Seilbahn-Pressebild Cronenberger Strasse
Seilbahn-Pressebild Cronenberger Strasse

Deren eigene Fahrgastzahlenerhebung zeigt: 15.000 Fahrgäste auf den Südhöhen, Seilbahn aber soll alleine über 18.000 Fahrgäste jeden Tag transportieren.

Die WSW liegen falsch, wenn sie behaupten, dass der Verein Seilbahnfreies Wuppertal e.V. “wahrheitswidrige” Zahlen verwendet. Die Datengrundlage sind die von den WSW selbst ermittelten Fahrgastzahlen aus den automatisierten Zählgeräten sowie zusätzlichen Handzählungen. Diese Fahrgastzahlen sind uns durch einen Leak von den WSW zugespielt worden.

Ein WSW-Mitarbeiter bestätigte heute sogar gegenüber dem Oberbürgermeisterbüro die so ermittelten Zahlen als die „tatsächlichen Fahrgastzahlen“. Und diese von den WSW selbst ermittelten Fahrgastzahlen zeigen: auf den gesamten Südhöhen bis Hahnerberg fahren auf den bis zu acht Linien weniger als 15.000 Fahrgäste am Tag, sogar mit der Linie 615. Alleine in der Seilbahn sollen es laut Gutachten aber über 18.000 Fahrgäste sein, dabei fahren – durch ein Ingenieurbüro im Auftrag der WSW ermittelt – nur 6500 Fahrgäste von und zur Uni.

Nun ist es an der Zeit von Seiten der Stadt und der Wuppertaler Stadtwerke alle Fakten auf den Tisch zu legen. Denn neben den augenscheinlich verdoppelten Fahrgastzahlen sind mutmaßlich auch Reisezeiten falsch in die Nutzen-Kosten-Analyse eingeflossen.

Pressemitteilung: Neue Fahrgastzahlen – kein Fördergeld für die Seilbahn

Seilbahn-Pressebild Wuppertal Küllenhahn
Seilbahn-Pressebild Wuppertal Küllenhahn

Die der Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal vorliegenden Fahrgastzahlen zeigen eindeutig und für jeden nachprüfbar: Die in Gutachten angegebenen Fahrgastzahlen sind viel zu hoch angesetzt und verdoppeln künstlich die tatsächliche jetzige ÖPNV-Nachfrage. Die Seilbahn ist damit nicht förderfähig und ein Einstieg ins Planfeststellungsverfahren reine Geldverschwendung.

Seit dreieinhalb Jahren bemüht sich die Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal um eine Veröffentlichung der Fahrgastzahlen. Die WSW verweisen auf das Betriebsgeheimnis und über drei Dutzend Anfragen an das Oberbürgermeisterbüro blieben sämtlich in der Sache unbeantwortet. Dabei ist die Frage so simpel wie einleuchtend: Wie viele Fahrgäste benutzen den ÖPNV zwischen Hauptbahnhof und Küllenhahn? Denn mit der Seilbahn sollen angeblich über 18.000 Fahrgäste fahren. Davon würden 20% neue Fahrgäste sein, so die Nutzen-Kosten-Untersuchung.

Die der Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal zur Verfügung gestellten Fahrgastzahlen zeigen nun, dass auf den gesamten Südhöhen auf bis zu acht Linien weniger als 15.000 Fahrgäste fahren – der Fachausdruck hier ist maximale Querschnittsbelastung. Hierunter fallen damit auch alle Fahrgäste, die an der Neckarstraße, an der Blanckstraße, am Friedenhain, in der Ravensberger Straße oder im Johannistal ein- oder aussteigen – Fahrgäste also, die die Seilbahn nicht direkt bzw. nur über Umwege nutzen können. Übrig bleiben die knapp 6500 Fahrgäste von und zur Universität am Tag, die von der PGV Köln im Auftrag der WSW tatsächlich gemessen wurden. Wie hieraus über 18.000 Fahrgäste werden sollen, kommt einem gutachterlichen Wunder gleich, das durch Zurückhalten der realen Fahrgastzahlen bis nach dem Bürgerentscheid gar nicht erst ans Tageslicht kommen sollte.

Eine Seilbahn mag ein spannendes Projekt und für die Universität ein Alleinstellungsmerkmal sein. Bei dem geplanten Projekt geht es allerdings um ein ÖPNV-Projekt, das als solches bewertet werden muss und nur als solches bewertet werden darf. Dies schreiben Gesetze und Verfahren zwingend vor. Durch die nun vorliegenden Fahrgastzahlen kann eine Förderfähigkeit für dieses ÖPNV-Projekt gar nicht mehr festgestellt werden.

Anstatt in ein 10 Millionen Euro teures Planfeststellungsverfahren für ein Projekt einzusteigen, für das es am Ende keine Fördergelder geben kann, können die Wuppertaler Bürger dem Projekt nun aktiv den Geldhahn abdrehen und damit Ihr eigenes Geld vor einer sinnlosen Verschwendung retten. „Nein“ zur Seilbahn ist hier die bessere Wahl.

Pressemitteilung: Studierendenparlament votiert für Seilbahn nachdem WSW ein Viertel der Uni-Busse kürzte

Seilbahn-Pressebild Wuppertal Küllenhahn
Seilbahn-Pressebild Wuppertal Küllenhahn

Mit knapper Mehrheit hat das Studierendenparlament für den Bau der teuersten Seilbahn der Welt in Wuppertal gestimmt, „um das momentane Chaos am Busbahnhof zu Stoßzeiten in Zukunft“ durch eine Verkürzung der Fahrzeit von 13 auf 3 Minuten ad acta zu legen, wie Juso-Sprecher Yannik Düringer erklärt. Die Juso-Hochschulgruppe lässt dabei außer Acht, dass die Seilbahn in der fünften Etage der Seilbahn-Talstation abfahren wird. Weiterhin werden erhebliche zusätzliche Fußwege auf dem Uni-Gelände zurückgelegt werden müssen, da die Mittelstation weitab der zentralen Uni-Einrichtungen an den Rand des Campus platziert wäre. 

Ein Vergleich zeigt, dass die Anreise mit der Seilbahn sogar länger dauern würde. Die Reisezeit mit dem UniExpress vom Hauptbahnhof zum Audimax wird bei etwa 14 Minuten liegen. Mit der Seilbahn würden es durch Treppensteigen oder Aufzugsfahrten in der Talstation, Einstiegs- und Fahrzeiten der Seilbahn sowie Fußwege auf dem Uni-Gelände 13 Minuten sein. Kommen Wartezeiten an der Seilbahn hinzu, ist die Busverbindung sogar schneller. Die Sinnhaftigkeit der Seilbahn ist damit weiterhin ungeklärt.

Das angesprochene „Chaos“ am Busbahnhof ist indes hausgemacht: Mit der Eröffnung des Busbahnhofs hat die WSW die Anzahl der Fahrten vormittags um ein Viertel reduziert. Die seltene Anbindung des Hauptbahnhofs durch die Uni Express-Busse rundet das negative Gesamtbild zusätzlich ab. Dabei schien das ÖPNV-Angebot vor Eröffnung des Busbahnhofs durchaus angemessen, standen besonders in der Spitzenzeit ausreichend Plätze in Bussen zur Verfügung. Durch eine Seilbahn wird das Angebot in der Spitze erheblich reduziert. Hier rächt es sich nun, dass andere Lösungen als die Seilbahn gar nicht in Betracht gezogen wurden.

Das Votum des Studierendenparlaments ist dabei auch ein Votum für weitere Streichungen des Busverkehrs in der Südstadt, die das ÖPNV-Angebot für die darauf angewiesenen Menschen nachhaltig schwächt. Es ist ein Votum für zusätzlichen Autoverkehr, der das fehlende ÖPNV-Angebot ausgleichen muss und die damit verbundenen zusätzlichen Schadstoff- und Lärmbelästigungen. Es ist ein Votum für höhere Gas- und Stromkosten, durch die weiter steigende Bau- und Betriebskosten finanziert werden müssen.

Infoblock:

Reisezeit und Platzangebot

Reisezeiten werden durch Hinweg, Warten, Fahren und Fußweg zum Ziel bestimmt. Fahrgäste sollen gemäß Seilbahnfreies Wuppertal beim Einstieg bis zur Abfahrt der Seilbahn 4 Minuten brauchen. Dazu kommen 3 Minuten Fahrzeit und 6 Minuten Fußweg bis zum Hörsaal. Zusammen ergibt dies 13 Minuten. Die Busanreise bedeutet 5 Minuten Fußweg zum Kleeblatt, 1 Minute Warten, 7 Minuten tatsächliche Fahrzeit und 1 Minute bis zum Hörsaal. Dies sind 14 Minuten.

Die Busse bieten über 4600 Plätze pro Stunde bei Nachfragespitzen an, die Seilbahn böte nur 3500 Plätze. Gemäß Seilbahnfreies Wuppertal in der Spitzenzeit kämen noch Wartezeiten bei der Seilbahn dazu.

3400 Studenten fahren in Vorlesungszeit zur Universität

Nur ein kleiner Bruchteil der Eingeschriebenen nutzt tatsächlich den ÖPNV

Der immer wiederkehrende Verweis auf über 25.000 Studenten und Bedienstete der Universität verschleiert den tatsächlichen Nutzerkreis einer Seilbahn. Gerade einmal 3400 Fahrgäste steigen an der Haltestelle Universität aus, wie eine im Auftrag der WSW durchgeführte Verkehrszählung von PGV Köln in den verkehrsstärksten Wochen im Wintersemester 2015/16 gezeigt hat.

Die Campi Haspel und Freudenberg werden von einer Seilbahn gar nicht bedient. Insbesondere wird der Freudenberg durch die geplanten Buskürzungen deutlich schlechter angebunden.

Auch der Campus Grifflenberg profitiert in der Hauptverkehrszeit nicht von einer Seilbahn, da das heutige Busangebot in den Spitzenzeiten um 8 Uhr und um 10 Uhr deutlich mehr Plätze als die Seilbahn anbietet. Wenn Busse zur Universität zu Stoßzeiten schon überfüllt sind, wird dies mit der Seilbahn, aufgrund derer geringeren Kapazität, erst recht der Fall sein. Ein Wachstum der Studierenden- und Fahrgastzahlen ist mit der Seilbahn somit gar nicht möglich.

Es steht bereits fest, dass diese Seilbahn mit Buskürzungen in der gesamten Südstadt erkauft wird. Eine deutliche Zunahme des Autoverkehrs wird unweigerlich die Folge sein. Wie die Bürgerinitiative schon im Juni zeigte, kann mit der neuesten Standardisierten Bewertung alleine zwischen Cronenberg und Elberfeld eine Zunahme des PKW-Verkehrs von über 5 Millionen km nachgewiesen werden.

Der Nutzen einer Seilbahn ist nach wie vor mehr als fraglich.

Wuppertal: Seilbahn-Grundsatzbeschluss ohne Grundsatzbeschluss

Entscheidung zum Planfeststellungsverfahren wird auf die lange Bank geschoben

Der Rat der Stadt Wuppertal wird am kommenden Montag zum widerholten Male den Einstieg ins Planfeststellungsverfahren verschieben. Trotz positiver Meldungen sowohl von Oberbürgermeister Andreas Mucke als auch den Wuppertaler Stadtwerken gab es viel Kritik an dem Projekt und den bisher vorgelegten Planungen, so dass die Große Kooperation aus SPD und CDU im Wuppertaler Stadtrat keine Möglichkeit sieht, schon jetzt ins Planfeststellungsverfahren einzutreten und damit das Heft des Handelns aus der Hand zu geben. Stattdessen sollen die Wuppertaler Stadtwerke Risiken rund um die Talstation finanziell und planerisch bewerten. Allen Beteiligten ist klar, dass gemeinsame Projekte mit der Deutschen Bahn ein besonderes Augenmerk verdienen. Das gilt vor allem, wenn eine Seilbahnstation über einem Hauptbahnhof gebaut werden und die Gründung von Betonpfeilern für Station und tonnenschwerer Seilabspannung zwischen den Gleisen bei gleichzeitigem Bahnbetrieb stattfinden soll.

Erst wenn diese Projektrisiken bewertet wurden, wird sich der Wuppertaler Stadtrat mit der Seilbahn beschäftigen. Bis dahin ruht das Projekt. Von einem Einstieg ins Planfeststellungsverfahren kann daher keine Rede sein.

Mittlerweile sprechen sich auch weitere Gruppen komplett gegen das Seilbahnprojekt aus. Die Bezirksvertretung Cronenbergs lehnt mit großer Mehrheit das Projekt ab und befürchtet eine massive Verschlechterung des ÖPNV-Angebotes, da die Wuppertaler Stadtwerke umfangreiche Buskürzungen bei Realisierung der Seilbahn angekündigt haben.

 

Anhang zur historischen Entwicklung:

Im Mai 2015 gingen die Wuppertaler Stadtwerke mit einer Vorstudie zur technischen Machbarkeit an die Öffentlichkeit und postulierten das Seilbahnprojekt als technisch und wirtschaftlich machbar. An dieser Sichtweise wurde schnell Kritik laut, so dass weitere Planungen notwendig schienen, bevor ein Planfeststellungsverfahren angestoßen wird.

Am 7. März 2016 beschloss der Stadtrat die vordringliche finanzielle und rechtliche Bewertung des Seilbahnprojektes, was vom Projektträger Wuppertaler Stadtwerke durchzuführen sei. Im Zuge dieser Planungen wurde eine Bürgerbeteiligung mit 47 Bürgerinnen und Bürgern im September 2016 durchgeführt. Deren Ergebnis war, dass die vorgelegten Zahlen und Pläne nicht für eine endgültige Entscheidung ausreichen würden. Ursprünglich sollte der Stadtrat im November 2016 in einem Grundsatzbeschluss über den Start des Planfeststellungsverfahrens entscheiden, was auf Dezember verschoben wurde, da noch nicht alle Gutachten vorlagen.

Im Dezember 2016 lag nur eine rechtliche Erläuterung zum Verfahren mit den anzuwendenden Gesetzen und Verordnungen vor. Ein Gutachten mit Bewertung der Risiken und Chancen im Planfeststellungsverfahren wurde von der Stadt bis heute nicht veröffentlicht. In der Ratssitzung am 20. Februar 2017 wurde kein Grundsatzbeschluss getroffen, weil Anfang 2017 Gutachten veröffentlicht wurden, in denen die Investitionskostenschätzung um 62% von 51 Millionen auf 82,7 Millionen EUR angehoben wurden. Die für September 2016 angekündigte Standardisierte Bewertung lag auch im Februar 2017 nicht vor.

Eine Nutzen-Kosten-Untersuchung, die angelehnt an ein veraltetes Verfahren der Standardisierten Bewertung erstellt wurde, konnte am 3. April 2017 in einer spontanen Pressekonferenz vorgestellt werden, nachdem Tage zuvor eine Pro Seilbahn Gruppierung aus Ratsmitgliedern und Bezirksbürgermeistern vorbei an allen demokratischen Gremien die unveröffentlichte Beschlussvorlage mit allen Gutachten auf Ihrer Internetseite zum Download bereitgestellt hat („Seilbahn Leaks“). Eine Grundsatzentscheidung und damit der Einstieg ins Planfeststellungsverfahren wurde für den 15. Mai 2017 Anfang April vom Oberbürgermeister angekündigt. Auch der Mai-Termin war nicht zu halten, da sowohl grundlegende sachliche Mängel an den Eingangsdaten zur Nutzen-Kosten-Untersuchung als auch nicht bewertbare Risiken insbesondere zur Talstation bekannt wurden. Eine Verschiebung auf den 10. Juli wurde vereinbart.

Diese Woche beschlossen die Große Kooperation aus SPD und CDU, dass auch in der kommenden Ratssitzung am 10. Juli 2017 kein Grundsatzbeschluss zum Einstieg ins Planfeststellungsverfahren fallen soll, sondern zuerst die Risiken um die Talstation monetarisiert werden müssen. Hierzu sollen zuerst die Kosten zum Erwerb des Talstation- Gebäudes – dieses soll im Besitz der Deutschen Bahn sein – ermittelt werden. Erst wenn diese Kosten bekannt sind, kann über ein weiteres Vorgehen entschieden werden. Von einem Einstieg ins Planfeststellungsverfahrens kann somit im Juli 2017 keine Rede sein.

Standardisierte Bewertung für Wuppertaler Seilbahn wirft Fragen auf

Gutachter verschweigen Umsteigezwang und längere Fußwege, um Seilbahn zu rechtfertigen

Seit der ersten Vorstellung der Seilbahnpläne im Mai 2015 hat der Verein Seilbahnfreies Wuppertal (SBFW) mehrere tausend Stunden Arbeit investiert, um die drohenden Einschnitte für den ÖPNV, die Umwelt, das Stadtbild, die Privatsphäre von Anwohnern und die Finanzsituation der Stadt Wuppertal zu analysieren und aufzuzeigen.

Fast zwei Jahre später wurde nun von der Wuppertaler Verwaltung endlich die Standardisierte Bewertung veröffentlicht, in der Kosten und Nutzen der Seilbahn gegeneinander abgewogen werden sollen. Versprochen war diese bereits im Vorfeld zum Bürgerbeteiligungsverfahren im letzten Jahr, was jedoch aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen scheiterte. Ohne dieses wichtige Dokument hätte das Bürgergutachten eigentlich nie erstellt werden dürfen, die Stadt Wuppertal und Bürgerbeteiligungsdezernent Herr Paschalis hielten jedoch daran fest und opferten die Zeit der Bürgergutachter ohne grundlegende Zahlen vorweisen zu können.

Nachdem Ende letzter Woche die Standardisierte Bewertung und weitere Dokumente aus internen Kreisen des Rathauses noch vor offizieller Bekanntgabe an den Verein Pro-Seilbahn und von diesem an die Öffentlichkeit getragen wurden, konnte der Verein SBFW sich bereits intensiv mit den Dokumenten auseinandersetzen.

Wie von SBFW befürchtet, finden sich in der Standardisierten Bewertung keine Angaben zu

  • den zugrundeliegenden Reisezeiten,
  • den daraus resultierenden Reisezeiteneinsparungen, und
  • den Gründen bzw. Attraktivitätssteigerungen, die den Umstieg von Auto auf ÖPNV mit Seilbahn hervorrufen.

An allen entscheidenden Stellen wurden in der von der Firma Spiekermann Consulting Engineers durchgeführten Standardisierten Bewertung, entsprechende Parameter zu Gunsten der Seilbahn und in keinster Weise kritisch ausgelegt. So sieht keine objektive Bewertung aus.

Differenziert betrachtet und nachgearbeitet werden sollten beispielsweise folgende Punkte, die erheblichen Einfluss auf das Endergebnis der Bewertung hätten:

  • Die Annahme einer Abschreibungszeit von 50 Jahren, trotz notwendigen Austauschs von großen Teilen des Seilbahnequipments nach spätestens 30 Jahren, ist in diesem Zusammenhang unseriös.
  • Die Annahme, dass Studierende an 250 oder mehr Tagen im Jahr zu Universität fahren, ist richtig im Sinne der Standardisierten Bewertung, geht aber an der Realität vorbei. Im Jahr gibt es nur 140 Vorlesungstage und viele Curricula sind darüber hinaus auf vier-Tage-Wochen ausgelegt.
  • Die Annahme, dass es mit 33% bis 67% Buskürzungen in der Südstadt keinen Fahrgastrückgang im ÖPNV und dadurch bedingt keinen Auto-Mehrverkehr gibt, widerspricht den bisherigen verkehrswissenschaftlichen Erkenntnissen.
  • Letztendlich bedeutet die Planung mit drei Bediensteten an vier Einstiegsstellen  einen automatisierten Betrieb an mindestens einer Einstiegsstelle, dessen Risiko und deren Kosten nirgends bewertet wurde.

Spiekermann Consulting weist an vielen Stellen darauf hin, dass sie keinerlei Erfahrung mit Seilbahnen haben und sich daher bei diversen Aspekten an Aussagen von Arno Schweiger (www.Seilbahnprofi.de) orientieren, welcher im Auftrag der WSW die Wuppertaler Seilbahn-Planung erstellt hat.

SBFW fordert entsprechende Transparenz des Verfahrens und die Überarbeitung der kritischen Punkte.

Um einen ersten Eindruck über die Auswirkungen der Eingangsparameter zu gewinnen, haben wir auf Excel-Basis ein Tool zur Berechnung des Nutzen-Kosten-Indikators bereitgestellt: Standardisierte Bewertung Seilbahn_2017-04-03