Kritik an Seilbahnprojeken nicht nur in Wuppertal

Auch außerhalb von Wuppertal wird darüber diskutiert, Seilbahnen zu bauen. Und es gibt auch Kritik und Widerstand. Nachfolgend finden Sie drei Beispiele mit Kritik an Seilbahnen in ganz unterschiedlichen Bereichen:

Seilbahn Bonn
In Bonn ist eine innerstädtische Seilbahn auf den Venusberg im Gespräch. Wie der Bonner General-Anzeiger berichtet, nimmt nun die Kritik an dieser Idee zu. Die Stadt Bonn hat ein öffentliches Diskussionsforum gestartet. Nachdem in den vergangenen Monaten die möglichen Trassenverläufe vorgestellt wurden, nehmen die kritischen Einträge in dieses Forum zu. Eine unabhängige Umfrage ergab eine Zustimmung für die Bonner Seilbahnidee von nur 36 Prozent.

Schönau im Schwarzwald
Es soll eine bestehende Anlage, die Belchen-Seilbahn, verlängert werden. Damit würde der Ort Schönau direkt an das Ski- und Wandergebiet Belchen angebunden. Die wesentlichen Kritikpunkte hier sind Nachteile für Bürger und für die Natur, wie örtliche Lokalzeitungen berichten. Konkret werden der Eingriff in die Natur und die Zunahme von Verkehr von einer neu gegründeten Bürgerinitiative als Kritikpunkte genannt. Diese Nachteile könnten zudem den Tourismus negativ beeinflussen.

Wattenmeerinsel Baltrum
Hier gab es die Idee, Baltrum durch eine Seilbahn mit dem Festland zu verbinden und damit die Fährverbindung zu ersetzen. Das Projekt hätte 20 Millionen Euro gekostet, wurde aber durch den Rat der Gemeinde Baltrum mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Die Kritik am Projekt wurde mit folgendem Video der Sendung „extra 3“ des Norddeutschen Rundfunks (NDR) zusammengefasst.

Buskürzungen „Unter der Trasse“

Im Bürgerbeteiligungsverfahren Ende September wurde den Teilnehmern der aktuelle Stand der Planungen in Form von mehreren Präsentationen vorgestellt. Die gezeigten Folien stehen auf der Projektseite Seilbahn2025.de bzw. auf der Internetseite des Dezernats für Bürgerbeteiligung zur Verfügung. Dazu zählt auch die von der Planungs-Gesellschaft Verkehr (PGV Köln) erstellte Darstellung veränderter Fahrgastzahlen infolge der Errichtung einer Seilbahn Hbf – Uni – Küllenhahn.

Darin wird dargestellt, welche Anpassungen im Busnetz als direkte Folge einer Seilbahn in der Südstadt mit aktuell geplantem Trassenverlauf zu erwarten sind. Wir haben die Auswirkungen einer Seilbahn für den ÖPNV in der Südstadt kurz zusammengefasst. Nachstehend finden Sie eine Auflistung der Buskürzungen. Alle von der PGV Köln gemachten  Angaben beziehen sich auf die Hauptverkehrszeiten (wochentags von 06:30 – 08:30 Uhr und 12:30 – 18:30 Uhr)

 

Folgende Buslinien würden eine Kürzung von 33 Prozent erfahren. Das heißt , dass aktuell drei Fahrten pro Stunde (jeweils alle 20 Minuten) durchgeführt werden. Mit der Seilbahn wären es zwei Fahrten pro Stunde und Richtung (jeweils alle 30 Minuten).

Buslinie 603: Hauptbahnhof – Campus Freudenberg

Buslinie 613: Hauptbahnhof – Schulzentrum Süd

Buslinie 615: Hauptbahnhof – Remscheid

Buslinie 623: Hauptbahnhof – Arrenberg/Villa Media

Buslinie 625: Hauptbahnhof – Sudberg

Buslinie 635: Hauptbahnhof – Mastweg

 

Komplett entfallen würden die folgenden Buslinien:

Buslinie 645: Hauptbahnhof – Schulzentrum Süd

Buslinie CE 64: Hauptbahnhof – Hahnerberger Straße

Buslinie CE 65: Hauptbahnhof – Hahnerberger Straße

Einsatzbus Uni-Express: Hauptbahnhof – Campus Grifflenberg

 

Reduktion auf eine Fahrt pro Stunde:

Einsatzbus: Hauptbahnhof – Campus Grifflenberg – Campus Freudenberg
Aktuell sind es sechs Fahrten zwischen 07: 30 und 08:30

 

Demnach wären Buslinien in der gesamten Südstadt betroffen, auch wenn diese nicht im unmittelbaren Einzugsbereich der Seilbahn liegen würden. An den oben genannten Linien ist mit einer Angebotskürzung von mindestens 33 Prozent zu rechnen. An einigen Haltestellen wären jedoch noch umfangreichere Kürzungen zu erwarten.

Die Haltestellen Im Johannistal, Karl-Theodor-Straße und Worringer Straße würden in der Stoßzeit nur noch zwei Busse anfahren. Aktuell sind es sechs Busse (-66 %).

Die Haltestellen am  Campus Freudenberg würden mit der Seilbahn drei während der Hauptverkehrszeit drei mal pro Stunde angefahren werden. Aktuell sind es bis zu 8 Busse pro Stunde (zu Vorlesungsbeginn). Das entspricht einer Reduktion von 62,5 Prozent.

Alle von der PGV Köln genannten Anpassungen im Busnetz sollen laut der im Rahmen des Bürgerbeteiligungsverfahrens veröffentlichten wirtschaftlichen Bewertung der WSW (Seilbahn2025.de)  zu einer Kostenreduktion von 1,8 Millionen Euro beitragen, um den Betrieb der Seilbahn finanzieren zu können.

Mit der Information aus beiden Präsentationen bleiben jedoch noch Fragen offen:

Welche Anpassungen wird es im Busnetz außerhalb der Hauptverkehrszeiten geben?

Wieso sinkt das Fahrgastaufkommen am Arrenberg, wenn eine Seilbahn in 1,5 Kilometer Entfernung gebaut wird?

Warum würde der Campus Freudenberg deutlich seltener angefahren, obwohl das Fahrgastaufkommen mit der Seilbahn sogar steigen würde?

Viele Buslinien führen vom Hauptbahnhof weiter in nördliche Richtung. Welche Auswirkung haben die oben genannten Kürzungen auf diese Verbindungen?

PGV Köln hat auch die Auswirkungen auf den Bereich Küllenhahn und Cronenberg aufgezeigt. Eine Zusammenfassung lesen Sie in Kürze an dieser Stelle.

Nach Bürgerbeteiligung: Ergebnis der Umfrage aus der Wuppertaler Rundschau

Das Thema Seilbahn polarisiert und interessiert in Wuppertal viele Bürger. Das zeigt sich beispielsweise an den Online-Umfragen der Wuppertaler Rundschau. Bei jeder Umfrage zum Thema gab es bisher jedes mal eine hohe Beteiligung. Egal, ob dabei nach der Meinung über die eigentliche Seilbahnidee, über die Kritik der Anwohner und unserer Bürgerinitiative oder über die Chancen des Projektes nach dem Rechtsgutachten gefragt wurde.

Heute hat die Wuppertaler Rundschau in ihrer Samstagsausgabe das Ergebnis einer weiteren Umfrage veröffentlicht. Diesmal wurde nach der Meinung zum Projekt nach dem Bürgerbeteiligungsverfahren Ende September gefragt. Die Frage lautete:

Ist das Seilbahn-Projekt auf einem guten Weg?

Darauf antworteten 16,5 Prozent mit:
Ja, mit der Zustimmung aus dem Bürgergutachten ist ein wichtiges Etappenziel erreicht.

83,5 Prozent wählten die Antwort:
Nein, die Faktenlage lässt das Vorhaben als aussichtslos erscheinen.

Bei insgesamt 454 abgegebenen Stimmen antworteten 75 mit ja und 379 mit nein. Das Ergebnis zeigt, dass die Seilbahnidee in Wuppertal weiterhin auch kritisch gesehen wird.

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Reaktionen nach dem Bürgergutachten in der lokalen Presse haben wir in unserem Pressespiegel zusammengestellt.